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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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ten; Allein, das war unser Werck nicht, sondern
es hieß damahls: Friß Vogel, oder stirb! und
da auch einer von ihnen Mine machen wolte, den
Wind zu fassen, und das weiteste Ende zu suchen,
wurde ihm bald vorgebeuget, mithin beyde genöthi-
get, sich in darauf folgender Nacht auf Gnade und
Ungnade zu ergeben, denn es war ihnen, allem
Ansehen nach, ferner unmöglich, unser Feuer aus
zustehen. Wir thaten ihnen den Vorschlag, ent-
weder mit uns nach dem Cap, oder nach der Jnsul
St. Helena zu seegeln, allein es gefiel ihnen beydes
nicht, weilen sie so wohl an einem, als dem andern
Orte sich einer scharffen Züchtigung befürchten
mochten. Hergegen bathen sie uns nur inständig,
ihnen den Gefallen zu erweisen, und mit ihnen auf
eine kleine unbewohnte Jnsul zu seegeln, die wenige
Meilen von hier entfernet läge, daselbst wolten sie
sich auf eine raisonable Art und Weise mit uns ab-
finden, und um weiter nichts höher bitten, als daß
sie ihre Schiffe, Canonen und klein Gewehr behal-
ten dürfften, ingleichen eine zulängliche Menge
von Ammunition; Was aber ihr Waaren, Schätze
und Baarschafften anbelangete, so wolten sie uns
dieselben auf Treu und Glauben ausliefern, indem
sie dergleichen Zeug in der Kürtze wieder erlangen
könten, wenn sie nur wohl beschifft und wohl be-
wehrt blieben.

Mein Bruder wolte durchaus erstlich nicht
daran, daß man den Christen-Feinden Canonen,
Gewehr, Pulver und dergleichen zur Beschädi-
gung unserer Mit-Christen lassen, sondern dieses
alles lieber in den Abgrund versencken solte; Allein,

da

ten; Allein, das war unſer Werck nicht, ſondern
es hieß damahls: Friß Vogel, oder ſtirb! und
da auch einer von ihnen Mine machen wolte, den
Wind zu faſſen, und das weiteſte Ende zu ſuchen,
wurde ihm bald vorgebeuget, mithin beyde genoͤthi-
get, ſich in darauf folgender Nacht auf Gnade und
Ungnade zu ergeben, denn es war ihnen, allem
Anſehen nach, ferner unmoͤglich, unſer Feuer aus
zuſtehen. Wir thaten ihnen den Vorſchlag, ent-
weder mit uns nach dem Cap, oder nach der Jnſul
St. Helena zu ſeegeln, allein es gefiel ihnen beydes
nicht, weilen ſie ſo wohl an einem, als dem andern
Orte ſich einer ſcharffen Zuͤchtigung befuͤrchten
mochten. Hergegen bathen ſie uns nur inſtaͤndig,
ihnen den Gefallen zu erweiſen, und mit ihnen auf
eine kleine unbewohnte Jnſul zu ſeegeln, die wenige
Meilen von hier entfernet laͤge, daſelbſt wolten ſie
ſich auf eine raiſonable Art und Weiſe mit uns ab-
finden, und um weiter nichts hoͤher bitten, als daß
ſie ihre Schiffe, Canonen und klein Gewehr behal-
ten duͤrfften, ingleichen eine zulaͤngliche Menge
von Ammunition; Was aber ihr Waaren, Schaͤtze
und Baarſchafften anbelangete, ſo wolten ſie uns
dieſelben auf Treu und Glauben ausliefern, indem
ſie dergleichen Zeug in der Kuͤrtze wieder erlangen
koͤnten, wenn ſie nur wohl beſchifft und wohl be-
wehrt blieben.

Mein Bruder wolte durchaus erſtlich nicht
daran, daß man den Chriſten-Feinden Canonen,
Gewehr, Pulver und dergleichen zur Beſchaͤdi-
gung unſerer Mit-Chriſten laſſen, ſondern dieſes
alles lieber in den Abgrund verſencken ſolte; Allein,

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[188/0198] ten; Allein, das war unſer Werck nicht, ſondern es hieß damahls: Friß Vogel, oder ſtirb! und da auch einer von ihnen Mine machen wolte, den Wind zu faſſen, und das weiteſte Ende zu ſuchen, wurde ihm bald vorgebeuget, mithin beyde genoͤthi- get, ſich in darauf folgender Nacht auf Gnade und Ungnade zu ergeben, denn es war ihnen, allem Anſehen nach, ferner unmoͤglich, unſer Feuer aus zuſtehen. Wir thaten ihnen den Vorſchlag, ent- weder mit uns nach dem Cap, oder nach der Jnſul St. Helena zu ſeegeln, allein es gefiel ihnen beydes nicht, weilen ſie ſo wohl an einem, als dem andern Orte ſich einer ſcharffen Zuͤchtigung befuͤrchten mochten. Hergegen bathen ſie uns nur inſtaͤndig, ihnen den Gefallen zu erweiſen, und mit ihnen auf eine kleine unbewohnte Jnſul zu ſeegeln, die wenige Meilen von hier entfernet laͤge, daſelbſt wolten ſie ſich auf eine raiſonable Art und Weiſe mit uns ab- finden, und um weiter nichts hoͤher bitten, als daß ſie ihre Schiffe, Canonen und klein Gewehr behal- ten duͤrfften, ingleichen eine zulaͤngliche Menge von Ammunition; Was aber ihr Waaren, Schaͤtze und Baarſchafften anbelangete, ſo wolten ſie uns dieſelben auf Treu und Glauben ausliefern, indem ſie dergleichen Zeug in der Kuͤrtze wieder erlangen koͤnten, wenn ſie nur wohl beſchifft und wohl be- wehrt blieben. Mein Bruder wolte durchaus erſtlich nicht daran, daß man den Chriſten-Feinden Canonen, Gewehr, Pulver und dergleichen zur Beſchaͤdi- gung unſerer Mit-Chriſten laſſen, ſondern dieſes alles lieber in den Abgrund verſencken ſolte; Allein, da

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/198>, abgerufen am 06.05.2024.