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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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Hierauf nahmen wir den Rückweg nach der er-
sten Thür, bey welcher das grosse güldene Horn
hing, erblickten derselben gegen über abermahls
eine Thür, welche uns in ein Gewölbe oder Cam-
mer führete, darinnen eine ziemliche Anzahl so wohl
küpfferner als steinerner Wasser-oder Wein-Krü-
ge und dergleichen Gefässe befindlich, woraus zu
schliessen, daß dieses der Keller gewesen, wo man
das Geträncke verwahrt, wie denn gantz zu hin-
terst in diesem Gewölbe ein Ströhmlein des kläre-
sten und süssesten Wassers, fast eines Armes dicke,
oben aus dem Felsen heraus geschossen kam, und
sich auf den Boden in einen sehr tieffen Riß ergoß,
über welchen jedoch ein steinerner Trog von ziem-
licher Grösse gesetzt war. Jm Zurückgehen, fanden
wir auf der rechten Seite im Gange, noch ein
schmales Loch, jedoch, weil man etliche Stuffen da-
hinunter gewahr ward, wagten sich Mons. van Blac
und der Capitain Horn allein hinunter, und ver-
sprachen, wenn Gefahr vorhanden, so gleich
wieder umzukehren, bey guten Fortkom-

men
[unleserliches Material - 2 Zeichen fehlen] und baar bezahlen könten, wennsie feil wären."
Jch gab ihm hierauf zu verstehen: wie mich wun-
derte, daß bey diesen gefundenen Schätzen gar kei-
nes Silber-Zeugs, auch keines gemüntzten Geldes
erwehnt würde; worauf er versicherte, daß weder
Silber-Werck noch Müntze, sondern nur bloß Gold
und Edle-Steine gefunden worden. Weil nun ich,
Gisander, mich nicht verbündlich gemacht, unser
beyder besonderes Gespräche zu verschweigen, als
habe mir kein Bedencken genommen, dem geneigten
Leser, um die Geschicht desto deutlicher zu machen,
das nöthigste zu offenbaren.

Hierauf nahmen wir den Ruͤckweg nach der er-
ſten Thuͤr, bey welcher das groſſe guͤldene Horn
hing, erblickten derſelben gegen uͤber abermahls
eine Thuͤr, welche uns in ein Gewoͤlbe oder Cam-
mer fuͤhrete, darinnen eine ziemliche Anzahl ſo wohl
kuͤpfferner als ſteinerner Waſſer-oder Wein-Kruͤ-
ge und dergleichen Gefaͤſſe befindlich, woraus zu
ſchlieſſen, daß dieſes der Keller geweſen, wo man
das Getraͤncke verwahrt, wie denn gantz zu hin-
terſt in dieſem Gewoͤlbe ein Stroͤhmlein des klaͤre-
ſten und ſuͤſſeſten Waſſers, faſt eines Armes dicke,
oben aus dem Felſen heraus geſchoſſen kam, und
ſich auf den Boden in einen ſehr tieffen Riß ergoß,
uͤber welchen jedoch ein ſteinerner Trog von ziem-
licher Groͤſſe geſetzt war. Jm Zuruͤckgehen, fanden
wir auf der rechten Seite im Gange, noch ein
ſchmales Loch, jedoch, weil man etliche Stuffen da-
hinunter gewahr ward, wagten ſich Monſ. van Blac
und der Capitain Horn allein hinunter, und ver-
ſprachen, wenn Gefahr vorhanden, ſo gleich
wieder umzukehren, bey guten Fortkom-

men
[unleserliches Material – 2 Zeichen fehlen] und baar bezahlen koͤnten, wennſie feil waͤren.‟
Jch gab ihm hierauf zu verſtehen: wie mich wun-
derte, daß bey dieſen gefundenen Schaͤtzen gar kei-
nes Silber-Zeugs, auch keines gemuͤntzten Geldes
erwehnt wuͤrde; worauf er verſicherte, daß weder
Silber-Werck noch Muͤntze, ſondern nur bloß Gold
und Edle-Steine gefunden worden. Weil nun ich,
Giſander, mich nicht verbuͤndlich gemacht, unſer
beyder beſonderes Geſpraͤche zu verſchweigen, als
habe mir kein Bedencken genommen, dem geneigten
Leſer, um die Geſchicht deſto deutlicher zu machen,
das noͤthigſte zu offenbaren.
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[332/0340] Hierauf nahmen wir den Ruͤckweg nach der er- ſten Thuͤr, bey welcher das groſſe guͤldene Horn hing, erblickten derſelben gegen uͤber abermahls eine Thuͤr, welche uns in ein Gewoͤlbe oder Cam- mer fuͤhrete, darinnen eine ziemliche Anzahl ſo wohl kuͤpfferner als ſteinerner Waſſer-oder Wein-Kruͤ- ge und dergleichen Gefaͤſſe befindlich, woraus zu ſchlieſſen, daß dieſes der Keller geweſen, wo man das Getraͤncke verwahrt, wie denn gantz zu hin- terſt in dieſem Gewoͤlbe ein Stroͤhmlein des klaͤre- ſten und ſuͤſſeſten Waſſers, faſt eines Armes dicke, oben aus dem Felſen heraus geſchoſſen kam, und ſich auf den Boden in einen ſehr tieffen Riß ergoß, uͤber welchen jedoch ein ſteinerner Trog von ziem- licher Groͤſſe geſetzt war. Jm Zuruͤckgehen, fanden wir auf der rechten Seite im Gange, noch ein ſchmales Loch, jedoch, weil man etliche Stuffen da- hinunter gewahr ward, wagten ſich Monſ. van Blac und der Capitain Horn allein hinunter, und ver- ſprachen, wenn Gefahr vorhanden, ſo gleich wieder umzukehren, bey guten Fortkom- men (*) (*) __ und baar bezahlen koͤnten, wennſie feil waͤren.‟ Jch gab ihm hierauf zu verſtehen: wie mich wun- derte, daß bey dieſen gefundenen Schaͤtzen gar kei- nes Silber-Zeugs, auch keines gemuͤntzten Geldes erwehnt wuͤrde; worauf er verſicherte, daß weder Silber-Werck noch Muͤntze, ſondern nur bloß Gold und Edle-Steine gefunden worden. Weil nun ich, Giſander, mich nicht verbuͤndlich gemacht, unſer beyder beſonderes Geſpraͤche zu verſchweigen, als habe mir kein Bedencken genommen, dem geneigten Leſer, um die Geſchicht deſto deutlicher zu machen, das noͤthigſte zu offenbaren.

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/340>, abgerufen am 22.11.2024.