Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

sten jemand im Hause meinen heimlichen Aufbruch
gewahr worden.

Meinem Bruder konte derselbe um so viel
desto weniger Verdacht erwecken, weilen ich mir
schon voriges Tages verlauten lassen, die Schiffe
selbst zu visitiren; als demnach der Lieutenant
mir, abgeredter Maassen, mit seinen 100. Gra-
nadiers
auf halben Wege begegnete, so kehrete ich
in gröster Eile mit ihnen um, nach den Schiffen
zu, ließ mich aber weiter gegen niemanden das ge-
ringste mercken, daß ich mich heimlich von der
Burg hinweg geschlichen hätte. Drey Tage ließ
mein Bruder verstreichen, ehe er sich um mich be-
kümmerte, am 4ten Tage aber kam er selbst, und
führete sich ungemein freundlich und höflich gegen
mich auf, besahe auch das Stück Arbeit, welches
ich mitlerweile zu verrichten besorgt hatte, welches
ihm sehr wohl gefiel, nachhero aber wolte er mich
bereden, wieder mit ihm auf die Burg zu kehren,
allein ich schützte eine kleine Unpäßlichkeit vor,
die mich abhielte, dem Hrn. Gouverneur und den
Seinigen beschwerlich zu fallen, sondern ich wolte
erstlich noch ein paar Tage auf den Schiffen blei-
ben, eine und andere Artzeneyen gebrauchen, mich
pflegen, und eine strengere Diaet führen, als biß-
hero, indem ich wohl merckte, daß mir vermittelst
der allzu öfftern Debauchen allerhand verdrüßli-
che Zufälle zugezogen, wenn ich demnach mich
wieder völlig auscurirt, so würde keinen Tag
verweilen, dem Herrn Gouverneur und den Sei-
nigen meine gehorsamste Aufwartung zu machen.

Mein Bruder mochte nun hierbey dencken,

was

ſten jemand im Hauſe meinen heimlichen Aufbruch
gewahr worden.

Meinem Bruder konte derſelbe um ſo viel
deſto weniger Verdacht erwecken, weilen ich mir
ſchon voriges Tages verlauten laſſen, die Schiffe
ſelbſt zu viſitiren; als demnach der Lieutenant
mir, abgeredter Maaſſen, mit ſeinen 100. Gra-
nadiers
auf halben Wege begegnete, ſo kehrete ich
in groͤſter Eile mit ihnen um, nach den Schiffen
zu, ließ mich aber weiter gegen niemanden das ge-
ringſte mercken, daß ich mich heimlich von der
Burg hinweg geſchlichen haͤtte. Drey Tage ließ
mein Bruder verſtreichen, ehe er ſich um mich be-
kuͤmmerte, am 4ten Tage aber kam er ſelbſt, und
fuͤhrete ſich ungemein freundlich und hoͤflich gegen
mich auf, beſahe auch das Stuͤck Arbeit, welches
ich mitlerweile zu verrichten beſorgt hatte, welches
ihm ſehr wohl gefiel, nachhero aber wolte er mich
bereden, wieder mit ihm auf die Burg zu kehren,
allein ich ſchuͤtzte eine kleine Unpaͤßlichkeit vor,
die mich abhielte, dem Hrn. Gouverneur und den
Seinigen beſchwerlich zu fallen, ſondern ich wolte
erſtlich noch ein paar Tage auf den Schiffen blei-
ben, eine und andere Artzeneyen gebrauchen, mich
pflegen, und eine ſtrengere Diæt fuͤhren, als biß-
hero, indem ich wohl merckte, daß mir vermittelſt
der allzu oͤfftern Debauchen allerhand verdruͤßli-
che Zufaͤlle zugezogen, wenn ich demnach mich
wieder voͤllig auscurirt, ſo wuͤrde keinen Tag
verweilen, dem Herrn Gouverneur und den Sei-
nigen meine gehorſamſte Aufwartung zu machen.

