Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

nes viel, und redete allerdings wohl die klare Wahr-
heit, allein, ihn vollkommen treuhertzig zu machen,
war meine Gegen-Rede diese: Wir müssen nicht
alles nach dem Werthe taxiren, was wir allhier
empfangen und genossen haben, sondern das meiste
vor die viele gemachte Ungelegenheit und dargegen
genossene viele Lust und Höflichkeit rechnen, denn ich
zweiffele sehr, daß ich mich Zeit meines Lebens wieder
so lustig machen werde, als allhier auf dieser Jnsul ge-
schehen. Jnzwischen werdet ihr mir den Gefallen
erweisen, und dem Gouverneur, seiner Gemah-
lin und Kindern diese Galanterie-Waare als Klei-
nigkeiten in eurem und meinem Nahmen zur schuldi-
gen Danckbarkeit überreichen, und dieses wird
sich nicht besser schicken, als nach der Abend-Taffel,
die wir droben am Strande zu uns nehmen wollen.

Gewiß, ich hätte meinem Bruder keine an-
genehmere Commission, als diese, auftragen kön-
nen, und er richtete dieselbe, so bald wir abgespei-
set, mit gröster Geschicklichkeit aus, erweckte aber
damit so wohl bey dem Gouverneur, als den Sei-
nigen ein nicht geringes Erstaunen. Jedoch nach lan-
gen Nöthigen liessen sie sich endlich gefallen, alles
anzunehmen, mit dem Vorbehalt, sich deßfalls
zur andern Zeit hinlänglich zu revangiren.

Nach eingenommener Abend-Mahlzeit sagte
der Gouverneur: Wohlan, meine Brüder! da
es mir so wohl bey euch gefället, und dergestalt wohl-
gefallen hat, so lange ihr bey mir gewesen, als wer-
de diese Nacht nicht von euch weichen, sondern noch
diese letzte Nacht bey euch bleiben, und eins mit euch
trincken, biß ihr Morgen, geliebts GOtt, mit auf-

gehen-

nes viel, und redete allerdings wohl die klare Wahr-
heit, allein, ihn vollkommen treuhertzig zu machen,
war meine Gegen-Rede dieſe: Wir muͤſſen nicht
alles nach dem Werthe taxiren, was wir allhier
empfangen und genoſſen haben, ſondern das meiſte
vor die viele gemachte Ungelegenheit und dargegen
genoſſene viele Luſt und Hoͤflichkeit rechnen, denn ich
zweiffele ſehr, daß ich mich Zeit meines Lebens wieder
ſo luſtig machen werde, als allhier auf dieſer Jnſul ge-
ſchehen. Jnzwiſchen werdet ihr mir den Gefallen
erweiſen, und dem Gouverneur, ſeiner Gemah-
lin und Kindern dieſe Galanterie-Waare als Klei-
nigkeiten in eurem und meinem Nahmen zur ſchuldi-
gen Danckbarkeit uͤberreichen, und dieſes wird
ſich nicht beſſer ſchicken, als nach der Abend-Taffel,
die wir droben am Strande zu uns nehmen wollen.

Gewiß, ich haͤtte meinem Bruder keine an-
genehmere Commiſſion, als dieſe, auftragen koͤn-
nen, und er richtete dieſelbe, ſo bald wir abgeſpei-
ſet, mit groͤſter Geſchicklichkeit aus, erweckte aber
damit ſo wohl bey dem Gouverneur, als den Sei-
nigen ein nicht geringes Erſtaunen. Jedoch nach lan-
gen Noͤthigen lieſſen ſie ſich endlich gefallen, alles
anzunehmen, mit dem Vorbehalt, ſich deßfalls
zur andern Zeit hinlaͤnglich zu revangiren.

Nach eingenommener Abend-Mahlzeit ſagte
der Gouverneur: Wohlan, meine Bruͤder! da
es mir ſo wohl bey euch gefaͤllet, und dergeſtalt wohl-
gefallen hat, ſo lange ihr bey mir geweſen, als wer-
de dieſe Nacht nicht von euch weichen, ſondern noch
dieſe letzte Nacht bey euch bleiben, und eins mit euch
trincken, biß ihr Morgen, geliebts GOtt, mit auf-

