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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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taugliche Stücken Holtz mitzunehmen, aus wel-
chen wir auf dem Boote Trage-Baaren zusam-
men nagelten, um, auf solchen die Götzen-Bil-
der und ander Sachen, aus dem Tempel ins Boot
zu tragen.

Es war Vormittags zwischen 9. und 10. Uhr
da wir hinter dem Berge bey dem obgemeldten grü-
nen Platze anländeten, weßwegen nur allein die
beyden Capitains Wolffgang und Wodley im
Boote bleiben musten, wir jungen starcken Leute
aber stiegen aus, nahmen Fackeln, Wind-Lichter
und allen Zubehär mit uns, und brachten noch vor
Abends nicht allein die auf dem Altare stehende run-
de Kugel, sondern auch noch 6. Götzen-Bilder
ins Boot, ruderten sodann, weil, wie schon ge-
meldet, die Nächte um selbige Zeit gantz helle wa-
ren, damit auf und darvon, und kamen folgenden
Morgen, nehmlich des Montags, glücklich auf Groß-
Felsenburg an, nachdem wir eben 7. Tage und 7.
Nacht aussen gewesen waren, und es sich accurat so
geschickt hatte, daß wir am Palm-Sonntage, dem
Teuffel seinen Tempel zu spoliren angefangen.
Weiln aber dieses die heilige Marter-Woche war,
so beschlossen wir, unserer Andacht keinen Abbruch
zu thun, sondern die fernern Reisen biß nach dem
Heiligen Oster-Feste zu versparen, schickten jedoch
mit dem Boote, der auf Klein-Felsenburg befind-
lichen Geselschafft, viel frische Lebens Mittel, auch
allerley Lecker-Speise und Wein, insonderheit
Herr Diaconus Herrmannen mit etlichen Singe-
Knaben hinüber, welche dasigen Volcke das Fest
über Kirche halten solten; den Capitain Horn aber

liessen

taugliche Stuͤcken Holtz mitzunehmen, aus wel-
chen wir auf dem Boote Trage-Baaren zuſam-
men nagelten, um, auf ſolchen die Goͤtzen-Bil-
der und ander Sachen, aus dem Tempel ins Boot
zu tragen.

Es war Vormittags zwiſchen 9. und 10. Uhr
da wir hinter dem Berge bey dem obgemeldten gruͤ-
nen Platze anlaͤndeten, weßwegen nur allein die
beyden Capitains Wolffgang und Wodley im
Boote bleiben muſten, wir jungen ſtarcken Leute
aber ſtiegen aus, nahmen Fackeln, Wind-Lichter
und allen Zubehaͤr mit uns, und brachten noch vor
Abends nicht allein die auf dem Altare ſtehende run-
de Kugel, ſondern auch noch 6. Goͤtzen-Bilder
ins Boot, ruderten ſodann, weil, wie ſchon ge-
meldet, die Naͤchte um ſelbige Zeit gantz helle wa-
ren, damit auf und darvon, und kamen folgenden
Morgen, nehmlich des Montags, gluͤcklich auf Groß-
Felſenburg an, nachdem wir eben 7. Tage und 7.
Nacht auſſen geweſen waren, und es ſich accurat ſo
geſchickt hatte, daß wir am Palm-Sonntage, dem
Teuffel ſeinen Tempel zu ſpoliren angefangen.
Weiln aber dieſes die heilige Marter-Woche war,
ſo beſchloſſen wir, unſerer Andacht keinen Abbruch
zu thun, ſondern die fernern Reiſen biß nach dem
Heiligen Oſter-Feſte zu verſparen, ſchickten jedoch
mit dem Boote, der auf Klein-Felſenburg befind-
lichen Geſelſchafft, viel friſche Lebens Mittel, auch
allerley Lecker-Speiſe und Wein, inſonderheit
Herr Diaconus Herrmannen mit etlichen Singe-
Knaben hinuͤber, welche daſigen Volcke das Feſt
uͤber Kirche halten ſolten; den Capitain Horn aber

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[340/0348] taugliche Stuͤcken Holtz mitzunehmen, aus wel- chen wir auf dem Boote Trage-Baaren zuſam- men nagelten, um, auf ſolchen die Goͤtzen-Bil- der und ander Sachen, aus dem Tempel ins Boot zu tragen. Es war Vormittags zwiſchen 9. und 10. Uhr da wir hinter dem Berge bey dem obgemeldten gruͤ- nen Platze anlaͤndeten, weßwegen nur allein die beyden Capitains Wolffgang und Wodley im Boote bleiben muſten, wir jungen ſtarcken Leute aber ſtiegen aus, nahmen Fackeln, Wind-Lichter und allen Zubehaͤr mit uns, und brachten noch vor Abends nicht allein die auf dem Altare ſtehende run- de Kugel, ſondern auch noch 6. Goͤtzen-Bilder ins Boot, ruderten ſodann, weil, wie ſchon ge- meldet, die Naͤchte um ſelbige Zeit gantz helle wa- ren, damit auf und darvon, und kamen folgenden Morgen, nehmlich des Montags, gluͤcklich auf Groß- Felſenburg an, nachdem wir eben 7. Tage und 7. Nacht auſſen geweſen waren, und es ſich accurat ſo geſchickt hatte, daß wir am Palm-Sonntage, dem Teuffel ſeinen Tempel zu ſpoliren angefangen. Weiln aber dieſes die heilige Marter-Woche war, ſo beſchloſſen wir, unſerer Andacht keinen Abbruch zu thun, ſondern die fernern Reiſen biß nach dem Heiligen Oſter-Feſte zu verſparen, ſchickten jedoch mit dem Boote, der auf Klein-Felſenburg befind- lichen Geſelſchafft, viel friſche Lebens Mittel, auch allerley Lecker-Speiſe und Wein, inſonderheit Herr Diaconus Herrmannen mit etlichen Singe- Knaben hinuͤber, welche daſigen Volcke das Feſt uͤber Kirche halten ſolten; den Capitain Horn aber lieſſen

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/348>, abgerufen am 22.11.2024.