Da ich beymeiner letztern Anwesenheit alles wohl befunden, als bitte, Sorge zu tra- gen, daß solches im behörigen Stande erhal- ten werde, denn weilen ich des hiesigen Le- bens müde, satt und überdrüßig bin, so dürff- te unsere Abseegelung vielleicht viel eher er- folgen, als man vermeynt gehabt. Gewisser Ursachen wegen, komme er Morgen früh, wenn die ersteCanone gelöset wird, mir mit 100. Granadieren auf dem Wege nach der Burg zu entgegen, lasse sich aber gegen nie- manden nichts mercken, sondern thue nur, als ob er vor sein eigenPlaisirmit denselben spazieren gehen, und dieselbenexerciren wol- te. Mündlich ein mehrers, ich beharre
Mon Cavalier le votre P. W. Horn.
Dieses Billet überschickte ich ihm also gegen Abend durch meinen getreuen Bedienten, welcher noch vor Nachts wieder zurück kam, und mir von dem Lieutenante zur Antwort brachte: wie ich vor nichts Sorge tragen solte, indem er meiner Ordre aufs allergenauste nachkommen wolte. Wir brachten hierauf fast die gantze Nacht mit Tantzen, Springen und andern Lustbarkeiten zu, so bald aber der Tag anzubrechen begunte, mach- te ich mich in aller Stille auf die Beine, und trat den Weg nach unsern Schiffen an, so daß, wie nachhero erfahren, weder mein Bruder, noch son-
sten
IV.Theil. (m)
Mon Cavalier!
Da ich beymeiner letztern Anweſenheit alles wohl befunden, als bitte, Sorge zu tra- gen, daß ſolches im behoͤrigen Stande erhal- ten werde, denn weilen ich des hieſigen Le- bens muͤde, ſatt und uͤberdruͤßig bin, ſo duͤrff- te unſere Abſeegelung vielleicht viel eher er- folgen, als man vermeynt gehabt. Gewiſſer Urſachen wegen, komme er Morgen fruͤh, wenn die erſteCanone geloͤſet wird, mir mit 100. Granadieren auf dem Wege nach der Burg zu entgegen, laſſe ſich aber gegen nie- manden nichts mercken, ſondern thue nur, als ob er vor ſein eigenPlaiſirmit denſelben ſpazieren gehen, und dieſelbenexerciren wol- te. Muͤndlich ein mehrers, ich beharre
Mon Cavalier le votre P. W. Horn.
Dieſes Billet uͤberſchickte ich ihm alſo gegen Abend durch meinen getreuen Bedienten, welcher noch vor Nachts wieder zuruͤck kam, und mir von dem Lieutenante zur Antwort brachte: wie ich vor nichts Sorge tragen ſolte, indem er meiner Ordre aufs allergenauſte nachkommen wolte. Wir brachten hierauf faſt die gantze Nacht mit Tantzen, Springen und andern Luſtbarkeiten zu, ſo bald aber der Tag anzubrechen begunte, mach- te ich mich in aller Stille auf die Beine, und trat den Weg nach unſern Schiffen an, ſo daß, wie nachhero erfahren, weder mein Bruder, noch ſon-
ſten
IV.Theil. (m)
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0187"n="177"/><floatingText><body><div><opener><salute><hirendition="#et"><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Mon Cavalier!</hi></hi></hi></salute></opener><lb/><p><hirendition="#fr">Da ich beymeiner letztern Anweſenheit<lb/>
alles wohl befunden, als bitte, Sorge zu tra-<lb/>
gen, daß ſolches im behoͤrigen Stande erhal-<lb/>
ten werde, denn weilen ich des hieſigen Le-<lb/>
bens muͤde, ſatt und uͤberdruͤßig bin, ſo duͤrff-<lb/>
te unſere Abſeegelung vielleicht viel eher er-<lb/>
folgen, als man vermeynt gehabt. Gewiſſer<lb/>
Urſachen wegen, komme er Morgen fruͤh,<lb/>
