Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

gen liessen es sich, dem Ansehen nach, gut schme-
cken, und machten sich insgesammt rechtschaffen
lustig, biß der helle Tag anbrach, da aber beym
Abschied-nehmen ich dennoch nicht zu gewinnen
war, ihnen das Geleite auf ihre Burg zu geben,
so sagte der Gouverneur zu mir: Jch solte fast
auf die Gedancken gerathen, mein Bruder! daß
unter dieser eurer so hefftigen Weigerung etwas
anders verborgen, als eine verstellte Kranckheit,
jedoch, da wir so lange gute Freunde unter ein-
ander gewesen sind, so lasset uns nur zum wenig-
sten das Ende gut machen, denn so ist alles gut.
Dieses einzige bitte ich mir noch von euch aus, daß
ihr nicht etwa heimlich ohne nochmahligen Ab-
schied von uns zu nehmen abseegelt, denn dieses
würde mich grausam kräncken; da ich aber nun
sehe, daß ihr vollkommen seegelfertig seyd, so will
ich euch wider euren Willen nicht länger bey mir
zu bleiben nöthigen, bitte derowegen nur noch 3.
Tage mit euren Schiffen im Hafen liegen zu blei-
ben, ich werde diese 3. Tage bey euch zubringen,
und die Stunde abwarten, wenn ihr von dannen
seegelt. Mit einem Worte, thut mir den Gefal-
len, meine Brüder! und bleibt noch 3. Tage,
denn ihr habt an mir den allerredlichsten Mann in
der gantzen Welt. Wie nun mein Bruder und
ich ihm dieses versprochen hatten, sagte er noch, ich
werde zwar erstlich noch einmahl in meine Burg
fahren, nachhero aber die meiste Zeit bey euch auf
den Schiffen zubringen, und hiermit setzte er sich
auf den Wagen, und fuhr nach seiner Burg zu.

Etwa

gen lieſſen es ſich, dem Anſehen nach, gut ſchme-
cken, und machten ſich insgeſammt rechtſchaffen
luſtig, biß der helle Tag anbrach, da aber beym
Abſchied-nehmen ich dennoch nicht zu gewinnen
war, ihnen das Geleite auf ihre Burg zu geben,
ſo ſagte der Gouverneur zu mir: Jch ſolte faſt
auf die Gedancken gerathen, mein Bruder! daß
unter dieſer eurer ſo hefftigen Weigerung etwas
anders verborgen, als eine verſtellte Kranckheit,
jedoch, da wir ſo lange gute Freunde unter ein-
ander geweſen ſind, ſo laſſet uns nur zum wenig-
ſten das Ende gut machen, denn ſo iſt alles gut.
Dieſes einzige bitte ich mir noch von euch aus, daß
ihr nicht etwa heimlich ohne nochmahligen Ab-
ſchied von uns zu nehmen abſeegelt, denn dieſes
wuͤrde mich grauſam kraͤncken; da ich aber nun
ſehe, daß ihr vollkommen ſeegelfertig ſeyd, ſo will
ich euch wider euren Willen nicht laͤnger bey mir
zu bleiben noͤthigen, bitte derowegen nur noch 3.
Tage mit euren Schiffen im Hafen liegen zu blei-
ben, ich werde dieſe 3. Tage bey euch zubringen,
und die Stunde abwarten, wenn ihr von dannen
ſeegelt. Mit einem Worte, thut mir den Gefal-
len, meine Bruͤder! und bleibt noch 3. Tage,
denn ihr habt an mir den allerredlichſten Mann in
der gantzen Welt. Wie nun mein Bruder und
ich ihm dieſes verſprochen hatten, ſagte er noch, ich
werde zwar erſtlich noch einmahl in meine Burg
fahren, nachhero aber die meiſte Zeit bey euch auf
den Schiffen zubringen, und hiermit ſetzte er ſich
auf den Wagen, und fuhr nach ſeiner Burg zu.

