Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

den; Die andern grünen Jnsuln hatte er fast
rings umher um diese seine Residenz-Jnsul lie-
gen. Es waren importante Jnsuln in selbiger
Gegend, auf welchen die gütige Natur alles her-
vor brachte und darreichte, was der Mensch nur
immer verlangen konte.

Ehe ich aber weiter gehe, so muß melden,
daß die Herrn Portugiesen des kostbaren Tra-
ctaments
überdrüßig wurden, und mit aller Ge-
walt zu ihrer Abseegelung Anstalt machten.

Der Gouverneur bath sie zwar sehr, noch
eine Zeitlang bey ihm zu verharren, allein, sie ver-
massen sich hoch und theuer, daß es ihnen ohn-
möglich, ja höchst gefährlich wäre, länger zu blei-
ben, demnach erlaubte endlich der Gouverneur,
daß sie mit nächstem favorablen Winde in GOt-
tes Nahmen abfahren möchten.

Dieses geschahe also, nachdem sie 2. Monathe
und etliche Tage geschmauset hatten.

Als es sich nun zu einem günstigen Winde vor
sie anließ, machten sie sich an den Gouverneur,
und sprachen: Daß nunmehro ihres Bleibens
nicht länger, als etwa 3. Tage noch sey, bathen
zugleich den Gouverneur, seine Familie und
Officiers, auch uns beyden Brüder zum Valet-
Schmause, auf das gröste von ihren Schiffen.
Der Gouverneur, welcher kein Kost-Verächter
war, bestimmte also von heute an den 3ten Tag,
da er denn mit allen den Seinigen auf ihren
Schiffen erscheinen wolte.

Als nun der 3te Tag eintrat, traten wir
sämmtlich gebethenen Gäste in dem grösten Por-

tugie-

den; Die andern gruͤnen Jnſuln hatte er faſt
rings umher um dieſe ſeine Reſidenz-Jnſul lie-
gen. Es waren importante Jnſuln in ſelbiger
Gegend, auf welchen die guͤtige Natur alles her-
vor brachte und darreichte, was der Menſch nur
immer verlangen konte.

Ehe ich aber weiter gehe, ſo muß melden,
daß die Herrn Portugieſen des koſtbaren Tra-
ctaments
uͤberdruͤßig wurden, und mit aller Ge-
walt zu ihrer Abſeegelung Anſtalt machten.

Der Gouverneur bath ſie zwar ſehr, noch
eine Zeitlang bey ihm zu verharren, allein, ſie ver-
maſſen ſich hoch und theuer, daß es ihnen ohn-
moͤglich, ja hoͤchſt gefaͤhrlich waͤre, laͤnger zu blei-
ben, demnach erlaubte endlich der Gouverneur,
daß ſie mit naͤchſtem favorablen Winde in GOt-
tes Nahmen abfahren moͤchten.

Dieſes geſchahe alſo, nachdem ſie 2. Monathe
und etliche Tage geſchmauſet hatten.

Als es ſich nun zu einem guͤnſtigen Winde vor
ſie anließ, machten ſie ſich an den Gouverneur,
und ſprachen: Daß nunmehro ihres Bleibens
nicht laͤnger, als etwa 3. Tage noch ſey, bathen
zugleich den Gouverneur, ſeine Familie und
Officiers, auch uns beyden Bruͤder zum Valet-
Schmauſe, auf das groͤſte von ihren Schiffen.
Der Gouverneur, welcher kein Koſt-Veraͤchter
war, beſtimmte alſo von heute an den 3ten Tag,
da er denn mit allen den Seinigen auf ihren
Schiffen erſcheinen wolte.

Als nun der 3te Tag eintrat, traten wir
ſaͤmmtlich gebethenen Gaͤſte in dem groͤſten Por-

