Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

den eine Beschehrung zum freundlichen Andencken
mit auf die Reise zu nehmen, hingelegt. Diese Be-
schehrung bestund in eben denjenigen Stücken, wel-
che man den Portugiesen mit auf die Reise gegeben,
nur mit dem Unterschiede, daß wir beyde auser den
kostbarn Degen und Stöcken, was das Gold- und
Silber-Geschirre aubelangete, jeder auf seine Par-
thie noch einmahl so viel bekam, als die Portugie-
sen bekommen hatten, und dieses war auch an der
Wäsche und Kleidungs-Stücken zu bemercken.
Wie nun dieses allzu- und überaus kostbare Ge-
schenckuns beyden Brüder vollends in äuserstes Er-
staunen brachte, zumahlen, da wir nicht wusten,
wie wir uns in der Geschwindigkeit revangiren
wolten, als wurdemeinem Bruder selbsten bange,
wegen dieser so gantz und gar nicht erwarteten Höf-
lichkeit, jedoch um meine und seine Ehre zu retten,
besanne ich mich endlich, daß ich noch eine mittel-
mäßige Kiste stehen hatte, in welcher ungemeine
Kostbarkeiten und Galanterien, sonderlich vor
Frauenzimmer, aufgehaben worden, diese eröff-
nete ich, und langete einen Schatz heraus, der mehr
als 2. Tonnen Goldes am Werthe betrug. Jch
zeigte meinem Bruder denselben, weilen er derglei-
chen Tänteleyen bey mir sehr selten zu sehen bekom-
men, jedoch es schiene, als ob ihm diese Sachen
gar sehr wohl gefielen, weßwegen er zu mir sprach:
Bruder! wenn ihr auch dieses noch dran spendiren
wollet, worwider ich denn nichts einzuwenden ha-
be, so dächte ich, wir hätten unsere Zeche allhier
wohl theuer genug bezahlt, und wenn wir auch
Fürsten-Kinder wären. Er hatte meines Sin-

nes
(m) 4

den eine Beſchehrung zum freundlichen Andencken
mit auf die Reiſe zu nehmen, hingelegt. Dieſe Be-
ſchehrung beſtund in eben denjenigen Stuͤcken, wel-
che man den Portugieſen mit auf die Reiſe gegeben,
nur mit dem Unterſchiede, daß wir beyde auſer den
koſtbarn Degen und Stoͤcken, was das Gold- und
Silber-Geſchirre aubelangete, jeder auf ſeine Par-
thie noch einmahl ſo viel bekam, als die Portugie-
ſen bekommen hatten, und dieſes war auch an der
Waͤſche und Kleidungs-Stuͤcken zu bemercken.
Wie nun dieſes allzu- und uͤberaus koſtbare Ge-
ſchenckuns beyden Bruͤder vollends in aͤuſerſtes Er-
ſtaunen brachte, zumahlen, da wir nicht wuſten,
wie wir uns in der Geſchwindigkeit revangiren
wolten, als wurdemeinem Bruder ſelbſten bange,
wegen dieſer ſo gantz und gar nicht erwarteten Hoͤf-
lichkeit, jedoch um meine und ſeine Ehre zu retten,
beſanne ich mich endlich, daß ich noch eine mittel-
maͤßige Kiſte ſtehen hatte, in welcher ungemeine
Koſtbarkeiten und Galanterien, ſonderlich vor
Frauenzimmer, aufgehaben worden, dieſe eroͤff-
nete ich, und langete einen Schatz heraus, der mehr
als 2. Tonnen Goldes am Werthe betrug. Jch
zeigte meinem Bruder denſelben, weilen er derglei-
chen Taͤnteleyen bey mir ſehr ſelten zu ſehen bekom-
men, jedoch es ſchiene, als ob ihm dieſe Sachen
gar ſehr wohl gefielen, weßwegen er zu mir ſprach:
Bruder! wenn ihr auch dieſes noch dran ſpendiren
wollet, worwider ich denn nichts einzuwenden ha-
be, ſo daͤchte ich, wir haͤtten unſere Zeche allhier
wohl theuer genug bezahlt, und wenn wir auch
Fuͤrſten-Kinder waͤren. Er hatte meines Sin-

