Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

und ob wir uns zum baldigen Abseegeln Hoffnung
machen könten. Weßwegen wir uns denn bey
dem Gouverneur und seiner Familie auf einige
Tage beurlaubten; nach Verlauff derselben aber,
da wir auf unsern Schiffen alles nach unserm
Wunsche und Willen verfertiget und zugerichtet
antraffen, so, daß wir uns in vollkommenem See-
gelfertigen Stande befanden, mithin nur bloß auf
günstigen Wind warteten, unsere Abfahrt zu be-
schleunigen; als kehreten wir erstlich nochmahls zu-
rück auf die Burg, und liessen es uns die noch übri-
gen Tage der angelobten Zeit unsers Dableibens
im täglichen Wohlleben dergestalt gefallen, wie es
der Gouverneur und die Seinigen gern sehen
und haben wollten.

Jch habe, wo mir recht ist, schon gestern ei-
nen kleinen Anfang gemacht, von der Liebes-Be-
gebenheit zwischen meinem Bruder und des Gou-
verneurs
ältesten Tochter etwas zu erwehnen;
Derowegen will voritzo darinnen fortfahren, wei-
len es ohnedem eine Begebenheit, welche guten
Theils mit zu unserer Haupt-Historie gehöret.

Es hatte demnach, binnen der Zeit, die wir
mit Visitation der umliegenden Jnsuln zubrach-
ten, mein Bruder vollends Gelegenheit gefunden,
sich in dem Hertzen dieses Frauenzimmers voll-
kommen feste zu setzen, ohne weiter hinaus zu den-
cken, wie dieses Gewerbe etwa ablauffen könte
oder würde. Wie denn, meines Erachtens, die
Verliebten zwar 9. mahl klug zu nennen, aber doch
im Gegentheil offt 10. ja mehr mahl toll, oder we-
nigstens einfältig in ihren Actionen befunden
werden.

Mein

und ob wir uns zum baldigen Abſeegeln Hoffnung
machen koͤnten. Weßwegen wir uns denn bey
dem Gouverneur und ſeiner Familie auf einige
Tage beurlaubten; nach Verlauff derſelben aber,
da wir auf unſern Schiffen alles nach unſerm
Wunſche und Willen verfertiget und zugerichtet
antraffen, ſo, daß wir uns in vollkommenem See-
gelfertigen Stande befanden, mithin nur bloß auf
guͤnſtigen Wind warteten, unſere Abfahrt zu be-
ſchleunigen; als kehreten wir erſtlich nochmahls zu-
ruͤck auf die Burg, und lieſſen es uns die noch uͤbri-
gen Tage der angelobten Zeit unſers Dableibens
im taͤglichen Wohlleben dergeſtalt gefallen, wie es
der Gouverneur und die Seinigen gern ſehen
und haben wollten.

Jch habe, wo mir recht iſt, ſchon geſtern ei-
nen kleinen Anfang gemacht, von der Liebes-Be-
gebenheit zwiſchen meinem Bruder und des Gou-
verneurs
aͤlteſten Tochter etwas zu erwehnen;
Derowegen will voritzo darinnen fortfahren, wei-
len es ohnedem eine Begebenheit, welche guten
Theils mit zu unſerer Haupt-Hiſtorie gehoͤret.

Es hatte demnach, binnen der Zeit, die wir
mit Viſitation der umliegenden Jnſuln zubrach-
ten, mein Bruder vollends Gelegenheit gefunden,
ſich in dem Hertzen dieſes Frauenzimmers voll-
kommen feſte zu ſetzen, ohne weiter hinaus zu den-
cken, wie dieſes Gewerbe etwa ablauffen koͤnte
oder wuͤrde. Wie denn, meines Erachtens, die
Verliebten zwar 9. mahl klug zu nennen, aber doch
im Gegentheil offt 10. ja mehr mahl toll, oder we-
nigſtens einfaͤltig in ihren Actionen befunden
werden.

