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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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und der Marquis war beständig lustig und guter
Dinge, man konte jedoch nicht mercken, welches
seine Amasia wäre, indem er mit sehr vielen Damen
gantz vertraulich umging, um die eigene Frau aber
sich wenig bekümmerte. Mit anbrechenden Tage,
wurden wir unsere Gäste erstlich loß, und derglei-
chen herrliches Leben wurde bald hier, bald dar
fortgesetzt, ausser der Zeit aber konte man meinen
Herrn nirgends eher als bey der Marquise antref-
fen, indem er zuweilen 3. biß 4. Tage und Nächte
in ihrer Behausung blieb, biß sie endlich mit einem
jungen Sohne darnieder kam. Man hörete, daß
der Marquis ungemein erfreuet über die Ankunfft
dieses Stammhalters wäre, und er stellete dieser-
wegen ein Festin an, welches 3. Tage währete,
worbey mein Herr, als ein erbetener Tauff-Zeuge,
auch erschien. Nach vollendeten 6. Wochen, hatte
die Marquise vorgegeben, als ob sie in ein Bad
reisen wolte, allein, sie kam folgenden Morgens nach
ihrer Abreise, früh vor Tage, in unsern Logis, nebst
ihrer Vertrauten, in Manns-Kleidern an, und
mein Herr, welcher die gantze Nacht auf sie gehofft,
emfing sie mit ausserordentlichen Freuden. Dem-
nach währete ihre besondere Bade-Cur in einem
a parten Zimmer unseres Logis, 4. gantzer Wo-
chen, binnen welcher Zeit sich mein Herr stellete, als
ob er den Arm angeschellert hätte, und denselben
mit vielen Binden umwickeln ließ, so offt er merckte,
daß er eine Visite bekommen würde, wie ihn denn
verschiedene Cavaliers, und sonderlich der Marquis,
etliche mahl besuchten. Ausserdem paßirte er der
Marquise beständig die Zeit, biß sie sich wieder ge-

segne-

und der Marquis war beſtaͤndig luſtig und guter
Dinge, man konte jedoch nicht mercken, welches
ſeine Amasia waͤre, indem er mit ſehr vielen Damen
gantz vertraulich umging, um die eigene Frau aber
ſich wenig bekuͤmmerte. Mit anbrechenden Tage,
wurden wir unſere Gaͤſte erſtlich loß, und derglei-
chen herrliches Leben wurde bald hier, bald dar
fortgeſetzt, auſſer der Zeit aber konte man meinen
Herrn nirgends eher als bey der Marquiſe antref-
fen, indem er zuweilen 3. biß 4. Tage und Naͤchte
in ihrer Behauſung blieb, biß ſie endlich mit einem
jungen Sohne darnieder kam. Man hoͤrete, daß
der Marquis ungemein erfreuet uͤber die Ankunfft
dieſes Stammhalters waͤre, und er ſtellete dieſer-
wegen ein Feſtin an, welches 3. Tage waͤhrete,
worbey mein Herr, als ein erbetener Tauff-Zeuge,
auch erſchien. Nach vollendeten 6. Wochen, hatte
die Marquiſe vorgegeben, als ob ſie in ein Bad
reiſen wolte, allein, ſie kam folgenden Morgens nach
ihrer Abreiſe, fruͤh vor Tage, in unſern Logis, nebſt
ihrer Vertrauten, in Manns-Kleidern an, und
mein Herr, welcher die gantze Nacht auf ſie gehofft,
emfing ſie mit auſſerordentlichen Freuden. Dem-
nach waͤhrete ihre beſondere Bade-Cur in einem
a parten Zimmer unſeres Logis, 4. gantzer Wo-
chen, binnen welcher Zeit ſich mein Herr ſtellete, als
ob er den Arm angeſchellert haͤtte, und denſelben
mit vielen Binden umwickeln ließ, ſo offt er merckte,
daß er eine Visite bekommen wuͤrde, wie ihn denn
verſchiedene Cavaliers, und ſonderlich der Marquis,
etliche mahl beſuchten. Auſſerdem paßirte er der
Marquiſe beſtaͤndig die Zeit, biß ſie ſich wieder ge-

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[404/0412] und der Marquis war beſtaͤndig luſtig und guter Dinge, man konte jedoch nicht mercken, welches ſeine Amasia waͤre, indem er mit ſehr vielen Damen gantz vertraulich umging, um die eigene Frau aber ſich wenig bekuͤmmerte. Mit anbrechenden Tage, wurden wir unſere Gaͤſte erſtlich loß, und derglei- chen herrliches Leben wurde bald hier, bald dar fortgeſetzt, auſſer der Zeit aber konte man meinen Herrn nirgends eher als bey der Marquiſe antref- fen, indem er zuweilen 3. biß 4. Tage und Naͤchte in ihrer Behauſung blieb, biß ſie endlich mit einem jungen Sohne darnieder kam. Man hoͤrete, daß der Marquis ungemein erfreuet uͤber die Ankunfft dieſes Stammhalters waͤre, und er ſtellete dieſer- wegen ein Feſtin an, welches 3. Tage waͤhrete, worbey mein Herr, als ein erbetener Tauff-Zeuge, auch erſchien. Nach vollendeten 6. Wochen, hatte die Marquiſe vorgegeben, als ob ſie in ein Bad reiſen wolte, allein, ſie kam folgenden Morgens nach ihrer Abreiſe, fruͤh vor Tage, in unſern Logis, nebſt ihrer Vertrauten, in Manns-Kleidern an, und mein Herr, welcher die gantze Nacht auf ſie gehofft, emfing ſie mit auſſerordentlichen Freuden. Dem- nach waͤhrete ihre beſondere Bade-Cur in einem a parten Zimmer unſeres Logis, 4. gantzer Wo- chen, binnen welcher Zeit ſich mein Herr ſtellete, als ob er den Arm angeſchellert haͤtte, und denſelben mit vielen Binden umwickeln ließ, ſo offt er merckte, daß er eine Visite bekommen wuͤrde, wie ihn denn verſchiedene Cavaliers, und ſonderlich der Marquis, etliche mahl beſuchten. Auſſerdem paßirte er der Marquiſe beſtaͤndig die Zeit, biß ſie ſich wieder ge- ſegne-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/412>, abgerufen am 22.06.2024.