nes
(m) 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0193" n="183"/>
den eine Be&#x017F;chehrung zum freundlichen Andencken<lb/>
mit auf die Rei&#x017F;e zu nehmen, hingelegt. Die&#x017F;e Be-<lb/>
&#x017F;chehrung be&#x017F;tund in eben denjenigen Stu&#x0364;cken, wel-<lb/>
che man den Portugie&#x017F;en mit auf die Rei&#x017F;e gegeben,<lb/>
nur mit dem Unter&#x017F;chiede, daß wir beyde au&#x017F;er den<lb/>
ko&#x017F;tbarn Degen und Sto&#x0364;cken, was das Gold- und<lb/>
Silber-Ge&#x017F;chirre aubelangete, jeder auf &#x017F;eine Par-<lb/>
thie noch einmahl &#x017F;o viel bekam, als die Portugie-<lb/>
&#x017F;en bekommen hatten, und die&#x017F;es war auch an der<lb/>
Wa&#x0364;&#x017F;che und Kleidungs-Stu&#x0364;cken zu bemercken.<lb/>
Wie nun die&#x017F;es allzu- und u&#x0364;beraus ko&#x017F;tbare Ge-<lb/>
&#x017F;chenckuns beyden Bru&#x0364;der vollends in a&#x0364;u&#x017F;er&#x017F;tes Er-<lb/>
&#x017F;taunen brachte, zumahlen, da wir nicht wu&#x017F;ten,<lb/>
wie wir uns in der Ge&#x017F;chwindigkeit <hi rendition="#aq">revangir</hi>en<lb/>
wolten, als wurdemeinem Bruder &#x017F;elb&#x017F;ten bange,<lb/>
wegen die&#x017F;er &#x017F;o gantz und gar nicht erwarteten Ho&#x0364;f-<lb/>
lichkeit, jedoch um meine und &#x017F;eine Ehre zu retten,<lb/>
be&#x017F;anne ich mich endlich, daß ich noch eine mittel-<lb/>
ma&#x0364;ßige Ki&#x017F;te &#x017F;tehen hatte, in welcher ungemeine<lb/>
Ko&#x017F;tbarkeiten und <hi rendition="#aq">Galanteri</hi>en, &#x017F;onderlich vor<lb/>
Frauenzimmer, aufgehaben worden, die&#x017F;e ero&#x0364;ff-<lb/>
nete ich, und langete einen Schatz heraus, der mehr<lb/>
als 2. Tonnen Goldes am Werthe betrug. Jch<lb/>
zeigte meinem Bruder den&#x017F;elben, weilen er derglei-<lb/>
chen Ta&#x0364;nteleyen bey mir &#x017F;ehr &#x017F;elten zu &#x017F;ehen bekom-<lb/>
men, jedoch es &#x017F;chiene, als ob ihm die&#x017F;e Sachen<lb/>
gar &#x017F;ehr wohl gefielen, weßwegen er zu mir &#x017F;prach:<lb/>
Bruder! wenn ihr auch die&#x017F;es noch dran <hi rendition="#aq">&#x017F;pendir</hi>en<lb/>
wollet, worwider ich denn nichts einzuwenden ha-<lb/>
be, &#x017F;o da&#x0364;chte ich, wir ha&#x0364;tten un&#x017F;ere Zeche allhier<lb/>
wohl theuer genug bezahlt, und wenn wir auch<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;ten-Kinder wa&#x0364;ren. Er hatte meines Sin-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">(m) 4</fw><fw place="bottom" type="catch">nes</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[183/0193] den eine Beſchehrung zum freundlichen Andencken mit auf die Reiſe zu nehmen, hingelegt. Dieſe Be- ſchehrung beſtund in eben denjenigen Stuͤcken, wel- che man den Portugieſen mit auf die Reiſe gegeben, nur mit dem Unterſchiede, daß wir beyde auſer den koſtbarn Degen und Stoͤcken, was das Gold- und Silber-Geſchirre aubelangete, jeder auf ſeine Par- thie noch einmahl ſo viel bekam, als die Portugie- ſen bekommen hatten, und dieſes war auch an der Waͤſche und Kleidungs-Stuͤcken zu bemercken. Wie nun dieſes allzu- und uͤberaus koſtbare Ge- ſchenckuns beyden Bruͤder vollends in aͤuſerſtes Er- ſtaunen brachte, zumahlen, da wir nicht wuſten, wie wir uns in der Geſchwindigkeit revangiren wolten, als wurdemeinem Bruder ſelbſten bange, wegen dieſer ſo gantz und gar nicht erwarteten Hoͤf- lichkeit, jedoch um meine und ſeine Ehre zu retten, beſanne ich mich endlich, daß ich noch eine mittel- maͤßige Kiſte ſtehen hatte, in welcher ungemeine Koſtbarkeiten und Galanterien, ſonderlich vor Frauenzimmer, aufgehaben worden, dieſe eroͤff- nete ich, und langete einen Schatz heraus, der mehr als 2. Tonnen Goldes am Werthe betrug. Jch zeigte meinem Bruder denſelben, weilen er derglei- chen Taͤnteleyen bey mir ſehr ſelten zu ſehen bekom- men, jedoch es ſchiene, als ob ihm dieſe Sachen gar ſehr wohl gefielen, weßwegen er zu mir ſprach: Bruder! wenn ihr auch dieſes noch dran ſpendiren wollet, worwider ich denn nichts einzuwenden ha- be, ſo daͤchte ich, wir haͤtten unſere Zeche allhier wohl theuer genug bezahlt, und wenn wir auch Fuͤrſten-Kinder waͤren. Er hatte meines Sin- nes (m) 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/193
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/193>, abgerufen am 06.05.2024.