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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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gestürtzt, ein mehreres von den Sachen zu reden,
eileten also möglichstermassen zurücke, und kamen
gleich nach 3. Uhr auf dem Plätzgen jenseit unserer
höltzernen Brücke an. Hier schickten wir die bey-
den alten Herrn Wolffgang und Wodley voraus,
nachdem wir mit ihnen verabredet, daß sie am Fus-
se des Gebürges unserer warten, woferne ihnen
aber einige von Capitain Horns Leuten begegne-
ten, nur mit ihnen nach den Hütten gehen und
vorgeben solten, wir jungen Leute hätten erstlich
noch ein Gebürge besteigen wollen, welches ihnen
zu verdrüßlich geschienen, würden aber in weniger
Zeit nachfolgen. Jnzwischen waren unsere Hände
dergestalt fleißig an Zerreissung der Brücke, daß sel-
bige um 5. Uhr schon völlig in die Tieffe versenckt,
und man kaum sehen konte, daß an diesem Orte eine
gewesen war. Allein, weil wir uns bey dieser Arbeit
ziemlichermassen entkräfftet, konten die Füsse nicht
so gar scharff als sonsten marchiren, derowegen
war die Sonne schon untergegangen, als wir die
Herrn Wolffgang und Wodley unten am Fusse
des Berges auf der Ebene antraffen. Wir setzten
uns, von der grossen Müdigkeit in etwas auszu-
ruhen, bey ihnen nieder, beschlossen auch, mehren-
theils diese Nacht alhier zu verbleiben, weil noch
Proviant genung vorhanden war; allein, Capi-
tain
Horn sagte: Meine Herren! wir wollen heu-
te zwar nicht nach den Hütten, aber doch, wenn
wir erstlich ausgeruhet, ein Stück Wegs nach Nord-
Osten zugehen, und uns daselbst bey einem ange-
machten Feuer lagern, denn ich glaube gantz ge-
wiß, daß meine Leute, wo nicht heute Nacht, doch

Mor-
III. Theil. (Y)

geſtuͤrtzt, ein mehreres von den Sachen zu reden,
eileten alſo moͤglichſtermaſſen zuruͤcke, und kamen
gleich nach 3. Uhr auf dem Plaͤtzgen jenſeit unſerer
hoͤltzernen Bruͤcke an. Hier ſchickten wir die bey-
den alten Herrn Wolffgang und Wodley voraus,
nachdem wir mit ihnen verabredet, daß ſie am Fuſ-
ſe des Gebuͤrges unſerer warten, woferne ihnen
aber einige von Capitain Horns Leuten begegne-
ten, nur mit ihnen nach den Huͤtten gehen und
vorgeben ſolten, wir jungen Leute haͤtten erſtlich
noch ein Gebuͤrge beſteigen wollen, welches ihnen
zu verdruͤßlich geſchienen, wuͤrden aber in weniger
Zeit nachfolgen. Jnzwiſchen waren unſere Haͤnde
dergeſtalt fleißig an Zerreiſſung der Bruͤcke, daß ſel-
bige um 5. Uhr ſchon voͤllig in die Tieffe verſenckt,
und man kaum ſehen konte, daß an dieſem Orte eine
geweſen war. Allein, weil wir uns bey dieſer Arbeit
ziemlichermaſſen entkraͤfftet, konten die Fuͤſſe nicht
ſo gar ſcharff als ſonſten marchiren, derowegen
war die Sonne ſchon untergegangen, als wir die
Herrn Wolffgang und Wodley unten am Fuſſe
des Berges auf der Ebene antraffen. Wir ſetzten
uns, von der groſſen Muͤdigkeit in etwas auszu-
ruhen, bey ihnen nieder, beſchloſſen auch, mehren-
theils dieſe Nacht alhier zu verbleiben, weil noch
Proviant genung vorhanden war; allein, Capi-
tain
Horn ſagte: Meine Herren! wir wollen heu-
te zwar nicht nach den Huͤtten, aber doch, wenn
wir erſtlich ausgeruhet, ein Stuͤck Wegs nach Nord-
Oſten zugehen, und uns daſelbſt bey einem ange-
machten Feuer lagern, denn ich glaube gantz ge-
wiß, daß meine Leute, wo nicht heute Nacht, doch

Mor-
III. Theil. (Y)
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[337/0345] geſtuͤrtzt, ein mehreres von den Sachen zu reden, eileten alſo moͤglichſtermaſſen zuruͤcke, und kamen gleich nach 3. Uhr auf dem Plaͤtzgen jenſeit unſerer hoͤltzernen Bruͤcke an. Hier ſchickten wir die bey- den alten Herrn Wolffgang und Wodley voraus, nachdem wir mit ihnen verabredet, daß ſie am Fuſ- ſe des Gebuͤrges unſerer warten, woferne ihnen aber einige von Capitain Horns Leuten begegne- ten, nur mit ihnen nach den Huͤtten gehen und vorgeben ſolten, wir jungen Leute haͤtten erſtlich noch ein Gebuͤrge beſteigen wollen, welches ihnen zu verdruͤßlich geſchienen, wuͤrden aber in weniger Zeit nachfolgen. Jnzwiſchen waren unſere Haͤnde dergeſtalt fleißig an Zerreiſſung der Bruͤcke, daß ſel- bige um 5. Uhr ſchon voͤllig in die Tieffe verſenckt, und man kaum ſehen konte, daß an dieſem Orte eine geweſen war. Allein, weil wir uns bey dieſer Arbeit ziemlichermaſſen entkraͤfftet, konten die Fuͤſſe nicht ſo gar ſcharff als ſonſten marchiren, derowegen war die Sonne ſchon untergegangen, als wir die Herrn Wolffgang und Wodley unten am Fuſſe des Berges auf der Ebene antraffen. Wir ſetzten uns, von der groſſen Muͤdigkeit in etwas auszu- ruhen, bey ihnen nieder, beſchloſſen auch, mehren- theils dieſe Nacht alhier zu verbleiben, weil noch Proviant genung vorhanden war; allein, Capi- tain Horn ſagte: Meine Herren! wir wollen heu- te zwar nicht nach den Huͤtten, aber doch, wenn wir erſtlich ausgeruhet, ein Stuͤck Wegs nach Nord- Oſten zugehen, und uns daſelbſt bey einem ange- machten Feuer lagern, denn ich glaube gantz ge- wiß, daß meine Leute, wo nicht heute Nacht, doch Mor- III. Theil. (Y)

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/345>, abgerufen am 25.11.2024.