auf gelebt, zu verläugnen. Jch bath ihn, in die- sem Stücke piano zu gehen, und erstlich abzuwar- ten, was der Gouverneur deßfalls mit ihm han- deln würde, mitlerweile aber auch ja das Kind mit dem Bade nicht auszuschütten, sich wohl in Acht zu nehmen wissen würde, damit uns allen die gan- tze Historie keinen Verdruß oder Unfug zu Wege brächte.
Da nun uns beyden Brüder der Gouver- neur auf Morgen früh in den Garten hinunter zu sich einladen ließ, und zwar ohne andere Ge- sellschafft, weiln nur er und seine Gemahlin benebst der ältesten Tochter gantz allein beysammen seyn würden; als verabsäumeten wir nicht, bey diesen hohen Personen zu erscheinen, welche wir bey einer Tasse Caffee antraffen, und aufs liebreichste ge- nöthiget wurden, bey ihnen Platz zu nehmen. Es gab einen kleinen Spaß, denn der Gouverneur, welcher Achtung darauf gegeben, daß mein Bru- der der Fräulein keinen Kuß gegeben, sagte mit hellen Lachen: Wie nun, Kinder! wollet ihr nun erstlich anfangen gegen einander blöde oder scham- hafftig |zu thun?
Nichts weniger, als dieses, mein allerwerthe- ster Herr Vater! gab das Fräulein hierauf zur Antwort; sondern der Fehler liegt an mir, weil ich hätte eher aufstehen sollen, als der angekomme- ne Gast. Wie nun dieses, welches sie mit einer besondern artigen Mine und Stellung vorbrachte, so gieng es bey uns allen ohne Lachen nicht ab, wor- auf endlich der Gouverneur mich und meinen Bruder auf die Seite ruffen ließ, und seinen ge-
strigen
auf gelebt, zu verlaͤugnen. Jch bath ihn, in die- ſem Stuͤcke piano zu gehen, und erſtlich abzuwar- ten, was der Gouverneur deßfalls mit ihm han- deln wuͤrde, mitlerweile aber auch ja das Kind mit dem Bade nicht auszuſchuͤtten, ſich wohl in Acht zu nehmen wiſſen wuͤrde, damit uns allen die gan- tze Hiſtorie keinen Verdruß oder Unfug zu Wege braͤchte.
Da nun uns beyden Bruͤder der Gouver- neur auf Morgen fruͤh in den Garten hinunter zu ſich einladen ließ, und zwar ohne andere Ge- ſellſchafft, weiln nur er und ſeine Gemahlin benebſt der aͤlteſten Tochter gantz allein beyſammen ſeyn wuͤrden; als verabſaͤumeten wir nicht, bey dieſen hohen Perſonen zu erſcheinen, welche wir bey einer Taſſe Caffee antraffen, und aufs liebreichſte ge- noͤthiget wurden, bey ihnen Platz zu nehmen. Es gab einen kleinen Spaß, denn der Gouverneur, welcher Achtung darauf gegeben, daß mein Bru- der der Fraͤulein keinen Kuß gegeben, ſagte mit hellen Lachen: Wie nun, Kinder! wollet ihr nun erſtlich anfangen gegen einander bloͤde oder ſcham- hafftig |zu thun?
Nichts weniger, als dieſes, mein allerwerthe- ſter Herr Vater! gab das Fraͤulein hierauf zur Antwort; ſondern der Fehler liegt an mir, weil ich haͤtte eher aufſtehen ſollen, als der angekomme- ne Gaſt. Wie nun dieſes, welches ſie mit einer beſondern artigen Mine und Stellung vorbrachte, ſo gieng es bey uns allen ohne Lachen nicht ab, wor- auf endlich der Gouverneur mich und meinen Bruder auf die Seite ruffen ließ, und ſeinen ge-
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auf gelebt, zu verlaͤugnen. Jch bath ihn, in die-
ſem Stuͤcke piano zu gehen, und erſtlich abzuwar-
ten, was der Gouverneur deßfalls mit ihm han-
deln wuͤrde, mitlerweile aber auch ja das Kind mit
dem Bade nicht auszuſchuͤtten, ſich wohl in Acht
zu nehmen wiſſen wuͤrde, damit uns allen die gan-
tze Hiſtorie keinen Verdruß oder Unfug zu Wege
braͤchte.
Da nun uns beyden Bruͤder der Gouver-
neur auf Morgen fruͤh in den Garten hinunter
zu ſich einladen ließ, und zwar ohne andere Ge-
ſellſchafft, weiln nur er und ſeine Gemahlin benebſt
der aͤlteſten Tochter gantz allein beyſammen ſeyn
wuͤrden; als verabſaͤumeten wir nicht, bey dieſen
hohen Perſonen zu erſcheinen, welche wir bey einer
Taſſe Caffee antraffen, und aufs liebreichſte ge-
noͤthiget wurden, bey ihnen Platz zu nehmen. Es
gab einen kleinen Spaß, denn der Gouverneur,
welcher Achtung darauf gegeben, daß mein Bru-
der der Fraͤulein keinen Kuß gegeben, ſagte mit
hellen Lachen: Wie nun, Kinder! wollet ihr nun
erſtlich anfangen gegen einander bloͤde oder ſcham-
hafftig |zu thun?
Nichts weniger, als dieſes, mein allerwerthe-
ſter Herr Vater! gab das Fraͤulein hierauf zur
Antwort; ſondern der Fehler liegt an mir, weil
ich haͤtte eher aufſtehen ſollen, als der angekomme-
ne Gaſt. Wie nun dieſes, welches ſie mit einer
beſondern artigen Mine und Stellung vorbrachte,
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/184>, abgerufen am 25.11.2024.
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