Mein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0172" n="162"/>
und ob wir uns zum baldigen Ab&#x017F;eegeln Hoffnung<lb/>
machen ko&#x0364;nten. Weßwegen wir uns denn bey<lb/>
dem <hi rendition="#aq">Gouverneur</hi> und &#x017F;einer <hi rendition="#aq">Familie</hi> auf einige<lb/>
Tage beurlaubten; nach Verlauff der&#x017F;elben aber,<lb/>
da wir auf un&#x017F;ern Schiffen alles nach un&#x017F;erm<lb/>
Wun&#x017F;che und Willen verfertiget und zugerichtet<lb/>
antraffen, &#x017F;o, daß wir uns in vollkommenem See-<lb/>
gelfertigen Stande befanden, mithin nur bloß auf<lb/>
gu&#x0364;n&#x017F;tigen Wind warteten, un&#x017F;ere Abfahrt zu be-<lb/>
&#x017F;chleunigen; als kehreten wir er&#x017F;tlich nochmahls zu-<lb/>
ru&#x0364;ck auf die Burg, und lie&#x017F;&#x017F;en es uns die noch u&#x0364;bri-<lb/>
gen Tage der angelobten Zeit un&#x017F;ers Dableibens<lb/>
im ta&#x0364;glichen Wohlleben derge&#x017F;talt gefallen, wie es<lb/>
der <hi rendition="#aq">Gouverneur</hi> und die Seinigen gern &#x017F;ehen<lb/>
und haben wollten.</p><lb/>
        <p>Jch habe, wo mir recht i&#x017F;t, &#x017F;chon ge&#x017F;tern ei-<lb/>
nen kleinen Anfang gemacht, von der Liebes-Be-<lb/>
gebenheit zwi&#x017F;chen meinem Bruder und des <hi rendition="#aq">Gou-<lb/>
verneurs</hi> a&#x0364;lte&#x017F;ten Tochter etwas zu erwehnen;<lb/>
Derowegen will voritzo darinnen fortfahren, wei-<lb/>
len es ohnedem eine Begebenheit, welche guten<lb/>
Theils mit zu un&#x017F;erer Haupt-Hi&#x017F;torie geho&#x0364;ret.</p><lb/>
        <p>Es hatte demnach, binnen der Zeit, die wir<lb/>
mit <hi rendition="#aq">Vi&#x017F;itati</hi>on der umliegenden Jn&#x017F;uln zubrach-<lb/>
ten, mein Bruder vollends Gelegenheit gefunden,<lb/>
&#x017F;ich in dem Hertzen die&#x017F;es Frauenzimmers voll-<lb/>
kommen fe&#x017F;te zu &#x017F;etzen, ohne weiter hinaus zu den-<lb/>
cken, wie die&#x017F;es Gewerbe etwa ablauffen ko&#x0364;nte<lb/>
oder wu&#x0364;rde. Wie denn, meines Erachtens, die<lb/>
Verliebten zwar 9. mahl klug zu nennen, aber doch<lb/>
im Gegentheil offt 10. ja mehr mahl toll, oder we-<lb/>
nig&#x017F;tens einfa&#x0364;ltig in ihren <hi rendition="#aq">Action</hi>en befunden<lb/>
werden.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Mein</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[162/0172] und ob wir uns zum baldigen Abſeegeln Hoffnung machen koͤnten. Weßwegen wir uns denn bey dem Gouverneur und ſeiner Familie auf einige Tage beurlaubten; nach Verlauff derſelben aber, da wir auf unſern Schiffen alles nach unſerm Wunſche und Willen verfertiget und zugerichtet antraffen, ſo, daß wir uns in vollkommenem See- gelfertigen Stande befanden, mithin nur bloß auf guͤnſtigen Wind warteten, unſere Abfahrt zu be- ſchleunigen; als kehreten wir erſtlich nochmahls zu- ruͤck auf die Burg, und lieſſen es uns die noch uͤbri- gen Tage der angelobten Zeit unſers Dableibens im taͤglichen Wohlleben dergeſtalt gefallen, wie es der Gouverneur und die Seinigen gern ſehen und haben wollten. Jch habe, wo mir recht iſt, ſchon geſtern ei- nen kleinen Anfang gemacht, von der Liebes-Be- gebenheit zwiſchen meinem Bruder und des Gou- verneurs aͤlteſten Tochter etwas zu erwehnen; Derowegen will voritzo darinnen fortfahren, wei- len es ohnedem eine Begebenheit, welche guten Theils mit zu unſerer Haupt-Hiſtorie gehoͤret. Es hatte demnach, binnen der Zeit, die wir mit Viſitation der umliegenden Jnſuln zubrach- ten, mein Bruder vollends Gelegenheit gefunden, ſich in dem Hertzen dieſes Frauenzimmers voll- kommen feſte zu ſetzen, ohne weiter hinaus zu den- cken, wie dieſes Gewerbe etwa ablauffen koͤnte oder wuͤrde. Wie denn, meines Erachtens, die Verliebten zwar 9. mahl klug zu nennen, aber doch im Gegentheil offt 10. ja mehr mahl toll, oder we- nigſtens einfaͤltig in ihren Actionen befunden werden. Mein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/172
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/172>, abgerufen am 06.05.2024.