Zwey Tage hernach kauffte mein Herr einen unge- mein schönen Neapolitanischen Hengst, welchen viele Cavaliers, denen er zu kostbar gewesen, von sich gelassen, und ritt auf demselben, um ihn recht zu probiren, mit dem Marquis und etlichen andern Cavaliers spatzieren; weil nun dieser Hengst von allen, und sonderlich von dem Marquis sehr gelo- bet worden, wurde dem Letztern gleich folgendes Tages ein Praesent damit gemacht, er nahm das Pferd mit Freuden an, schickte aber meinem Herrn dagegen einen neuen Wagen zurück, der mehr als noch einmahl so viel werth war. Jngleichen über- sandte mein Herr eines Tages der Marquise durch mich, sein mit kostbaren Steinen besetztes, und in einer guldenen Capsel liegendes Bildniß, vor wel- ches ich 4. Louis d'or Bothen-Lohn bekam, mein Herr aber empfing dargegen das Jhrige, welches 3. mahl theurer als das Seinige taxiret wurde, auch hat er lange hernach bekannt, daß ihm diese Dame aus grosser Liebe, vor mehr als 15000. Thlr, Jubelen und andere Kostbarkeiten geschenckt, von ihm aber wenig kostbare Sachen, sondern nur ein und anderes von geringen Werth zum Angedencken annehmen wollen. Am bestimmten Tage gab mein Herr einen fast Fürstlichen Ball an die vornehmsten Cavaliers und Dames, deren sich eine gewaltige Menge einstelleten, weßwegen sehr viele bey den Gedancken verblieben, daß er eines höhern Stan- des seyn müsse, als er sich ausgäbe, da sahe man nun die Marquise in ihrer vollkommenen Schön- heit, mein Herr begegnete ihr aber nicht als seiner Liebhaberin, sondern als einer grossen Printzeßin,
und
(C c 2)
Zwey Tage hernach kauffte mein Herr einen unge- mein ſchoͤnen Neapolitaniſchen Hengſt, welchen viele Cavaliers, denen er zu koſtbar geweſen, von ſich gelaſſen, und ritt auf demſelben, um ihn recht zu probiren, mit dem Marquis und etlichen andern Cavaliers ſpatzieren; weil nun dieſer Hengſt von allen, und ſonderlich von dem Marquis ſehr gelo- bet worden, wurde dem Letztern gleich folgendes Tages ein Præſent damit gemacht, er nahm das Pferd mit Freuden an, ſchickte aber meinem Herrn dagegen einen neuen Wagen zuruͤck, der mehr als noch einmahl ſo viel werth war. Jngleichen uͤber- ſandte mein Herr eines Tages der Marquiſe durch mich, ſein mit koſtbaren Steinen beſetztes, und in einer guldenen Capſel liegendes Bildniß, vor wel- ches ich 4. Louis d’or Bothen-Lohn bekam, mein Herr aber empfing dargegen das Jhrige, welches 3. mahl theurer als das Seinige taxiret wurde, auch hat er lange hernach bekannt, daß ihm dieſe Dame aus groſſer Liebe, vor mehr als 15000. Thlr, Jubelen und andere Koſtbarkeiten geſchenckt, von ihm aber wenig koſtbare Sachen, ſondern nur ein und anderes von geringen Werth zum Angedencken annehmen wollen. Am beſtimmten Tage gab mein Herr einen faſt Fuͤrſtlichen Ball an die vornehmſten Cavaliers und Dames, deren ſich eine gewaltige Menge einſtelleten, weßwegen ſehr viele bey den Gedancken verblieben, daß er eines hoͤhern Stan- des ſeyn muͤſſe, als er ſich ausgaͤbe, da ſahe man nun die Marquiſe in ihrer vollkommenen Schoͤn- heit, mein Herr begegnete ihr aber nicht als ſeiner Liebhaberin, ſondern als einer groſſen Printzeßin,
und
(C c 2)
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0411"n="403"/>
Zwey Tage hernach kauffte mein Herr einen unge-<lb/>
mein ſchoͤnen Neapolitaniſchen Hengſt, welchen<lb/>
viele <hirendition="#aq">Cavaliers,</hi> denen er zu koſtbar geweſen, von<lb/>ſich gelaſſen, und ritt auf demſelben, um ihn recht<lb/>
