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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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men aber einen Laut von sich zu geben. Da wir
nun diesen zum öfftern höreten, solgeten Litzberg
und ich ihnen nach, und traffen die beyden Vor-
gänger in dem ausgehölten Altare an, auf wel-
chem sie zu oberst schon eine güldene Platte aufge-
hoben und mit dem halben Leibe hinauf gekrochen
waren, so, daß sie den gantzen Tempel übersehen
konten, worauf sie uns beyden Nachkommenden
hierzu auch Plstz machten. Sonsten befand sich
in diesem Altare ein stählernes Uhrwerck, vermit-
telst dessen die güldene Kugel zum schnellen Herum-
lauffen gebracht werden konte, welches Mons. Litz-
berg zu unserer aller Verwunderung, so offt er nur
wolte, werckstellig zu machen geschickt war. Aus-
serdem bemerckten wir 8. kleine Löcher, in welche
man etwa einen Finger stecken, jedoch alles im Tem-
pel dadurch beschauen konte. Jngleichen fand sich
ein güldenes unten sehr weites, fast wie ein Sprach-
Rohr gemachtes Horn, bey nahe einer Ellen lang
darinnen, welches uns auf die Gedancken brachte,
es würden vielleicht die Götzen-Priester den Fra-
genden dadurch geantwortet haben, und daß dieses
gantze Heiligthum etwa gar ein Oraculum gewe-
sen wäre. Vor dieses mahl aber legten wir alles
wieder an seinen Ort und Stelle, nahmen den Rück-
weg, und öffneten die wohl eingefügte steinerne
Thür, so gegen Süden zu, bey dem Altare der
Diana befindlich war. Ausserhalb dieser fanden
wir eine starcke eiserne und dann noch eine dicke stei-
nerne Thür, die alle beyde mit grossen eingelegten
eisernen Riegeln verwahrt, und mit schwerer Mühe
eröffnet werden musten.

Da

men aber einen Laut von ſich zu geben. Da wir
nun dieſen zum oͤfftern hoͤreten, ſolgeten Litzberg
und ich ihnen nach, und traffen die beyden Vor-
gaͤnger in dem ausgehoͤlten Altare an, auf wel-
chem ſie zu oberſt ſchon eine guͤldene Platte aufge-
hoben und mit dem halben Leibe hinauf gekrochen
waren, ſo, daß ſie den gantzen Tempel uͤberſehen
konten, worauf ſie uns beyden Nachkommenden
hierzu auch Plstz machten. Sonſten befand ſich
in dieſem Altare ein ſtaͤhlernes Uhrwerck, vermit-
telſt deſſen die guͤldene Kugel zum ſchnellen Herum-
lauffen gebracht werden konte, welches Monſ. Litz-
berg zu unſerer aller Verwunderung, ſo offt er nur
wolte, werckſtellig zu machen geſchickt war. Auſ-
ſerdem bemerckten wir 8. kleine Loͤcher, in welche
man etwa einen Finger ſtecken, jedoch alles im Tem-
pel dadurch beſchauen konte. Jngleichen fand ſich
ein guͤldenes unten ſehr weites, faſt wie ein Sprach-
Rohr gemachtes Horn, bey nahe einer Ellen lang
darinnen, welches uns auf die Gedancken brachte,
es wuͤrden vielleicht die Goͤtzen-Prieſter den Fra-
genden dadurch geantwortet haben, und daß dieſes
gantze Heiligthum etwa gar ein Oraculum gewe-
ſen waͤre. Vor dieſes mahl aber legten wir alles
wieder an ſeinen Ort und Stelle, nahmen den Ruͤck-
weg, und oͤffneten die wohl eingefuͤgte ſteinerne
Thuͤr, ſo gegen Suͤden zu, bey dem Altare der
Diana befindlich war. Auſſerhalb dieſer fanden
wir eine ſtarcke eiſerne und dann noch eine dicke ſtei-
nerne Thuͤr, die alle beyde mit groſſen eingelegten
eiſernen Riegeln verwahrt, und mit ſchwerer Muͤhe
eroͤffnet werden muſten.

Da
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[333/0341] men aber einen Laut von ſich zu geben. Da wir nun dieſen zum oͤfftern hoͤreten, ſolgeten Litzberg und ich ihnen nach, und traffen die beyden Vor- gaͤnger in dem ausgehoͤlten Altare an, auf wel- chem ſie zu oberſt ſchon eine guͤldene Platte aufge- hoben und mit dem halben Leibe hinauf gekrochen waren, ſo, daß ſie den gantzen Tempel uͤberſehen konten, worauf ſie uns beyden Nachkommenden hierzu auch Plstz machten. Sonſten befand ſich in dieſem Altare ein ſtaͤhlernes Uhrwerck, vermit- telſt deſſen die guͤldene Kugel zum ſchnellen Herum- lauffen gebracht werden konte, welches Monſ. Litz- berg zu unſerer aller Verwunderung, ſo offt er nur wolte, werckſtellig zu machen geſchickt war. Auſ- ſerdem bemerckten wir 8. kleine Loͤcher, in welche man etwa einen Finger ſtecken, jedoch alles im Tem- pel dadurch beſchauen konte. Jngleichen fand ſich ein guͤldenes unten ſehr weites, faſt wie ein Sprach- Rohr gemachtes Horn, bey nahe einer Ellen lang darinnen, welches uns auf die Gedancken brachte, es wuͤrden vielleicht die Goͤtzen-Prieſter den Fra- genden dadurch geantwortet haben, und daß dieſes gantze Heiligthum etwa gar ein Oraculum gewe- ſen waͤre. Vor dieſes mahl aber legten wir alles wieder an ſeinen Ort und Stelle, nahmen den Ruͤck- weg, und oͤffneten die wohl eingefuͤgte ſteinerne Thuͤr, ſo gegen Suͤden zu, bey dem Altare der Diana befindlich war. Auſſerhalb dieſer fanden wir eine ſtarcke eiſerne und dann noch eine dicke ſtei- nerne Thuͤr, die alle beyde mit groſſen eingelegten eiſernen Riegeln verwahrt, und mit ſchwerer Muͤhe eroͤffnet werden muſten. Da

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/341>, abgerufen am 17.05.2024.