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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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Endlich rückte der strenge Tag heran, da
ich mit meinem Manne unter Seegel zu gehen,
uns beyde nicht länger entbrechen konten, dero-
wegen machten wir noch eine kurtze Disposition,
nach gehaltener fernerer Verabredung auf alle
Fälle mit unserer lieben Mutter, und giengen in
GOttes Nahmen unter Seegel, waren auch so
glücklich in der Gegend des grünen Vorgebürges
anzulangen, ohne vom Sturm und Wetter befal-
len zu werden, biß uns endlich 3. Barbarische Schif-
fe auf einmahl überfielen, und mit alleräusersten
Gewalt zum Treffen zwungen. Zwar hätte ich
fast glauben sollen, wir hätten ihnen noch bey gu-
ter Zeit entkommen können, zumahlen, da sie
meinen Gedancken nach, eine ziemlich billige For-
derung an uns thaten, allein mein Mann war,
wenn ich es deutlich sagen soll, ein wenig zu hitzig,
und hielt mit behertztem Muthe Stand, ohnge-
achtet er sich weit übermannet sahe, und eben die-
ses hat ihm sein, mir sehr kostbares Leben, geko-
stet, indem ihm eine Canonen-Kugel den Kopff
abgerissen. Jch gerieth demnach in die Barbari-
sche Sclaverey, zusammt allen den Meinigen,
habe es aber den beyden Herrn Capitains Horn
zu dancken, daß sie uns nebst vielen andern Chri-
sten-Sclaven erlöset, wiewohl ich den Barbaren
eben nicht nachsagen kan, daß sie mir und den
Meinigen viel Uberlast gethan hätten, allein die-
ses hatte seine besondern Ursachen, indem ich ihnen
nicht allein eine ziemlich starcke Summe Ranzi-
on-Gelder so gleich versichert und verschrieben,
sondern ein weit mehrers zu thun versprach, wenn

sie

Endlich ruͤckte der ſtrenge Tag heran, da
ich mit meinem Manne unter Seegel zu gehen,
uns beyde nicht laͤnger entbrechen konten, dero-
wegen machten wir noch eine kurtze Diſpoſition,
nach gehaltener fernerer Verabredung auf alle
Faͤlle mit unſerer lieben Mutter, und giengen in
GOttes Nahmen unter Seegel, waren auch ſo
gluͤcklich in der Gegend des gruͤnen Vorgebuͤrges
anzulangen, ohne vom Sturm und Wetter befal-
len zu werden, biß uns endlich 3. Barbariſche Schif-
fe auf einmahl uͤberfielen, und mit alleraͤuſerſten
Gewalt zum Treffen zwungen. Zwar haͤtte ich
faſt glauben ſollen, wir haͤtten ihnen noch bey gu-
ter Zeit entkommen koͤnnen, zumahlen, da ſie
meinen Gedancken nach, eine ziemlich billige For-
derung an uns thaten, allein mein Mann war,
wenn ich es deutlich ſagen ſoll, ein wenig zu hitzig,
und hielt mit behertztem Muthe Stand, ohnge-
achtet er ſich weit uͤbermannet ſahe, und eben die-
ſes hat ihm ſein, mir ſehr koſtbares Leben, geko-
ſtet, indem ihm eine Canonen-Kugel den Kopff
abgeriſſen. Jch gerieth demnach in die Barbari-
ſche Sclaverey, zuſammt allen den Meinigen,
habe es aber den beyden Herrn Capitains Horn
zu dancken, daß ſie uns nebſt vielen andern Chri-
ſten-Sclaven erloͤſet, wiewohl ich den Barbaren
eben nicht nachſagen kan, daß ſie mir und den
Meinigen viel Uberlaſt gethan haͤtten, allein die-
ſes hatte ſeine beſondern Urſachen, indem ich ihnen
nicht allein eine ziemlich ſtarcke Summe Ranzi-
on-Gelder ſo gleich verſichert und verſchrieben,
ſondern ein weit mehrers zu thun verſprach, wenn

ſie
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[230/0240] Endlich ruͤckte der ſtrenge Tag heran, da ich mit meinem Manne unter Seegel zu gehen, uns beyde nicht laͤnger entbrechen konten, dero- wegen machten wir noch eine kurtze Diſpoſition, nach gehaltener fernerer Verabredung auf alle Faͤlle mit unſerer lieben Mutter, und giengen in GOttes Nahmen unter Seegel, waren auch ſo gluͤcklich in der Gegend des gruͤnen Vorgebuͤrges anzulangen, ohne vom Sturm und Wetter befal- len zu werden, biß uns endlich 3. Barbariſche Schif- fe auf einmahl uͤberfielen, und mit alleraͤuſerſten Gewalt zum Treffen zwungen. Zwar haͤtte ich faſt glauben ſollen, wir haͤtten ihnen noch bey gu- ter Zeit entkommen koͤnnen, zumahlen, da ſie meinen Gedancken nach, eine ziemlich billige For- derung an uns thaten, allein mein Mann war, wenn ich es deutlich ſagen ſoll, ein wenig zu hitzig, und hielt mit behertztem Muthe Stand, ohnge- achtet er ſich weit uͤbermannet ſahe, und eben die- ſes hat ihm ſein, mir ſehr koſtbares Leben, geko- ſtet, indem ihm eine Canonen-Kugel den Kopff abgeriſſen. Jch gerieth demnach in die Barbari- ſche Sclaverey, zuſammt allen den Meinigen, habe es aber den beyden Herrn Capitains Horn zu dancken, daß ſie uns nebſt vielen andern Chri- ſten-Sclaven erloͤſet, wiewohl ich den Barbaren eben nicht nachſagen kan, daß ſie mir und den Meinigen viel Uberlaſt gethan haͤtten, allein die- ſes hatte ſeine beſondern Urſachen, indem ich ihnen nicht allein eine ziemlich ſtarcke Summe Ranzi- on-Gelder ſo gleich verſichert und verſchrieben, ſondern ein weit mehrers zu thun verſprach, wenn ſie

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/240>, abgerufen am 04.05.2024.