gehen-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0194" n="184"/>
nes viel, und redete allerdings wohl die klare Wahr-<lb/>
heit, allein, ihn vollkommen treuhertzig zu machen,<lb/>
war meine Gegen-Rede die&#x017F;e: Wir mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en nicht<lb/>
alles nach dem Werthe <hi rendition="#aq">taxir</hi>en, was wir allhier<lb/>
empfangen und geno&#x017F;&#x017F;en haben, &#x017F;ondern das mei&#x017F;te<lb/>
vor die viele gemachte Ungelegenheit und dargegen<lb/>
geno&#x017F;&#x017F;ene viele Lu&#x017F;t und Ho&#x0364;flichkeit rechnen, denn ich<lb/>
zweiffele &#x017F;ehr, daß ich mich Zeit meines Lebens wieder<lb/>
&#x017F;o lu&#x017F;tig machen werde, als allhier auf die&#x017F;er Jn&#x017F;ul ge-<lb/>
&#x017F;chehen. Jnzwi&#x017F;chen werdet ihr mir den Gefallen<lb/>
erwei&#x017F;en, und dem <hi rendition="#aq">Gouverneur,</hi> &#x017F;einer Gemah-<lb/>
lin und Kindern die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Galanterie-</hi>Waare als Klei-<lb/>
nigkeiten in eurem und meinem Nahmen zur &#x017F;chuldi-<lb/>
gen Danckbarkeit u&#x0364;berreichen, und die&#x017F;es wird<lb/>
&#x017F;ich nicht be&#x017F;&#x017F;er &#x017F;chicken, als nach der Abend-Taffel,<lb/>
die wir droben am Strande zu uns nehmen wollen.</p><lb/>
        <p>Gewiß, ich ha&#x0364;tte meinem Bruder keine an-<lb/>
genehmere <hi rendition="#aq">Commi&#x017F;&#x017F;i</hi>on, als die&#x017F;e, auftragen ko&#x0364;n-<lb/>
nen, und er richtete die&#x017F;elbe, &#x017F;o bald wir abge&#x017F;pei-<lb/>
&#x017F;et, mit gro&#x0364;&#x017F;ter Ge&#x017F;chicklichkeit aus, erweckte aber<lb/>
damit &#x017F;o wohl bey dem <hi rendition="#aq">Gouverneur,</hi> als den Sei-<lb/>
nigen ein nicht geringes Er&#x017F;taunen. Jedoch nach lan-<lb/>
gen No&#x0364;thigen lie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie &#x017F;ich endlich gefallen, alles<lb/>
anzunehmen, mit dem Vorbehalt, &#x017F;ich deßfalls<lb/>
zur andern Zeit hinla&#x0364;nglich zu <hi rendition="#aq">revangir</hi>en.</p><lb/>
        <p>Nach eingenommener Abend-Mahlzeit &#x017F;agte<lb/>
der <hi rendition="#aq">Gouverneur:</hi> Wohlan, meine Bru&#x0364;der! da<lb/>
es mir &#x017F;o wohl bey euch gefa&#x0364;llet, und derge&#x017F;talt wohl-<lb/>
gefallen hat, &#x017F;o lange ihr bey mir gewe&#x017F;en, als wer-<lb/>
de die&#x017F;e Nacht nicht von euch weichen, &#x017F;ondern noch<lb/>
die&#x017F;e letzte Nacht bey euch bleiben, und eins mit euch<lb/>
trincken, biß ihr Morgen, geliebts GOtt, mit auf-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gehen-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[184/0194] nes viel, und redete allerdings wohl die klare Wahr- heit, allein, ihn vollkommen treuhertzig zu machen, war meine Gegen-Rede dieſe: Wir muͤſſen nicht alles nach dem Werthe taxiren, was wir allhier empfangen und genoſſen haben, ſondern das meiſte vor die viele gemachte Ungelegenheit und dargegen genoſſene viele Luſt und Hoͤflichkeit rechnen, denn ich zweiffele ſehr, daß ich mich Zeit meines Lebens wieder ſo luſtig machen werde, als allhier auf dieſer Jnſul ge- ſchehen. Jnzwiſchen werdet ihr mir den Gefallen erweiſen, und dem Gouverneur, ſeiner Gemah- lin und Kindern dieſe Galanterie-Waare als Klei- nigkeiten in eurem und meinem Nahmen zur ſchuldi- gen Danckbarkeit uͤberreichen, und dieſes wird ſich nicht beſſer ſchicken, als nach der Abend-Taffel, die wir droben am Strande zu uns nehmen wollen. Gewiß, ich haͤtte meinem Bruder keine an- genehmere Commiſſion, als dieſe, auftragen koͤn- nen, und er richtete dieſelbe, ſo bald wir abgeſpei- ſet, mit groͤſter Geſchicklichkeit aus, erweckte aber damit ſo wohl bey dem Gouverneur, als den Sei- nigen ein nicht geringes Erſtaunen. Jedoch nach lan- gen Noͤthigen lieſſen ſie ſich endlich gefallen, alles anzunehmen, mit dem Vorbehalt, ſich deßfalls zur andern Zeit hinlaͤnglich zu revangiren. Nach eingenommener Abend-Mahlzeit ſagte der Gouverneur: Wohlan, meine Bruͤder! da es mir ſo wohl bey euch gefaͤllet, und dergeſtalt wohl- gefallen hat, ſo lange ihr bey mir geweſen, als wer- de dieſe Nacht nicht von euch weichen, ſondern noch dieſe letzte Nacht bey euch bleiben, und eins mit euch trincken, biß ihr Morgen, geliebts GOtt, mit auf- gehen-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/194
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/194>, abgerufen am 27.11.2024.