Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

wurde. Folgende Tage über liessen sich die Frem-
den von den Unsrigen auf der Jnsul in allen
Pflantz-Städten herum spatzieren führen, da sie
denn viele Merckwürdigkeiten und Seltenheiten
ungemein bewundert, endlich aber, da Capitain
Horn Sen. das Commando und die Visitation
auf der kleinen Jnsul zum ersten mahle auf eine
Woche übernehmen wolte, reiseten nebst dem Re-
gent
en die meisten von den grauen Häuptern und
Vorstehern auch mit, ingleichen blieben die Herrn
Geistlichen nicht zurücke, ja es folgten ihnen auch
eine ziemliche Anzahl Groß-Felsenburger, so daß
unsere Jnsul in langer Zeit nicht so leer von Leu-
ten gewesen, als damahls. Wie nun der Capi-
tain
Horn Jun. voraus gegangen, um uns zu
empfangen, als wurden, so bald wir aus den Boo-
ten stiegen, 50. Canonen gelöset, nachhero aber
von der in Ordnung gestelleten Mannschafft eine
3. mahlige Salve gegeben.

Wir bewunderten, daß unsere Gäste binnen
so wenig Tagen alles nach ihrer schönsten und be-
sten Bequemlichkeit eingerichtet, indem sie nicht
nur so viele zierliche Hütten erbauet, sondern auch
auf verschiedenen grünen Plätzen, 12. biß 16.
Taffeln von Bauholtz und Bretern aufgerichtet,
so, daß wir sie mit gröster Lust nach ihrem Appe-
tit
e daran speisen sahen. Nachdem sie sich wohl
gesättiget, und auch den Wein und Brandtewein
darbey, nach eines jeden Belieben, nicht vergessen,
vertheileten sie sich in Hauffen, und fiengen aller-
hand Lust-Spiele an, deren einige so poßirlich her-
aus kamen, daß sich der Regente und die grauen

Häup-

wurde. Folgende Tage uͤber lieſſen ſich die Frem-
den von den Unſrigen auf der Jnſul in allen
Pflantz-Staͤdten herum ſpatzieren fuͤhren, da ſie
denn viele Merckwuͤrdigkeiten und Seltenheiten
ungemein bewundert, endlich aber, da Capitain
Horn Sen. das Commando und die Viſitation
auf der kleinen Jnſul zum erſten mahle auf eine
Woche uͤbernehmen wolte, reiſeten nebſt dem Re-
gent
en die meiſten von den grauen Haͤuptern und
Vorſtehern auch mit, ingleichen blieben die Herrn
Geiſtlichen nicht zuruͤcke, ja es folgten ihnen auch
eine ziemliche Anzahl Groß-Felſenburger, ſo daß
unſere Jnſul in langer Zeit nicht ſo leer von Leu-
ten geweſen, als damahls. Wie nun der Capi-
tain
Horn Jun. voraus gegangen, um uns zu
empfangen, als wurden, ſo bald wir aus den Boo-
ten ſtiegen, 50. Canonen geloͤſet, nachhero aber
von der in Ordnung geſtelleten Mannſchafft eine
3. mahlige Salve gegeben.

Wir bewunderten, daß unſere Gaͤſte binnen
ſo wenig Tagen alles nach ihrer ſchoͤnſten und be-
ſten Bequemlichkeit eingerichtet, indem ſie nicht
nur ſo viele zierliche Huͤtten erbauet, ſondern auch
auf verſchiedenen gruͤnen Plaͤtzen, 12. biß 16.
Taffeln von Bauholtz und Bretern aufgerichtet,
ſo, daß wir ſie mit groͤſter Luſt nach ihrem Appe-
tit
e daran ſpeiſen ſahen. Nachdem ſie ſich wohl
geſaͤttiget, und auch den Wein und Brandtewein
darbey, nach eines jeden Belieben, nicht vergeſſen,
vertheileten ſie ſich in Hauffen, und fiengen aller-
hand Luſt-Spiele an, deren einige ſo poßirlich her-
aus kamen, daß ſich der Regente und die grauen