wenn die erſte</hi><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Canon</hi></hi><hirendition="#fr">e geloͤſet wird, mir mit</hi><lb/>
100. <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Granadier</hi></hi><hirendition="#fr">en auf dem Wege nach der<lb/>
Burg zu entgegen, laſſe ſich aber gegen nie-<lb/>
manden nichts mercken, ſondern thue nur,<lb/>
als ob er vor ſein eigen</hi><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Plaiſir</hi></hi><hirendition="#fr">mit denſelben<lb/>ſpazieren gehen, und dieſelben</hi><hirendition="#aq"><hirendition="#i">exerci</hi></hi><hirendition="#fr">ren wol-<lb/>
te. Muͤndlich ein mehrers, ich beharre</hi></p><lb/><closer><salute><hirendition="#et"><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Mon Cavalier<lb/>
le votre</hi><lb/>
P. W. Horn.</hi></hi></salute></closer></div></body></floatingText><lb/><p>Dieſes <hirendition="#aq">Billet</hi> uͤberſchickte ich ihm alſo gegen<lb/>
Abend durch meinen getreuen Bedienten, welcher<lb/>
noch vor Nachts wieder zuruͤck kam, und mir von<lb/>
dem <hirendition="#aq">Lieutenan</hi>te zur Antwort brachte: wie ich<lb/>
vor nichts Sorge tragen ſolte, indem er meiner<lb/><hirendition="#aq">Ordre</hi> aufs allergenauſte nachkommen wolte.<lb/>
Wir brachten hierauf faſt die gantze Nacht mit<lb/>
Tantzen, Springen und andern Luſtbarkeiten zu,<lb/>ſo bald aber der Tag anzubrechen begunte, mach-<lb/>
te ich mich in aller Stille auf die Beine, und trat<lb/>
den Weg nach unſern Schiffen an, ſo daß, wie<lb/>
nachhero erfahren, weder mein Bruder, noch ſon-<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#aq"><hirendition="#i">IV.</hi></hi><hirendition="#fr">Theil.</hi> (m)</fw><fwplace="bottom"type="catch">ſten</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[177/0187]
Mon Cavalier!
Da ich beymeiner letztern Anweſenheit
alles wohl befunden, als bitte, Sorge zu tra-
gen, daß ſolches im behoͤrigen Stande erhal-
ten werde, denn weilen ich des hieſigen Le-
bens muͤde, ſatt und uͤberdruͤßig bin, ſo duͤrff-
te unſere Abſeegelung vielleicht viel eher er-
folgen, als man vermeynt gehabt. Gewiſſer
Urſachen wegen, komme er Morgen fruͤh,
wenn die erſte Canone geloͤſet wird, mir mit
100. Granadieren auf dem Wege nach der
Burg zu entgegen, laſſe ſich aber gegen nie-
manden nichts mercken, ſondern thue nur,
als ob er vor ſein eigen Plaiſir mit denſelben
ſpazieren gehen, und dieſelben exerciren wol-
te. Muͤndlich ein mehrers, ich beharre
Mon Cavalier
le votre
P. W. Horn.
Dieſes Billet uͤberſchickte ich ihm alſo gegen
Abend durch meinen getreuen Bedienten, welcher
noch vor Nachts wieder zuruͤck kam, und mir von
dem Lieutenante zur Antwort brachte: wie ich
vor nichts Sorge tragen ſolte, indem er meiner
Ordre aufs allergenauſte nachkommen wolte.
Wir brachten hierauf faſt die gantze Nacht mit
Tantzen, Springen und andern Luſtbarkeiten zu,
ſo bald aber der Tag anzubrechen begunte, mach-
te ich mich in aller Stille auf die Beine, und trat
den Weg nach unſern Schiffen an, ſo daß, wie
nachhero erfahren, weder mein Bruder, noch ſon-
ſten
IV. Theil. (m)
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/187>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.