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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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gehender Sonne eure Seegel aufziehet, inzwischen
freue ich mich von Hertzen darüber, daß ihr guten
erwünschten Wind habt.

Demnach war alles Volck, so wohl unsere
See-als des Gouverneurs Leute, die gantze
Nacht hindurch höchst vergnügt, ja der Gouver-
neur
wurde dergestalt lustig, daß er mit seiner Ge-
mahlin und Töchtern, bey dem Scheine etl. 1000.
Lichter u. Fackeln, im grünen Grase ein Täntzgen an-
hub, worinnen auch wir ihm folgten, mithin die gan-
tze Nacht also zubrachten, biß der Tag anzubrechen
begunte. So bald die Sonne ihre Strahlen über die
See herauf, unserm Ufer entgegenschickte, wurde ei-
ne Salve von 50. Canonen gegeben, hierauf aber war
eine grosse Stille, welche jedoch von der Besatzung
auf der Citadelle unterbrochen wurde, als welche
auch 50. Canonen lösete. Da dieses vorbey,
truncken wir zu guter Letzt noch einen Caffee mit
einander, und hielten ein gut Gespräch darbey, da
ich denn bemerckte, daß der Gouverneur und die
Seinigen viel aufrichtiger und redlicher waren, als
ich bißhero vermeynet hatte, denn seit etlichen Ta-
gen hatte ich mir ihrentwegen einen und andern ver-
geblichen Kummer gemacht, welcherdoch nun guten
Theils vorbey war, derowegen gieng es nun erst-
lich an an ein umarmen undküssen, beym Abschiede,
worbey sich denn auch auf beyden Seiten nicht we-
nig Thränen zeigten, als aber das andere Signal zu
Schiffe zu gehen gegeben wurde, begleiteten wir
erstlich den Gouverneur und die Seinigen zu ihren
Wagens, wir aber begaben uns ohne fernern Auf-
enthalt auf unsere Schiffe, liessen, nachdem die
Ancker schon gelichtet waren, so fort die Seegel auf-

spannen,
(m) 5

gehender Sonne eure Seegel aufziehet, inzwiſchen
freue ich mich von Hertzen daruͤber, daß ihr guten
erwuͤnſchten Wind habt.

Demnach war alles Volck, ſo wohl unſere
See-als des Gouverneurs Leute, die gantze
Nacht hindurch hoͤchſt vergnuͤgt, ja der Gouver-
neur
wurde dergeſtalt luſtig, daß er mit ſeiner Ge-
mahlin und Toͤchtern, bey dem Scheine etl. 1000.
Lichter u. Fackeln, im gruͤnen Graſe ein Taͤntzgen an-
hub, worinnen auch wir ihm folgten, mithin die gan-
tze Nacht alſo zubrachten, biß der Tag anzubrechen
begunte. So bald die Sonne ihre Strahlen uͤber die
See herauf, unſerm Ufer entgegenſchickte, wurde ei-
ne Salve von 50. Canonen gegeben, hierauf aber war
eine groſſe Stille, welche jedoch von der Beſatzung
auf der Citadelle unterbrochen wurde, als welche
auch 50. Canonen loͤſete. Da dieſes vorbey,
truncken wir zu guter Letzt noch einen Caffee mit
einander, und hielten ein gut Geſpraͤch darbey, da
ich denn bemerckte, daß der Gouverneur und die
Seinigen viel aufrichtiger und redlicher waren, als
ich bißhero vermeynet hatte, denn ſeit etlichen Ta-
gen hatte ich mir ihrentwegen einen und andern ver-
geblichen Kummer gemacht, welcherdoch nun guten
Theils vorbey war, derowegen gieng es nun erſt-
lich an an ein umarmen undkuͤſſen, beym Abſchiede,
worbey ſich denn auch auf beyden Seiten nicht we-
nig Thraͤnen zeigten, als aber das andere Signal zu
Schiffe zu gehen gegeben wurde, begleiteten wir
erſtlich den Gouverneur und die Seinigen zu ihren
Wagens, wir aber begaben uns ohne fernern Auf-
enthalt auf unſere Schiffe, lieſſen, nachdem die
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ſpannen,
(m) 5
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[185/0195] gehender Sonne eure Seegel aufziehet, inzwiſchen freue ich mich von Hertzen daruͤber, daß ihr guten erwuͤnſchten Wind habt. Demnach war alles Volck, ſo wohl unſere See-als des Gouverneurs Leute, die gantze Nacht hindurch hoͤchſt vergnuͤgt, ja der Gouver- neur wurde dergeſtalt luſtig, daß er mit ſeiner Ge- mahlin und Toͤchtern, bey dem Scheine etl. 1000. Lichter u. Fackeln, im gruͤnen Graſe ein Taͤntzgen an- hub, worinnen auch wir ihm folgten, mithin die gan- tze Nacht alſo zubrachten, biß der Tag anzubrechen begunte. So bald die Sonne ihre Strahlen uͤber die See herauf, unſerm Ufer entgegenſchickte, wurde ei- ne Salve von 50. Canonen gegeben, hierauf aber war eine groſſe Stille, welche jedoch von der Beſatzung auf der Citadelle unterbrochen wurde, als welche auch 50. Canonen loͤſete. Da dieſes vorbey, truncken wir zu guter Letzt noch einen Caffee mit einander, und hielten ein gut Geſpraͤch darbey, da ich denn bemerckte, daß der Gouverneur und die Seinigen viel aufrichtiger und redlicher waren, als ich bißhero vermeynet hatte, denn ſeit etlichen Ta- gen hatte ich mir ihrentwegen einen und andern ver- geblichen Kummer gemacht, welcherdoch nun guten Theils vorbey war, derowegen gieng es nun erſt- lich an an ein umarmen undkuͤſſen, beym Abſchiede, worbey ſich denn auch auf beyden Seiten nicht we- nig Thraͤnen zeigten, als aber das andere Signal zu Schiffe zu gehen gegeben wurde, begleiteten wir erſtlich den Gouverneur und die Seinigen zu ihren Wagens, wir aber begaben uns ohne fernern Auf- enthalt auf unſere Schiffe, lieſſen, nachdem die Ancker ſchon gelichtet waren, ſo fort die Seegel auf- ſpannen, (m) 5

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/195>, abgerufen am 24.11.2024.