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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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da die See-Räuber gar allzu sehr kläglich thaten,
über dieses uns auf ihre Art einen theuren Eyd schwu-
ren, an Gold, Silber und Waaren wenigstens des
Werths vor 3. Millionen Thaler auf unsere Schif-
fe zu liefern, um uns darein zu theilen, der Engels-
Mann auch vor das allerrathsamste hielte, nur im-
mer zu nehmen, was wir von ihnen kriegen könten,
und dieses Schelmen-Pack lauffen zu lassen, indem
sie ja doch nicht mehr im Stande wären, uns zu
beschädigen; so gab ich endlich meinen Willen auch
darein, daß sie die Canonen, Gewehr, die Helff-
te der Ammunition, und dergleichen zum Kriegs-
Wesen gehörige Zeug behalten solten, hergegen mu-
sten sie uns gleich auf offenbarer See ausliefern,
was sie uns, dem Werthe nach, versprochen hatten,
welches denn von ihnen ohne ferneres Murren ge-
schahe, und musten wir gestehen, daß sie in diesem
Stücke redlich handelten, ja über das bestimmte
Quantum noch eine und andere treffliche Sachen
uns, so zu sagen, noch zum Geschencke anbothen;
allein, um ihnen zu zeigen, daß wir nicht so hungrig,
wie sie, und nur je eher je lieber von ihnen hinweg
zu kommen wünschten, liessen wir ein vieles zurücke
in ihren Händen, das wir noch wohl hätten mitneh-
men und gebrauchen können.

Jch glaube, die armen Räuber mochten wohl
recht froh seyn, daß sie noch so mit dem blauen Auge
darvon kommen, hielten sich auch nicht lange mehr
vor unsern Augen auf, sondern gaben ihren Schif-
fen die vollen Seelen, ohnfehlbar nach einer ihnen
wohlbekannten Räuber-Jnsul zu, wir hergegen,
da wir eine kleine unbewohnte Jnsul antraffen, auf

welcher

da die See-Raͤuber gar allzu ſehr klaͤglich thaten,
uͤber dieſes uns auf ihre Art einen theuren Eyd ſchwu-
ren, an Gold, Silber und Waaren wenigſtens des
Werths vor 3. Millionen Thaler auf unſere Schif-
fe zu liefern, um uns darein zu theilen, der Engels-
Mann auch vor das allerrathſamſte hielte, nur im-
mer zu nehmen, was wir von ihnen kriegen koͤnten,
und dieſes Schelmen-Pack lauffen zu laſſen, indem
ſie ja doch nicht mehr im Stande waͤren, uns zu
beſchaͤdigen; ſo gab ich endlich meinen Willen auch
darein, daß ſie die Canonen, Gewehr, die Helff-
te der Ammunition, und dergleichen zum Kriegs-
Weſen gehoͤrige Zeug behalten ſolten, hergegen mu-
ſten ſie uns gleich auf offenbarer See ausliefern,
was ſie uns, dem Werthe nach, verſprochen hatten,
welches denn von ihnen ohne ferneres Murren ge-
ſchahe, und muſten wir geſtehen, daß ſie in dieſem
Stuͤcke redlich handelten, ja uͤber das beſtimmte
Quantum noch eine und andere treffliche Sachen
uns, ſo zu ſagen, noch zum Geſchencke anbothen;
allein, um ihnen zu zeigen, daß wir nicht ſo hungrig,
wie ſie, und nur je eher je lieber von ihnen hinweg
zu kommen wuͤnſchten, lieſſen wir ein vieles zuruͤcke
in ihren Haͤnden, das wir noch wohl haͤtten mitneh-
men und gebrauchen koͤnnen.

Jch glaube, die armen Raͤuber mochten wohl
recht froh ſeyn, daß ſie noch ſo mit dem blauen Auge
darvon kommen, hielten ſich auch nicht lange mehr
vor unſern Augen auf, ſondern gaben ihren Schif-
fen die vollen Seelen, ohnfehlbar nach einer ihnen
wohlbekannten Raͤuber-Jnſul zu, wir hergegen,
da wir eine kleine unbewohnte Jnſul antraffen, auf

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[189/0199] da die See-Raͤuber gar allzu ſehr klaͤglich thaten, uͤber dieſes uns auf ihre Art einen theuren Eyd ſchwu- ren, an Gold, Silber und Waaren wenigſtens des Werths vor 3. Millionen Thaler auf unſere Schif- fe zu liefern, um uns darein zu theilen, der Engels- Mann auch vor das allerrathſamſte hielte, nur im- mer zu nehmen, was wir von ihnen kriegen koͤnten, und dieſes Schelmen-Pack lauffen zu laſſen, indem ſie ja doch nicht mehr im Stande waͤren, uns zu beſchaͤdigen; ſo gab ich endlich meinen Willen auch darein, daß ſie die Canonen, Gewehr, die Helff- te der Ammunition, und dergleichen zum Kriegs- Weſen gehoͤrige Zeug behalten ſolten, hergegen mu- ſten ſie uns gleich auf offenbarer See ausliefern, was ſie uns, dem Werthe nach, verſprochen hatten, welches denn von ihnen ohne ferneres Murren ge- ſchahe, und muſten wir geſtehen, daß ſie in dieſem Stuͤcke redlich handelten, ja uͤber das beſtimmte Quantum noch eine und andere treffliche Sachen uns, ſo zu ſagen, noch zum Geſchencke anbothen; allein, um ihnen zu zeigen, daß wir nicht ſo hungrig, wie ſie, und nur je eher je lieber von ihnen hinweg zu kommen wuͤnſchten, lieſſen wir ein vieles zuruͤcke in ihren Haͤnden, das wir noch wohl haͤtten mitneh- men und gebrauchen koͤnnen. Jch glaube, die armen Raͤuber mochten wohl recht froh ſeyn, daß ſie noch ſo mit dem blauen Auge darvon kommen, hielten ſich auch nicht lange mehr vor unſern Augen auf, ſondern gaben ihren Schif- fen die vollen Seelen, ohnfehlbar nach einer ihnen wohlbekannten Raͤuber-Jnſul zu, wir hergegen, da wir eine kleine unbewohnte Jnſul antraffen, auf welcher

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/199>, abgerufen am 06.05.2024.