Etwa
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0190" n="180"/>
gen lie&#x017F;&#x017F;en es &#x017F;ich, dem An&#x017F;ehen nach, gut &#x017F;chme-<lb/>
cken, und machten &#x017F;ich insge&#x017F;ammt recht&#x017F;chaffen<lb/>
lu&#x017F;tig, biß der helle Tag anbrach, da aber beym<lb/>
Ab&#x017F;chied-nehmen ich dennoch nicht zu gewinnen<lb/>
war, ihnen das Geleite auf ihre Burg zu geben,<lb/>
&#x017F;o &#x017F;agte der <hi rendition="#aq">Gouverneur</hi> zu mir: Jch &#x017F;olte fa&#x017F;t<lb/>
auf die Gedancken gerathen, mein Bruder! daß<lb/>
unter die&#x017F;er eurer &#x017F;o hefftigen Weigerung etwas<lb/>
anders verborgen, als eine ver&#x017F;tellte Kranckheit,<lb/>
jedoch, da wir &#x017F;o lange gute Freunde unter ein-<lb/>
ander gewe&#x017F;en &#x017F;ind, &#x017F;o la&#x017F;&#x017F;et uns nur zum wenig-<lb/>
&#x017F;ten das Ende gut machen, denn &#x017F;o i&#x017F;t alles gut.<lb/>
Die&#x017F;es einzige bitte ich mir noch von euch aus, daß<lb/>
ihr nicht etwa heimlich ohne nochmahligen Ab-<lb/>
&#x017F;chied von uns zu nehmen ab&#x017F;eegelt, denn die&#x017F;es<lb/>
wu&#x0364;rde mich grau&#x017F;am kra&#x0364;ncken; da ich aber nun<lb/>
&#x017F;ehe, daß ihr vollkommen &#x017F;eegelfertig &#x017F;eyd, &#x017F;o will<lb/>
ich euch wider euren Willen nicht la&#x0364;nger bey mir<lb/>
zu bleiben no&#x0364;thigen, bitte derowegen nur noch 3.<lb/>
Tage mit euren Schiffen im Hafen liegen zu blei-<lb/>
ben, ich werde die&#x017F;e 3. Tage bey euch zubringen,<lb/>
und die Stunde abwarten, wenn ihr von dannen<lb/>
&#x017F;eegelt. Mit einem Worte, thut mir den Gefal-<lb/>
len, meine Bru&#x0364;der! und bleibt noch 3. Tage,<lb/>
denn ihr habt an mir den allerredlich&#x017F;ten Mann in<lb/>
der gantzen Welt. Wie nun mein Bruder und<lb/>
ich ihm die&#x017F;es ver&#x017F;prochen hatten, &#x017F;agte er noch, ich<lb/>
werde zwar er&#x017F;tlich noch einmahl in meine Burg<lb/>
fahren, nachhero aber die mei&#x017F;te Zeit bey euch auf<lb/>
den Schiffen zubringen, und hiermit &#x017F;etzte er &#x017F;ich<lb/>
auf den Wagen, und fuhr nach &#x017F;einer Burg zu.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Etwa</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[180/0190] gen lieſſen es ſich, dem Anſehen nach, gut ſchme- cken, und machten ſich insgeſammt rechtſchaffen luſtig, biß der helle Tag anbrach, da aber beym Abſchied-nehmen ich dennoch nicht zu gewinnen war, ihnen das Geleite auf ihre Burg zu geben, ſo ſagte der Gouverneur zu mir: Jch ſolte faſt auf die Gedancken gerathen, mein Bruder! daß unter dieſer eurer ſo hefftigen Weigerung etwas anders verborgen, als eine verſtellte Kranckheit, jedoch, da wir ſo lange gute Freunde unter ein- ander geweſen ſind, ſo laſſet uns nur zum wenig- ſten das Ende gut machen, denn ſo iſt alles gut. Dieſes einzige bitte ich mir noch von euch aus, daß ihr nicht etwa heimlich ohne nochmahligen Ab- ſchied von uns zu nehmen abſeegelt, denn dieſes wuͤrde mich grauſam kraͤncken; da ich aber nun ſehe, daß ihr vollkommen ſeegelfertig ſeyd, ſo will ich euch wider euren Willen nicht laͤnger bey mir zu bleiben noͤthigen, bitte derowegen nur noch 3. Tage mit euren Schiffen im Hafen liegen zu blei- ben, ich werde dieſe 3. Tage bey euch zubringen, und die Stunde abwarten, wenn ihr von dannen ſeegelt. Mit einem Worte, thut mir den Gefal- len, meine Bruͤder! und bleibt noch 3. Tage, denn ihr habt an mir den allerredlichſten Mann in der gantzen Welt. Wie nun mein Bruder und ich ihm dieſes verſprochen hatten, ſagte er noch, ich werde zwar erſtlich noch einmahl in meine Burg fahren, nachhero aber die meiſte Zeit bey euch auf den Schiffen zubringen, und hiermit ſetzte er ſich auf den Wagen, und fuhr nach ſeiner Burg zu. Etwa

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/190
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/190>, abgerufen am 24.11.2024.