Jndem wir nun hierauf von den zubereiteten warmen Speisen etwas zu uns nahmen, kam einer von Capitain Horns Leuten gelauffen, und melde- te, daß die heute früh ausgegangenen 6. Mann zu- rück kämen, von ferne aber schon mit Zeichen und Gebärden so viel zu verstehen gäben, als ob ein grosses Unglück entstanden wäre. Wir gebothen demnach allen, nicht zu sagen, daß wir in den Hüt- ten gegenwärtig wären, sondern nur erstlich anzu- hören, was sie vor Nachricht bringen würden. Da sie nun näher kamen, rieffen fast alle zugleich: O! welch ein Unglück, die Brücke ist von den bösen Geistern in den Abgrund gestürtzt, und unser redli- cher Capitain Horn ist ohnfehlbar mit seiner gan- tzen Gesellschafft ums Leben gekommen, denn wir hören und sehen nichts von ihnen, ohngeacht, da wir etliche Stunden lang ein Geschrey gemacht, daß die Felsen hätten bersten mögen; O! die ehr- lichen Leute; Ach der wackere Capitain! was wol- len wir nun ansangen? Hierauf trat der Capitain und wir alle zu den Hütten heraus, da denn die Verwunderung und Freude bey diesen 6. Männern unbeschreiblich war. Capitain Horn erzählte diesen eben die Geschichte, welche er ihren Mit-Ge- sellen kutzr vorhero erzählet hatte, ließ mithin alle bey den Gedancken, daß die Brücke von bösen Geistern eingestürtzt seyn müsse.
Wegen grosser Müdigkeit beschlossen wir Groß- Felsenburger, heute noch bey dieser Gesellschafft auszuruhen, legten uns derowegen bey Zeiten zur Ruhe, bald nach Mitternacht aber wanderten wir nach unserm Boote, vergassen auch nicht etliche
taugliche
(Y 2)
Jndem wir nun hierauf von den zubereiteten warmen Speiſen etwas zu uns nahmen, kam einer von Capitain Horns Leuten gelauffen, und melde- te, daß die heute fruͤh ausgegangenen 6. Mann zu- ruͤck kaͤmen, von ferne aber ſchon mit Zeichen und Gebaͤrden ſo viel zu verſtehen gaͤben, als ob ein groſſes Ungluͤck entſtanden waͤre. Wir gebothen demnach allen, nicht zu ſagen, daß wir in den Huͤt- ten gegenwaͤrtig waͤren, ſondern nur erſtlich anzu- hoͤren, was ſie vor Nachricht bringen wuͤrden. Da ſie nun naͤher kamen, rieffen faſt alle zugleich: O! welch ein Ungluͤck, die Bruͤcke iſt von den boͤſen Geiſtern in den Abgrund geſtuͤrtzt, und unſer redli- cher Capitain Horn iſt ohnfehlbar mit ſeiner gan- tzen Geſellſchafft ums Leben gekommen, denn wir hoͤren und ſehen nichts von ihnen, ohngeacht, da wir etliche Stunden lang ein Geſchrey gemacht, daß die Felſen haͤtten berſten moͤgen; O! die ehr- lichen Leute; Ach der wackere Capitain! was wol- len wir nun anſangen? Hierauf trat der Capitain und wir alle zu den Huͤtten heraus, da denn die Verwunderung und Freude bey dieſen 6. Maͤnnern unbeſchreiblich war. Capitain Horn erzaͤhlte dieſen eben die Geſchichte, welche er ihren Mit-Ge- ſellen kutzr vorhero erzaͤhlet hatte, ließ mithin alle bey den Gedancken, daß die Bruͤcke von boͤſen Geiſtern eingeſtuͤrtzt ſeyn muͤſſe.
