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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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wenn ich demnach meinen unterthänigen Rath ge-
ben dürffte, so hielte davor, Ew. Gnaden zöhen mit
Manier ihren Kopff aus der Schlinge, denn diese
gantze Sache kan gar leichtlich ein Ende nehmen
mit Schrecken. Am besten wäre es, wenn Ew.
Gn. unter einem scheinbaren Vorwandte, Paris
auf eine Zeitlang verliessen, und mittlerweile einige
andere berühmte Städte Franckreichs besähen. Ja,
das wäre mir gelegen, rieff mein Herr, nein! was
ich etliche mahl gekostet, und wohlschmeckend be-
funden, davon lasse ich nicht ab, biß ich mich satt
gegessen habe; macht ihr nur Anstalten zu einem
kostbaren Balle, den ich auf den Montag zu geben
gesonnen bin, und worbey der Marquis nebst seiner
und meiner Frau die Haupt-Personen seyn sollen.
Mit unserer Abreise von hier, hat es noch in etwas
Zeit, und wenn ich auch keine berühmte Stadt in
Franckreich mehr sehen solte, so ist nichts daran ge-
legen, denn wer Paris alleine nur gesehen, der hat
in Franckreich alles gesehen. Morgen früh aber
gehet hin, und bringet dem Marquis und seiner Ge-
mahlin von meinetwegen den Morgen-Gruß, und
wenn ihr so glücklich seyd, sie selbsten zu sehen, so
saget mir hernach wieder, ob man um einer solchen
Schönheit willen nicht Leib und Leben wagen solte.
Sehr wohl, [gab hierauf der Cammer-Diener]
allein, gnädiger Herr! hatten sie heute auch solche
gute Gedancken, da der Mann mit den Pistolen
aus dem Cabinet gesprungen kam? Jhr seyd ein
Narr, (versetzte der Herr,) legt euch nur schlaffen, ich
werde es auch so machen. Hiermit hatte die-
ser getreue Diener und Rathgeber seine Abfertigung.

Zwey

wenn ich demnach meinen unterthaͤnigen Rath ge-
ben duͤrffte, ſo hielte davor, Ew. Gnaden zoͤhen mit
Manier ihren Kopff aus der Schlinge, denn dieſe
gantze Sache kan gar leichtlich ein Ende nehmen
mit Schrecken. Am beſten waͤre es, wenn Ew.
Gn. unter einem ſcheinbaren Vorwandte, Paris
auf eine Zeitlang verlieſſen, und mittlerweile einige
andere beruͤhmte Staͤdte Franckreichs beſaͤhen. Ja,
das waͤre mir gelegen, rieff mein Herr, nein! was
ich etliche mahl gekoſtet, und wohlſchmeckend be-
funden, davon laſſe ich nicht ab, biß ich mich ſatt
gegeſſen habe; macht ihr nur Anſtalten zu einem
koſtbaren Balle, den ich auf den Montag zu geben
geſonnen bin, und worbey der Marquis nebſt ſeiner
und meiner Frau die Haupt-Perſonen ſeyn ſollen.
Mit unſerer Abreiſe von hier, hat es noch in etwas
Zeit, und wenn ich auch keine beruͤhmte Stadt in
Franckreich mehr ſehen ſolte, ſo iſt nichts daran ge-
legen, denn wer Paris alleine nur geſehen, der hat
in Franckreich alles geſehen. Morgen fruͤh aber
gehet hin, und bringet dem Marquis und ſeiner Ge-
mahlin von meinetwegen den Morgen-Gruß, und
wenn ihr ſo gluͤcklich ſeyd, ſie ſelbſten zu ſehen, ſo
ſaget mir hernach wieder, ob man um einer ſolchen
Schoͤnheit willen nicht Leib und Leben wagen ſolte.
Sehr wohl, [gab hierauf der Cammer-Diener]
allein, gnaͤdiger Herr! hatten ſie heute auch ſolche
gute Gedancken, da der Mann mit den Piſtolen
aus dem Cabinet geſprungen kam? Jhr ſeyd ein
Narr, (verſetzte der Herr,) legt euch nur ſchlaffen, ich
werde es auch ſo machen. Hiermit hatte die-
ſer getreue Diener und Rathgeber ſeine Abfertigung.

Zwey
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[402/0410] wenn ich demnach meinen unterthaͤnigen Rath ge- ben duͤrffte, ſo hielte davor, Ew. Gnaden zoͤhen mit Manier ihren Kopff aus der Schlinge, denn dieſe gantze Sache kan gar leichtlich ein Ende nehmen mit Schrecken. Am beſten waͤre es, wenn Ew. Gn. unter einem ſcheinbaren Vorwandte, Paris auf eine Zeitlang verlieſſen, und mittlerweile einige andere beruͤhmte Staͤdte Franckreichs beſaͤhen. Ja, das waͤre mir gelegen, rieff mein Herr, nein! was ich etliche mahl gekoſtet, und wohlſchmeckend be- funden, davon laſſe ich nicht ab, biß ich mich ſatt gegeſſen habe; macht ihr nur Anſtalten zu einem koſtbaren Balle, den ich auf den Montag zu geben geſonnen bin, und worbey der Marquis nebſt ſeiner und meiner Frau die Haupt-Perſonen ſeyn ſollen. Mit unſerer Abreiſe von hier, hat es noch in etwas Zeit, und wenn ich auch keine beruͤhmte Stadt in Franckreich mehr ſehen ſolte, ſo iſt nichts daran ge- legen, denn wer Paris alleine nur geſehen, der hat in Franckreich alles geſehen. Morgen fruͤh aber gehet hin, und bringet dem Marquis und ſeiner Ge- mahlin von meinetwegen den Morgen-Gruß, und wenn ihr ſo gluͤcklich ſeyd, ſie ſelbſten zu ſehen, ſo ſaget mir hernach wieder, ob man um einer ſolchen Schoͤnheit willen nicht Leib und Leben wagen ſolte. Sehr wohl, [gab hierauf der Cammer-Diener] allein, gnaͤdiger Herr! hatten ſie heute auch ſolche gute Gedancken, da der Mann mit den Piſtolen aus dem Cabinet geſprungen kam? Jhr ſeyd ein Narr, (verſetzte der Herr,) legt euch nur ſchlaffen, ich werde es auch ſo machen. Hiermit hatte die- ſer getreue Diener und Rathgeber ſeine Abfertigung. Zwey

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/410>, abgerufen am 23.11.2024.