ringste davon anzunehmen, sondern brachten un- zähliche Entschuldigungen vor, die sie verhinderten, an einem solchen über königlichem Geschencke ei- nigen Theil zu nehmen; Allein der Gouverneur sagte, indem er sie hertzlich küssete: Meine Brüder! macht kein Wunder, und verschmähet mich nicht, sonsten werde ich auch so trotzig werden, als ihr euch ausgabet, da wir zu erst zusammen gekommen sind, und da ihr mich dergestalt reichlich beschenckt habt, ist das Meinige eine kleine Kleinigkeit dargegen zu rechnen.
Jndem fassete er die beyden Portugiesen bey den Händen, und sagte: Seyd so gütig, mir zu folgen, meine Brüder! um zu sehen, was mein Frau- enzimmer vor euch zu rechte gelegt hat, und zwar in diesem besondern Zimmer; Da er aber mich und meinen Bruder auch anfassete, um zu sehen, was passirte, so traffen wir in dem Neben-Zimmer einen erstaunlichen Kram von allerley Arten weisser Wä- sche an. Nächst diesem zwey kostbare, damastene, mit Golde bordirte Schlaf-Röcke und andere Nacht-Kleider. Jn Summa, wir hatten aller- seits Ursache, über die Menge der kostbarn Wäsche so wohl, als über die andern Sachen zu erstaunen.
Demnach stelleten sich die beyden Portugiesen gedoppelt beschämt, beklagten sich auch darüber so wohl bey dem Gouverneur, als bey dessen Frau- enzimmer in recht wehmüthigen Geberden und Stel- lungen, welcher erstere, nemlich der Gouverneur, denn zu beyden sagte: So wahr ich lebe, meine Lieben! so lange als ihr hier bey mir gewesen seyd, habe ich keine unvergnügte Stunde, geschweige
denn
ringſte davon anzunehmen, ſondern brachten un- zaͤhliche Entſchuldigungen vor, die ſie verhinderten, an einem ſolchen uͤber koͤniglichem Geſchencke ei- nigen Theil zu nehmen; Allein der Gouverneur ſagte, indem er ſie hertzlich kuͤſſete: Meine Bruͤder! macht kein Wunder, und verſchmaͤhet mich nicht, ſonſten werde ich auch ſo trotzig werden, als ihr euch ausgabet, da wir zu erſt zuſammen gekommen ſind, und da ihr mich dergeſtalt reichlich beſchenckt habt, iſt das Meinige eine kleine Kleinigkeit dargegen zu rechnen.
Jndem faſſete er die beyden Portugieſen bey den Haͤnden, und ſagte: Seyd ſo guͤtig, mir zu folgen, meine Bruͤder! um zu ſehen, was mein Frau- enzimmer vor euch zu rechte gelegt hat, und zwar in dieſem beſondern Zimmer; Da er aber mich und meinen Bruder auch anfaſſete, um zu ſehen, was paſſirte, ſo traffen wir in dem Neben-Zimmer einen erſtaunlichen Kram von allerley Arten weiſſer Waͤ- ſche an. Naͤchſt dieſem zwey koſtbare, damaſtene, mit Golde bordirte Schlaf-Roͤcke und andere Nacht-Kleider. Jn Summa, wir hatten aller- ſeits Urſache, uͤber die Menge der koſtbarn Waͤſche ſo wohl, als uͤber die andern Sachen zu erſtaunen.
Demnach ſtelleten ſich die beyden Portugieſen gedoppelt beſchaͤmt, beklagten ſich auch daruͤber ſo wohl bey dem Gouverneur, als bey deſſen Frau- enzimmer in recht wehmuͤthigen Geberden und Stel- lungen, welcher erſtere, nemlich der Gouverneur, denn zu beyden ſagte: So wahr ich lebe, meine Lieben! ſo lange als ihr hier bey mir geweſen ſeyd, habe ich keine unvergnuͤgte Stunde, geſchweige
denn
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ringſte davon anzunehmen, ſondern brachten un-
zaͤhliche Entſchuldigungen vor, die ſie verhinderten,
an einem ſolchen uͤber koͤniglichem Geſchencke ei-
nigen Theil zu nehmen; Allein der Gouverneur
ſagte, indem er ſie hertzlich kuͤſſete: Meine Bruͤder!
macht kein Wunder, und verſchmaͤhet mich nicht,
ſonſten werde ich auch ſo trotzig werden, als ihr euch
ausgabet, da wir zu erſt zuſammen gekommen ſind,
und da ihr mich dergeſtalt reichlich beſchenckt habt,
iſt das Meinige eine kleine Kleinigkeit dargegen zu
rechnen.
Jndem faſſete er die beyden Portugieſen bey
den Haͤnden, und ſagte: Seyd ſo guͤtig, mir zu
folgen, meine Bruͤder! um zu ſehen, was mein Frau-
enzimmer vor euch zu rechte gelegt hat, und zwar
in dieſem beſondern Zimmer; Da er aber mich und
meinen Bruder auch anfaſſete, um zu ſehen, was
paſſirte, ſo traffen wir in dem Neben-Zimmer einen
erſtaunlichen Kram von allerley Arten weiſſer Waͤ-
ſche an. Naͤchſt dieſem zwey koſtbare, damaſtene,
mit Golde bordirte Schlaf-Roͤcke und andere
Nacht-Kleider. Jn Summa, wir hatten aller-
ſeits Urſache, uͤber die Menge der koſtbarn Waͤſche
ſo wohl, als uͤber die andern Sachen zu erſtaunen.
Demnach ſtelleten ſich die beyden Portugieſen
gedoppelt beſchaͤmt, beklagten ſich auch daruͤber ſo
wohl bey dem Gouverneur, als bey deſſen Frau-
enzimmer in recht wehmuͤthigen Geberden und Stel-
lungen, welcher erſtere, nemlich der Gouverneur,
denn zu beyden ſagte: So wahr ich lebe, meine
Lieben! ſo lange als ihr hier bey mir geweſen ſeyd,
habe ich keine unvergnuͤgte Stunde, geſchweige
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/164>, abgerufen am 24.11.2024.
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