Haͤup-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0215" n="205"/>
wurde. Folgende Tage u&#x0364;ber lie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich die Frem-<lb/>
den von den Un&#x017F;rigen auf der Jn&#x017F;ul in allen<lb/>
Pflantz-Sta&#x0364;dten herum &#x017F;patzieren fu&#x0364;hren, da &#x017F;ie<lb/>
denn viele Merckwu&#x0364;rdigkeiten und Seltenheiten<lb/>
ungemein bewundert, endlich aber, da <hi rendition="#aq">Capitain</hi><lb/>
Horn <hi rendition="#aq">Sen.</hi> das <hi rendition="#aq">Commando</hi> und die <hi rendition="#aq">Vi&#x017F;itati</hi>on<lb/>
auf der kleinen Jn&#x017F;ul zum er&#x017F;ten mahle auf eine<lb/>
Woche u&#x0364;bernehmen wolte, rei&#x017F;eten neb&#x017F;t dem <hi rendition="#aq">Re-<lb/>
gent</hi>en die mei&#x017F;ten von den grauen Ha&#x0364;uptern und<lb/>
Vor&#x017F;tehern auch mit, ingleichen blieben die Herrn<lb/>
Gei&#x017F;tlichen nicht zuru&#x0364;cke, ja es folgten ihnen auch<lb/>
eine ziemliche Anzahl Groß-Fel&#x017F;enburger, &#x017F;o daß<lb/>
un&#x017F;ere Jn&#x017F;ul in langer Zeit nicht &#x017F;o leer von Leu-<lb/>
ten gewe&#x017F;en, als damahls. Wie nun der <hi rendition="#aq">Capi-<lb/>
tain</hi> Horn <hi rendition="#aq">Jun.</hi> voraus gegangen, um uns zu<lb/>
empfangen, als wurden, &#x017F;o bald wir aus den Boo-<lb/>
ten &#x017F;tiegen, 50. <hi rendition="#aq">Canon</hi>en gelo&#x0364;&#x017F;et, nachhero aber<lb/>
von der in Ordnung ge&#x017F;telleten Mann&#x017F;chafft eine<lb/>
3. mahlige <hi rendition="#aq">Salve</hi> gegeben.</p><lb/>
        <p>Wir bewunderten, daß un&#x017F;ere Ga&#x0364;&#x017F;te binnen<lb/>
&#x017F;o wenig Tagen alles nach ihrer &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten und be-<lb/>
&#x017F;ten Bequemlichkeit eingerichtet, indem &#x017F;ie nicht<lb/>
nur &#x017F;o viele zierliche Hu&#x0364;tten erbauet, &#x017F;ondern auch<lb/>
auf ver&#x017F;chiedenen gru&#x0364;nen Pla&#x0364;tzen, 12. biß 16.<lb/>
Taffeln von Bauholtz und Bretern aufgerichtet,<lb/>
&#x017F;o, daß wir &#x017F;ie mit gro&#x0364;&#x017F;ter Lu&#x017F;t nach ihrem <hi rendition="#aq">Appe-<lb/>
tit</hi>e daran &#x017F;pei&#x017F;en &#x017F;ahen. Nachdem &#x017F;ie &#x017F;ich wohl<lb/>
ge&#x017F;a&#x0364;ttiget, und auch den Wein und Brandtewein<lb/>
darbey, nach eines jeden Belieben, nicht verge&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
vertheileten &#x017F;ie &#x017F;ich in Hauffen, und fiengen aller-<lb/>
hand Lu&#x017F;t-Spiele an, deren einige &#x017F;o poßirlich her-<lb/>
aus kamen, daß &#x017F;ich der <hi rendition="#aq">Regent</hi>e und die grauen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ha&#x0364;up-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[205/0215] wurde. Folgende Tage uͤber lieſſen ſich die Frem- den von den Unſrigen auf der Jnſul in allen Pflantz-Staͤdten herum ſpatzieren fuͤhren, da ſie denn viele Merckwuͤrdigkeiten und Seltenheiten ungemein bewundert, endlich aber, da Capitain Horn Sen. das Commando und die Viſitation auf der kleinen Jnſul zum erſten mahle auf eine Woche uͤbernehmen wolte, reiſeten nebſt dem Re- genten die meiſten von den grauen Haͤuptern und Vorſtehern auch mit, ingleichen blieben die Herrn Geiſtlichen nicht zuruͤcke, ja es folgten ihnen auch eine ziemliche Anzahl Groß-Felſenburger, ſo daß unſere Jnſul in langer Zeit nicht ſo leer von Leu- ten geweſen, als damahls. Wie nun der Capi- tain Horn Jun. voraus gegangen, um uns zu empfangen, als wurden, ſo bald wir aus den Boo- ten ſtiegen, 50. Canonen geloͤſet, nachhero aber von der in Ordnung geſtelleten Mannſchafft eine 3. mahlige Salve gegeben. Wir bewunderten, daß unſere Gaͤſte binnen ſo wenig Tagen alles nach ihrer ſchoͤnſten und be- ſten Bequemlichkeit eingerichtet, indem ſie nicht nur ſo viele zierliche Huͤtten erbauet, ſondern auch auf verſchiedenen gruͤnen Plaͤtzen, 12. biß 16. Taffeln von Bauholtz und Bretern aufgerichtet, ſo, daß wir ſie mit groͤſter Luſt nach ihrem Appe- tite daran ſpeiſen ſahen. Nachdem ſie ſich wohl geſaͤttiget, und auch den Wein und Brandtewein darbey, nach eines jeden Belieben, nicht vergeſſen, vertheileten ſie ſich in Hauffen, und fiengen aller- hand Luſt-Spiele an, deren einige ſo poßirlich her- aus kamen, daß ſich der Regente und die grauen Haͤup-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/215
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/215>, abgerufen am 22.11.2024.