sere Leute recht heldenmäßig gegen Sturm, Wind und Wetter setzten, und zwar vom Grösten biß zum Kleinesten, weilen wir sie beständig zur Tapfferkeit anreitzeten, auser dem aber Speise und Tranck ei- nem jeden gaben, wovon und wie viel er beliebte. Demnach spüreten wir zwar daß der hefftige Sturm sich legte, höreten aber auf etliche Meilen von uns ein starckes Canoniren in der See, welches von Morgen biß fast gegen Abend währete, und endlich, da wir schon mit anbrechendem Abend an Ort und Stelle dieses Streits kamen, erfuhren wir, daß ein Englisches Kauffarthey-Schiff von zweyen See-Räubern genommen zu werden in gröster Ge- fahr stunde. Mein Bruder so wohl, als ich ent- schlossen uns bey so gestallten Sachen dem Engellän- der, als unserm halben Landes-Manne und Reli- gions-Verwandten bestmöglichst zu Hülffe zu kommen, in Betrachtung, daß es uns vor nicht all- zulanger Zeit auch wohl gedeuchtet, da uns die Por- tugiesen gegen die Barbaren zu Hülffe gekommen waren. Demnach nahmen wir den Engeländer, welcher schon sehr beschädigt war, in die Mitte, und setzten dergestalt verzweiffelt gegen die See-Räuber an, daß das Spiel bald ein ander Ansehen gewann, denn unsere Leute feureten unvergleichlich und ge- schwinde, auser unsern wohl montirten Canonen aber thaten die Feuer-Mörser das allerbeste bey der Sache, und machten die See-Räuber dergestalt bestürtzt, daß sie weder aus noch ein wusten, ja man merckte bald, daß sie es nicht gern zum Handgemen- ge wolten kommen lassen, im Gegentheil die Köpffe mit guter Manier aus der Schlinge zu ziehen such-
ten;
ſere Leute recht heldenmaͤßig gegen Sturm, Wind und Wetter ſetzten, und zwar vom Groͤſten biß zum Kleineſten, weilen wir ſie beſtaͤndig zur Tapfferkeit anreitzeten, auſer dem aber Speiſe und Tranck ei- nem jeden gaben, wovon und wie viel er beliebte. Demnach ſpuͤreten wir zwar daß der hefftige Sturm ſich legte, hoͤreten aber auf etliche Meilen von uns ein ſtarckes Canoniren in der See, welches von Morgen biß faſt gegen Abend waͤhrete, und endlich, da wir ſchon mit anbrechendem Abend an Ort und Stelle dieſes Streits kamen, erfuhren wir, daß ein Engliſches Kauffarthey-Schiff von zweyen See-Raͤubern genommen zu werden in groͤſter Ge- fahr ſtunde. Mein Bruder ſo wohl, als ich ent- ſchloſſen uns bey ſo geſtallten Sachen dem Engellaͤn- der, als unſerm halben Landes-Manne und Reli- gions-Verwandten beſtmoͤglichſt zu Huͤlffe zu kommen, in Betrachtung, daß es uns vor nicht all- zulanger Zeit auch wohl gedeuchtet, da uns die Por- tugieſen gegen die Barbaren zu Huͤlffe gekommen waren. Demnach nahmen wir den Engelaͤnder, welcher ſchon ſehr beſchaͤdigt war, in die Mitte, und ſetzten dergeſtalt verzweiffelt gegen die See-Raͤuber an, daß das Spiel bald ein ander Anſehen gewann, denn unſere Leute feureten unvergleichlich und ge- ſchwinde, auſer unſern wohl montirten Canonen aber thaten die Feuer-Moͤrſer das allerbeſte bey der Sache, und machten die See-Raͤuber dergeſtalt beſtuͤrtzt, daß ſie weder aus noch ein wuſten, ja man merckte bald, daß ſie es nicht gern zum Handgemen- ge wolten kommen laſſen, im Gegentheil die Koͤpffe mit guter Manier aus der Schlinge zu ziehen ſuch-
ten;
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0197"n="187"/>ſere Leute recht heldenmaͤßig gegen Sturm, Wind<lb/>
und Wetter ſetzten, und zwar vom Groͤſten biß zum<lb/>
Kleineſten, weilen wir ſie beſtaͤndig zur Tapfferkeit<lb/>
anreitzeten, auſer dem aber Speiſe und Tranck ei-<lb/>
