Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

sondere Nachricht: daß die Entleibung der Fran-
zösin so wohl als auch des Franzosen nicht allein
in der gantzen Stadt, sondern auch bereits bey Ho-
fe ruchtbar worden, indem die Wirthin und Do-
mestiqu
en des Logis, worinnen die Französische
Comoediantin logirt, alles umständlich erzäh-
len, und eydlich bekräfftigen müssen, jedoch hätten
Jhro Majestat der König selbst sich dergestalt al-
lergnädigst verlauten lassen: Man müsse bey
der angegebenen
Delinquentin, znmahlen,
da sie eine gebohrne vornehme Engelände-
rin wäre, die Sache recht wohl untersuchen,
indem Allerhöchst-Dieselben vor dießmahl
gewisser Ursachen und Umstände wegen lie-
ber Gnade als Recht ergehen zu lassen, ge-
sonnen wären etc.

Dieses war nun schon ein ziemlich starcker
Trost vor mich und meine Mutter, den uns dieser
Freund zum ersten mahle brachte, allein der ehrli-
che Mensch dienete uns in weit mehrern Stücken,
denn da ihm meine |Mutter das Geheimniß we-
gen unserer starcken Schuld-Forderungen entdeck-
te, war seine erste Anfrage diese: Ob er, wenn er
auch nur die Helffte davon ausgeklagt, auch mich
zur Gemahlin haben solte? welches denn meine
Mutter und auch ich ihm mit Hand und Mund
versprachen. Demnach war Barley vollkommen
wohl mit uns zufrieden, und ließ sich unsere Ge-
schäffte dergestalt angelegen seyn, daß er weder
Tag noch Nacht Ruhe hatte, biß er, versprochener
Maassen, die Helffte unserer Forderungen ausge-
klagt, und noch ein weit mehreres, welches alles er

denn

ſondere Nachricht: daß die Entleibung der Fran-
zoͤſin ſo wohl als auch des Franzoſen nicht allein
in der gantzen Stadt, ſondern auch bereits bey Ho-
fe ruchtbar worden, indem die Wirthin und Do-
meſtiqu
en des Logis, worinnen die Franzoͤſiſche
Comœdiantin logirt, alles umſtaͤndlich erzaͤh-
len, und eydlich bekraͤfftigen muͤſſen, jedoch haͤtten
Jhro Majeſtat der Koͤnig ſelbſt ſich dergeſtalt al-
lergnaͤdigſt verlauten laſſen: Man muͤſſe bey
der angegebenen
Delinquentin, znmahlen,
da ſie eine gebohrne vornehme Engelaͤnde-
rin waͤre, die Sache recht wohl unterſuchen,
indem Allerhoͤchſt-Dieſelben vor dießmahl
gewiſſer Urſachen und Umſtaͤnde wegen lie-
ber Gnade als Recht ergehen zu laſſen, ge-
ſonnen waͤren ꝛc.

Dieſes war nun ſchon ein ziemlich ſtarcker
Troſt vor mich und meine Mutter, den uns dieſer
Freund zum erſten mahle brachte, allein der ehrli-
che Menſch dienete uns in weit mehrern Stuͤcken,
denn da ihm meine |Mutter das Geheimniß we-
gen unſerer ſtarcken Schuld-Forderungen entdeck-
te, war ſeine erſte Anfrage dieſe: Ob er, wenn er
auch nur die Helffte davon ausgeklagt, auch mich
zur Gemahlin haben ſolte? welches denn meine
Mutter und auch ich ihm mit Hand und Mund
verſprachen. Demnach war Barley vollkommen
wohl mit uns zufrieden, und ließ ſich unſere Ge-
ſchaͤffte dergeſtalt angelegen ſeyn, daß er weder
Tag noch Nacht Ruhe hatte, biß er, verſprochener
Maaſſen, die Helffte unſerer Forderungen ausge-
klagt, und noch ein weit mehreres, welches alles er