Wegen groſſer Muͤdigkeit beſchloſſen wir Groß- Felſenburger, heute noch bey dieſer Geſellſchafft auszuruhen, legten uns derowegen bey Zeiten zur Ruhe, bald nach Mitternacht aber wanderten wir nach unſerm Boote, vergaſſen auch nicht etliche
taugliche
(Y 2)
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0347"n="339"/><p>Jndem wir nun hierauf von den zubereiteten<lb/>
warmen Speiſen etwas zu uns nahmen, kam einer<lb/>
von <hirendition="#aq">Capitain</hi> Horns Leuten gelauffen, und melde-<lb/>
te, daß die heute fruͤh ausgegangenen 6. Mann zu-<lb/>
ruͤck kaͤmen, von ferne aber ſchon mit Zeichen und<lb/>
Gebaͤrden ſo viel zu verſtehen gaͤben, als ob ein<lb/>
groſſes Ungluͤck entſtanden waͤre. Wir gebothen<lb/>
demnach allen, nicht zu ſagen, daß wir in den Huͤt-<lb/>
ten gegenwaͤrtig waͤren, ſondern nur erſtlich anzu-<lb/>
hoͤren, was ſie vor Nachricht bringen wuͤrden. Da<lb/>ſie nun naͤher kamen, rieffen faſt alle zugleich: O!<lb/>
welch ein Ungluͤck, die Bruͤcke iſt von den boͤſen<lb/>
Geiſtern in den Abgrund geſtuͤrtzt, und unſer redli-<lb/>
cher <hirendition="#aq">Capitain</hi> Horn iſt ohnfehlbar mit ſeiner gan-<lb/>
tzen Geſellſchafft ums Leben gekommen, denn wir<lb/>
hoͤren und ſehen nichts von ihnen, ohngeacht, da<lb/>
wir etliche Stunden lang ein Geſchrey gemacht,<lb/>
daß die Felſen haͤtten berſten moͤgen; O! die ehr-<lb/>
lichen Leute; Ach der wackere <hirendition="#aq">Capitain!</hi> was wol-<lb/>
len wir nun anſangen? Hierauf trat der <hirendition="#aq">Capitain</hi><lb/>
und wir alle zu den Huͤtten heraus, da denn die<lb/>
Verwunderung und Freude bey dieſen 6. Maͤnnern<lb/>
unbeſchreiblich war. <hirendition="#aq">Capitain</hi> Horn erzaͤhlte<lb/>
dieſen eben die Geſchichte, welche er ihren Mit-Ge-<lb/>ſellen kutzr vorhero erzaͤhlet hatte, ließ mithin alle bey<lb/>
den Gedancken, daß die Bruͤcke von boͤſen Geiſtern<lb/>
eingeſtuͤrtzt ſeyn muͤſſe.</p><lb/><p>Wegen groſſer Muͤdigkeit beſchloſſen wir Groß-<lb/>
Felſenburger, heute noch bey dieſer Geſellſchafft<lb/>
auszuruhen, legten uns derowegen bey Zeiten zur<lb/>
Ruhe, bald nach Mitternacht aber wanderten wir<lb/>
nach unſerm Boote, vergaſſen auch nicht etliche<lb/><fwplace="bottom"type="sig">(Y 2)</fw><fwplace="bottom"type="catch">taugliche</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[339/0347]
Jndem wir nun hierauf von den zubereiteten
warmen Speiſen etwas zu uns nahmen, kam einer
von Capitain Horns Leuten gelauffen, und melde-
te, daß die heute fruͤh ausgegangenen 6. Mann zu-
ruͤck kaͤmen, von ferne aber ſchon mit Zeichen und
Gebaͤrden ſo viel zu verſtehen gaͤben, als ob ein
groſſes Ungluͤck entſtanden waͤre. Wir gebothen
demnach allen, nicht zu ſagen, daß wir in den Huͤt-
ten gegenwaͤrtig waͤren, ſondern nur erſtlich anzu-
hoͤren, was ſie vor Nachricht bringen wuͤrden. Da
ſie nun naͤher kamen, rieffen faſt alle zugleich: O!
welch ein Ungluͤck, die Bruͤcke iſt von den boͤſen
Geiſtern in den Abgrund geſtuͤrtzt, und unſer redli-
cher Capitain Horn iſt ohnfehlbar mit ſeiner gan-
tzen Geſellſchafft ums Leben gekommen, denn wir
hoͤren und ſehen nichts von ihnen, ohngeacht, da
wir etliche Stunden lang ein Geſchrey gemacht,
daß die Felſen haͤtten berſten moͤgen; O! die ehr-
lichen Leute; Ach der wackere Capitain! was wol-
len wir nun anſangen? Hierauf trat der Capitain
und wir alle zu den Huͤtten heraus, da denn die
Verwunderung und Freude bey dieſen 6. Maͤnnern
unbeſchreiblich war. Capitain Horn erzaͤhlte
dieſen eben die Geſchichte, welche er ihren Mit-Ge-
ſellen kutzr vorhero erzaͤhlet hatte, ließ mithin alle bey
den Gedancken, daß die Bruͤcke von boͤſen Geiſtern
eingeſtuͤrtzt ſeyn muͤſſe.
Wegen groſſer Muͤdigkeit beſchloſſen wir Groß-
Felſenburger, heute noch bey dieſer Geſellſchafft
auszuruhen, legten uns derowegen bey Zeiten zur
Ruhe, bald nach Mitternacht aber wanderten wir
nach unſerm Boote, vergaſſen auch nicht etliche
taugliche
(Y 2)
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/347>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.