nem jeden gaben, wovon und wie viel er beliebte.<lb/>
Demnach ſpuͤreten wir zwar daß der hefftige Sturm<lb/>ſich legte, hoͤreten aber auf etliche Meilen von uns<lb/>
ein ſtarckes <hirendition="#aq">Canonir</hi>en in der See, welches von<lb/>
Morgen biß faſt gegen Abend waͤhrete, und endlich,<lb/>
da wir ſchon mit anbrechendem Abend an Ort und<lb/>
Stelle dieſes Streits kamen, erfuhren wir, daß<lb/>
ein Engliſches Kauffarthey-Schiff von zweyen<lb/>
See-Raͤubern genommen zu werden in groͤſter Ge-<lb/>
fahr ſtunde. Mein Bruder ſo wohl, als ich ent-<lb/>ſchloſſen uns bey ſo geſtallten Sachen dem Engellaͤn-<lb/>
der, als unſerm halben Landes-Manne und <hirendition="#aq">Reli-<lb/>
gi</hi>ons-Verwandten beſtmoͤglichſt zu Huͤlffe zu<lb/>
kommen, in Betrachtung, daß es uns vor nicht all-<lb/>
zulanger Zeit auch wohl gedeuchtet, da uns die Por-<lb/>
tugieſen gegen die Barbaren zu Huͤlffe gekommen<lb/>
waren. Demnach nahmen wir den Engelaͤnder,<lb/>
welcher ſchon ſehr beſchaͤdigt war, in die Mitte, und<lb/>ſetzten dergeſtalt verzweiffelt gegen die See-Raͤuber<lb/>
an, daß das Spiel bald ein ander Anſehen gewann,<lb/>
denn unſere Leute feureten unvergleichlich und ge-<lb/>ſchwinde, auſer unſern wohl <hirendition="#aq">montirt</hi>en <hirendition="#aq">Canon</hi>en<lb/>
aber thaten die Feuer-Moͤrſer das allerbeſte bey der<lb/>
Sache, und machten die See-Raͤuber dergeſtalt<lb/>
beſtuͤrtzt, daß ſie weder aus noch ein wuſten, ja man<lb/>
merckte bald, daß ſie es nicht gern zum Handgemen-<lb/>
ge wolten kommen laſſen, im Gegentheil die Koͤpffe<lb/>
mit guter Manier aus der Schlinge zu ziehen ſuch-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ten;</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[187/0197]
ſere Leute recht heldenmaͤßig gegen Sturm, Wind
und Wetter ſetzten, und zwar vom Groͤſten biß zum
Kleineſten, weilen wir ſie beſtaͤndig zur Tapfferkeit
anreitzeten, auſer dem aber Speiſe und Tranck ei-
nem jeden gaben, wovon und wie viel er beliebte.
Demnach ſpuͤreten wir zwar daß der hefftige Sturm
ſich legte, hoͤreten aber auf etliche Meilen von uns
ein ſtarckes Canoniren in der See, welches von
Morgen biß faſt gegen Abend waͤhrete, und endlich,
da wir ſchon mit anbrechendem Abend an Ort und
Stelle dieſes Streits kamen, erfuhren wir, daß
ein Engliſches Kauffarthey-Schiff von zweyen
See-Raͤubern genommen zu werden in groͤſter Ge-
fahr ſtunde. Mein Bruder ſo wohl, als ich ent-
ſchloſſen uns bey ſo geſtallten Sachen dem Engellaͤn-
der, als unſerm halben Landes-Manne und Reli-
gions-Verwandten beſtmoͤglichſt zu Huͤlffe zu
kommen, in Betrachtung, daß es uns vor nicht all-
zulanger Zeit auch wohl gedeuchtet, da uns die Por-
tugieſen gegen die Barbaren zu Huͤlffe gekommen
waren. Demnach nahmen wir den Engelaͤnder,
welcher ſchon ſehr beſchaͤdigt war, in die Mitte, und
ſetzten dergeſtalt verzweiffelt gegen die See-Raͤuber
an, daß das Spiel bald ein ander Anſehen gewann,
denn unſere Leute feureten unvergleichlich und ge-
ſchwinde, auſer unſern wohl montirten Canonen
aber thaten die Feuer-Moͤrſer das allerbeſte bey der
Sache, und machten die See-Raͤuber dergeſtalt
beſtuͤrtzt, daß ſie weder aus noch ein wuſten, ja man
merckte bald, daß ſie es nicht gern zum Handgemen-
ge wolten kommen laſſen, im Gegentheil die Koͤpffe
mit guter Manier aus der Schlinge zu ziehen ſuch-
ten;
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/197>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.