zu probiren, mit dem <hirendition="#aq">Marquis</hi> und etlichen andern<lb/><hirendition="#aq">Cavaliers</hi>ſpatzieren; weil nun dieſer Hengſt von<lb/>
allen, und ſonderlich von dem <hirendition="#aq">Marquis</hi>ſehr gelo-<lb/>
bet worden, wurde dem Letztern gleich folgendes<lb/>
Tages ein <hirendition="#aq">Præſent</hi> damit gemacht, er nahm das<lb/>
Pferd mit Freuden an, ſchickte aber meinem Herrn<lb/>
dagegen einen neuen Wagen zuruͤck, der mehr als<lb/>
noch einmahl ſo viel werth war. Jngleichen uͤber-<lb/>ſandte mein Herr eines Tages der <hirendition="#aq">Marquiſe</hi> durch<lb/>
mich, ſein mit koſtbaren Steinen beſetztes, und in<lb/>
einer guldenen Capſel liegendes Bildniß, vor wel-<lb/>
ches ich 4. <hirendition="#aq">Louis d’or</hi> Bothen-Lohn bekam, mein<lb/>
Herr aber empfing dargegen das Jhrige, welches<lb/>
3. mahl theurer als das Seinige taxiret wurde,<lb/>
auch hat er lange hernach bekannt, daß ihm dieſe<lb/><hirendition="#aq">Dame</hi> aus groſſer Liebe, vor mehr als 15000. Thlr,<lb/>
Jubelen und andere Koſtbarkeiten geſchenckt, von<lb/>
ihm aber wenig koſtbare Sachen, ſondern nur ein<lb/>
und anderes von geringen Werth zum Angedencken<lb/>
annehmen wollen. Am beſtimmten Tage gab mein<lb/>
Herr einen faſt Fuͤrſtlichen Ball an die vornehmſten<lb/><hirendition="#aq">Cavaliers</hi> und <hirendition="#aq">Dames,</hi> deren ſich eine gewaltige<lb/>
Menge einſtelleten, weßwegen ſehr viele bey den<lb/>
Gedancken verblieben, daß er eines hoͤhern Stan-<lb/>
des ſeyn muͤſſe, als er ſich ausgaͤbe, da ſahe man<lb/>
nun die <hirendition="#aq">Marquiſe</hi> in ihrer vollkommenen Schoͤn-<lb/>
heit, mein Herr begegnete ihr aber nicht als ſeiner<lb/>
Liebhaberin, ſondern als einer groſſen Printzeßin,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">(C c 2)</fw><fwplace="bottom"type="catch">und</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[403/0411]
Zwey Tage hernach kauffte mein Herr einen unge-
mein ſchoͤnen Neapolitaniſchen Hengſt, welchen
viele Cavaliers, denen er zu koſtbar geweſen, von
ſich gelaſſen, und ritt auf demſelben, um ihn recht
zu probiren, mit dem Marquis und etlichen andern
Cavaliers ſpatzieren; weil nun dieſer Hengſt von
allen, und ſonderlich von dem Marquis ſehr gelo-
bet worden, wurde dem Letztern gleich folgendes
Tages ein Præſent damit gemacht, er nahm das
Pferd mit Freuden an, ſchickte aber meinem Herrn
dagegen einen neuen Wagen zuruͤck, der mehr als
noch einmahl ſo viel werth war. Jngleichen uͤber-
ſandte mein Herr eines Tages der Marquiſe durch
mich, ſein mit koſtbaren Steinen beſetztes, und in
einer guldenen Capſel liegendes Bildniß, vor wel-
ches ich 4. Louis d’or Bothen-Lohn bekam, mein
Herr aber empfing dargegen das Jhrige, welches
3. mahl theurer als das Seinige taxiret wurde,
auch hat er lange hernach bekannt, daß ihm dieſe
Dame aus groſſer Liebe, vor mehr als 15000. Thlr,
Jubelen und andere Koſtbarkeiten geſchenckt, von
ihm aber wenig koſtbare Sachen, ſondern nur ein
und anderes von geringen Werth zum Angedencken
annehmen wollen. Am beſtimmten Tage gab mein
Herr einen faſt Fuͤrſtlichen Ball an die vornehmſten
Cavaliers und Dames, deren ſich eine gewaltige
Menge einſtelleten, weßwegen ſehr viele bey den
Gedancken verblieben, daß er eines hoͤhern Stan-
des ſeyn muͤſſe, als er ſich ausgaͤbe, da ſahe man
nun die Marquiſe in ihrer vollkommenen Schoͤn-
heit, mein Herr begegnete ihr aber nicht als ſeiner
Liebhaberin, ſondern als einer groſſen Printzeßin,
und
(C c 2)
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/411>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.