denn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0236" n="226"/>
&#x017F;ondere Nachricht: daß die Entleibung der Fran-<lb/>
zo&#x0364;&#x017F;in &#x017F;o wohl als auch des Franzo&#x017F;en nicht allein<lb/>
in der gantzen Stadt, &#x017F;ondern auch bereits bey Ho-<lb/>
fe ruchtbar worden, indem die Wirthin und <hi rendition="#aq">Do-<lb/>
me&#x017F;tiqu</hi>en des <hi rendition="#aq">Logis,</hi> worinnen die Franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che<lb/><hi rendition="#aq">Com&#x0153;diant</hi>in <hi rendition="#aq">logir</hi>t, alles um&#x017F;ta&#x0364;ndlich erza&#x0364;h-<lb/>
len, und eydlich bekra&#x0364;fftigen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, jedoch ha&#x0364;tten<lb/>
Jhro Maje&#x017F;tat der Ko&#x0364;nig &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ich derge&#x017F;talt al-<lb/>
lergna&#x0364;dig&#x017F;t verlauten la&#x017F;&#x017F;en: <hi rendition="#fr">Man mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e bey<lb/>
der angegebenen</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Delinquent</hi></hi><hi rendition="#fr">in, znmahlen,<lb/>
da &#x017F;ie eine gebohrne vornehme Engela&#x0364;nde-<lb/>
rin wa&#x0364;re, die Sache recht wohl unter&#x017F;uchen,<lb/>
indem Allerho&#x0364;ch&#x017F;t-Die&#x017F;elben vor dießmahl<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;er Ur&#x017F;achen und Um&#x017F;ta&#x0364;nde wegen lie-<lb/>
ber Gnade als Recht ergehen zu la&#x017F;&#x017F;en, ge-<lb/>
&#x017F;onnen wa&#x0364;ren &#xA75B;c.</hi></p><lb/>
        <p>Die&#x017F;es war nun &#x017F;chon ein ziemlich &#x017F;tarcker<lb/>
Tro&#x017F;t vor mich und meine Mutter, den uns die&#x017F;er<lb/>
Freund zum er&#x017F;ten mahle brachte, allein der ehrli-<lb/>
che Men&#x017F;ch dienete uns in weit mehrern Stu&#x0364;cken,<lb/>
denn da ihm meine |Mutter das Geheimniß we-<lb/>
gen un&#x017F;erer &#x017F;tarcken Schuld-Forderungen entdeck-<lb/>
te, war &#x017F;eine er&#x017F;te Anfrage die&#x017F;e: Ob er, wenn er<lb/>
auch nur die Helffte davon ausgeklagt, auch mich<lb/>
zur Gemahlin haben &#x017F;olte? welches denn meine<lb/>
Mutter und auch ich ihm mit Hand und Mund<lb/>
ver&#x017F;prachen. Demnach war Barley vollkommen<lb/>
wohl mit uns zufrieden, und ließ &#x017F;ich un&#x017F;ere Ge-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;ffte derge&#x017F;talt angelegen &#x017F;eyn, daß er weder<lb/>
Tag noch Nacht Ruhe hatte, biß er, ver&#x017F;prochener<lb/>
Maa&#x017F;&#x017F;en, die Helffte un&#x017F;erer Forderungen ausge-<lb/>
klagt, und noch ein weit mehreres, welches alles er<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">denn</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[226/0236] ſondere Nachricht: daß die Entleibung der Fran- zoͤſin ſo wohl als auch des Franzoſen nicht allein in der gantzen Stadt, ſondern auch bereits bey Ho- fe ruchtbar worden, indem die Wirthin und Do- meſtiquen des Logis, worinnen die Franzoͤſiſche Comœdiantin logirt, alles umſtaͤndlich erzaͤh- len, und eydlich bekraͤfftigen muͤſſen, jedoch haͤtten Jhro Majeſtat der Koͤnig ſelbſt ſich dergeſtalt al- lergnaͤdigſt verlauten laſſen: Man muͤſſe bey der angegebenen Delinquentin, znmahlen, da ſie eine gebohrne vornehme Engelaͤnde- rin waͤre, die Sache recht wohl unterſuchen, indem Allerhoͤchſt-Dieſelben vor dießmahl gewiſſer Urſachen und Umſtaͤnde wegen lie- ber Gnade als Recht ergehen zu laſſen, ge- ſonnen waͤren ꝛc. Dieſes war nun ſchon ein ziemlich ſtarcker Troſt vor mich und meine Mutter, den uns dieſer Freund zum erſten mahle brachte, allein der ehrli- che Menſch dienete uns in weit mehrern Stuͤcken, denn da ihm meine |Mutter das Geheimniß we- gen unſerer ſtarcken Schuld-Forderungen entdeck- te, war ſeine erſte Anfrage dieſe: Ob er, wenn er auch nur die Helffte davon ausgeklagt, auch mich zur Gemahlin haben ſolte? welches denn meine Mutter und auch ich ihm mit Hand und Mund verſprachen. Demnach war Barley vollkommen wohl mit uns zufrieden, und ließ ſich unſere Ge- ſchaͤffte dergeſtalt angelegen ſeyn, daß er weder Tag noch Nacht Ruhe hatte, biß er, verſprochener Maaſſen, die Helffte unſerer Forderungen ausge- klagt, und noch ein weit mehreres, welches alles er denn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/236
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/236>, abgerufen am 04.05.2024.