tugie-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div>
              <p><pb facs="#f0158" n="148"/>
den; Die andern gru&#x0364;nen Jn&#x017F;uln hatte er fa&#x017F;t<lb/>
rings umher um die&#x017F;e &#x017F;eine <hi rendition="#aq">Re&#x017F;idenz-</hi>Jn&#x017F;ul lie-<lb/>
gen. Es waren <hi rendition="#aq">important</hi>e Jn&#x017F;uln in &#x017F;elbiger<lb/>
Gegend, auf welchen die gu&#x0364;tige Natur alles her-<lb/>
vor brachte und darreichte, was der Men&#x017F;ch nur<lb/>
immer verlangen konte.</p><lb/>
              <p>Ehe ich aber weiter gehe, &#x017F;o muß melden,<lb/>
daß die Herrn Portugie&#x017F;en des ko&#x017F;tbaren <hi rendition="#aq">Tra-<lb/>
ctaments</hi> u&#x0364;berdru&#x0364;ßig wurden, und mit aller Ge-<lb/>
walt zu ihrer Ab&#x017F;eegelung An&#x017F;talt machten.</p><lb/>
              <p>Der <hi rendition="#aq">Gouverneur</hi> bath &#x017F;ie zwar &#x017F;ehr, noch<lb/>
eine Zeitlang bey ihm zu verharren, allein, &#x017F;ie ver-<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich hoch und theuer, daß es ihnen ohn-<lb/>
mo&#x0364;glich, ja ho&#x0364;ch&#x017F;t gefa&#x0364;hrlich wa&#x0364;re, la&#x0364;nger zu blei-<lb/>
ben, demnach erlaubte endlich der <hi rendition="#aq">Gouverneur,</hi><lb/>
daß &#x017F;ie mit na&#x0364;ch&#x017F;tem <hi rendition="#aq">favorabl</hi>en Winde in GOt-<lb/>
tes Nahmen abfahren mo&#x0364;chten.</p><lb/>
              <p>Die&#x017F;es ge&#x017F;chahe al&#x017F;o, nachdem &#x017F;ie 2. Monathe<lb/>
und etliche Tage ge&#x017F;chmau&#x017F;et hatten.</p><lb/>
              <p>Als es &#x017F;ich nun zu einem gu&#x0364;n&#x017F;tigen Winde vor<lb/>
&#x017F;ie anließ, machten &#x017F;ie &#x017F;ich an den <hi rendition="#aq">Gouverneur,</hi><lb/>
und &#x017F;prachen: Daß nunmehro ihres Bleibens<lb/>
nicht la&#x0364;nger, als etwa 3. Tage noch &#x017F;ey, bathen<lb/>
zugleich den <hi rendition="#aq">Gouverneur,</hi> &#x017F;eine <hi rendition="#aq">Familie</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">Officiers,</hi> auch uns beyden Bru&#x0364;der zum <hi rendition="#aq">Valet-</hi><lb/>
Schmau&#x017F;e, auf das gro&#x0364;&#x017F;te von ihren Schiffen.<lb/>
Der <hi rendition="#aq">Gouverneur,</hi> welcher kein Ko&#x017F;t-Vera&#x0364;chter<lb/>
war, be&#x017F;timmte al&#x017F;o von heute an den 3ten Tag,<lb/>
da er denn mit allen den Seinigen auf ihren<lb/>
Schiffen er&#x017F;cheinen wolte.</p><lb/>
              <p>Als nun der 3te Tag eintrat, traten wir<lb/>
&#x017F;a&#x0364;mmtlich gebethenen Ga&#x0364;&#x017F;te in dem gro&#x0364;&#x017F;ten Por-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">tugie-</fw><lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[148/0158] den; Die andern gruͤnen Jnſuln hatte er faſt rings umher um dieſe ſeine Reſidenz-Jnſul lie- gen. Es waren importante Jnſuln in ſelbiger Gegend, auf welchen die guͤtige Natur alles her- vor brachte und darreichte, was der Menſch nur immer verlangen konte. Ehe ich aber weiter gehe, ſo muß melden, daß die Herrn Portugieſen des koſtbaren Tra- ctaments uͤberdruͤßig wurden, und mit aller Ge- walt zu ihrer Abſeegelung Anſtalt machten. Der Gouverneur bath ſie zwar ſehr, noch eine Zeitlang bey ihm zu verharren, allein, ſie ver- maſſen ſich hoch und theuer, daß es ihnen ohn- moͤglich, ja hoͤchſt gefaͤhrlich waͤre, laͤnger zu blei- ben, demnach erlaubte endlich der Gouverneur, daß ſie mit naͤchſtem favorablen Winde in GOt- tes Nahmen abfahren moͤchten. Dieſes geſchahe alſo, nachdem ſie 2. Monathe und etliche Tage geſchmauſet hatten. Als es ſich nun zu einem guͤnſtigen Winde vor ſie anließ, machten ſie ſich an den Gouverneur, und ſprachen: Daß nunmehro ihres Bleibens nicht laͤnger, als etwa 3. Tage noch ſey, bathen zugleich den Gouverneur, ſeine Familie und Officiers, auch uns beyden Bruͤder zum Valet- Schmauſe, auf das groͤſte von ihren Schiffen. Der Gouverneur, welcher kein Koſt-Veraͤchter war, beſtimmte alſo von heute an den 3ten Tag, da er denn mit allen den Seinigen auf ihren Schiffen erſcheinen wolte. Als nun der 3te Tag eintrat, traten wir ſaͤmmtlich gebethenen Gaͤſte in dem groͤſten Por- tugie-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/158
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/158>, abgerufen am 05.05.2024.