Mein Bruder mochte nun hierbey dencken,

was
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0188" n="178"/>
&#x017F;ten jemand im Hau&#x017F;e meinen heimlichen Aufbruch<lb/>
gewahr worden.</p><lb/>
        <p>Meinem Bruder konte der&#x017F;elbe um &#x017F;o viel<lb/>
de&#x017F;to weniger Verdacht erwecken, weilen ich mir<lb/>
&#x017F;chon voriges Tages verlauten la&#x017F;&#x017F;en, die Schiffe<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t zu <hi rendition="#aq">vi&#x017F;itir</hi>en; als demnach der <hi rendition="#aq">Lieutenant</hi><lb/>
mir, abgeredter Maa&#x017F;&#x017F;en, mit &#x017F;einen 100. <hi rendition="#aq">Gra-<lb/>
nadiers</hi> auf halben Wege begegnete, &#x017F;o kehrete ich<lb/>
in gro&#x0364;&#x017F;ter Eile mit ihnen um, nach den Schiffen<lb/>
zu, ließ mich aber weiter gegen niemanden das ge-<lb/>
ring&#x017F;te mercken, daß ich mich heimlich von der<lb/>
Burg hinweg ge&#x017F;chlichen ha&#x0364;tte. Drey Tage ließ<lb/>
mein Bruder ver&#x017F;treichen, ehe er &#x017F;ich um mich be-<lb/>
ku&#x0364;mmerte, am 4ten Tage aber kam er &#x017F;elb&#x017F;t, und<lb/>
fu&#x0364;hrete &#x017F;ich ungemein freundlich und ho&#x0364;flich gegen<lb/>
mich auf, be&#x017F;ahe auch das Stu&#x0364;ck Arbeit, welches<lb/>
ich mitlerweile zu verrichten be&#x017F;orgt hatte, welches<lb/>
ihm &#x017F;ehr wohl gefiel, nachhero aber wolte er mich<lb/>
bereden, wieder mit ihm auf die Burg zu kehren,<lb/>
allein ich &#x017F;chu&#x0364;tzte eine kleine Unpa&#x0364;ßlichkeit vor,<lb/>
die mich abhielte, dem Hrn. <hi rendition="#aq">Gouverneur</hi> und den<lb/>
Seinigen be&#x017F;chwerlich zu fallen, &#x017F;ondern ich wolte<lb/>
er&#x017F;tlich noch ein paar Tage auf den Schiffen blei-<lb/>
ben, eine und andere Artzeneyen gebrauchen, mich<lb/>
pflegen, und eine &#x017F;trengere <hi rendition="#aq">Diæt</hi> fu&#x0364;hren, als biß-<lb/>
hero, indem ich wohl merckte, daß mir vermittel&#x017F;t<lb/>
der allzu o&#x0364;fftern <hi rendition="#aq">Debauch</hi>en allerhand verdru&#x0364;ßli-<lb/>
che Zufa&#x0364;lle zugezogen, wenn ich demnach mich<lb/>
wieder vo&#x0364;llig aus<hi rendition="#aq">curir</hi>t, &#x017F;o wu&#x0364;rde keinen Tag<lb/>
verweilen, dem Herrn <hi rendition="#aq">Gouverneur</hi> und den Sei-<lb/>
nigen meine gehor&#x017F;am&#x017F;te Aufwartung zu machen.</p><lb/>
        <p>Mein Bruder mochte nun hierbey dencken,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">was</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[178/0188] ſten jemand im Hauſe meinen heimlichen Aufbruch gewahr worden. Meinem Bruder konte derſelbe um ſo viel deſto weniger Verdacht erwecken, weilen ich mir ſchon voriges Tages verlauten laſſen, die Schiffe ſelbſt zu viſitiren; als demnach der Lieutenant mir, abgeredter Maaſſen, mit ſeinen 100. Gra- nadiers auf halben Wege begegnete, ſo kehrete ich in groͤſter Eile mit ihnen um, nach den Schiffen zu, ließ mich aber weiter gegen niemanden das ge- ringſte mercken, daß ich mich heimlich von der Burg hinweg geſchlichen haͤtte. Drey Tage ließ mein Bruder verſtreichen, ehe er ſich um mich be- kuͤmmerte, am 4ten Tage aber kam er ſelbſt, und fuͤhrete ſich ungemein freundlich und hoͤflich gegen mich auf, beſahe auch das Stuͤck Arbeit, welches ich mitlerweile zu verrichten beſorgt hatte, welches ihm ſehr wohl gefiel, nachhero aber wolte er mich bereden, wieder mit ihm auf die Burg zu kehren, allein ich ſchuͤtzte eine kleine Unpaͤßlichkeit vor, die mich abhielte, dem Hrn. Gouverneur und den Seinigen beſchwerlich zu fallen, ſondern ich wolte erſtlich noch ein paar Tage auf den Schiffen blei- ben, eine und andere Artzeneyen gebrauchen, mich pflegen, und eine ſtrengere Diæt fuͤhren, als biß- hero, indem ich wohl merckte, daß mir vermittelſt der allzu oͤfftern Debauchen allerhand verdruͤßli- che Zufaͤlle zugezogen, wenn ich demnach mich wieder voͤllig auscurirt, ſo wuͤrde keinen Tag verweilen, dem Herrn Gouverneur und den Sei- nigen meine gehorſamſte Aufwartung zu machen. Mein Bruder mochte nun hierbey dencken, was

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/188
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/188>, abgerufen am 24.11.2024.