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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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terson machte sich gleich bey dieser ersten Visite viel
Mühe, meiner Tochter Gegengunst zu erwerben,
ich aber hielt noch zurück und wolte zum ersten mah-
le nichts von der vorseyenden Heyrath melden, er-
kundigte mich aber folgende Tage bey andern vor-
nehmen Kaufleuten um Petersons gantzes Wesen,
welche mir einstimmig dasjenige sagten, was ich von
ihm selbst gehöret, wie er nehmlich als er der eintzige
Erbe seines vor wenig Jahren verstorbenen Vaters,
einer der stärcksten Capitalisten unter allen Han-
dels-Leuten in gantz Schweden wäre, seine ordi-
naire Wohnung aber in Nyköpping, und nicht weit
von selbiger Stadt ein vortreffliches Ritter-Guth
in Besitz hätte. Hierauf begab ich mich zu meiner
Tochter und that ihr in Beyseyn ihrer Baase den
Vortrag, ob sie wohl gesonnen, den Herrn Peter-
son, welchen ich vor einigen Tagen mit zu ihr ge-
bracht zum Ehe-Gemahl anzunehmen, machte ihr
auch eine Beschreibung von dessen gantzen Wesen
und grossen Reichthümern, allein, da meine Toch-
ter von der Ehe hörete, schien es nicht anders als ob
sie von einem Schlag-Flusse gerühret wäre und die
Frau Baase schrye: Ums Himmels willen, Herr
Schwager, weg mit dem häßlichen Kerl und wenn
er 1000. Millionen im Vermögen hätte. Nachdem
ich aber meine Tochter alleine auf die Seite gezo-
gen, stellete ich ihr vor, wie daß man im Heyra-
then nicht allein auf die Schönheit des Gesichts und
Leibes, sondern weit mehr auf ein redlich Gemüthe
und gutes Auskommen sehen müste, welches von
beyden letztern, bey Peterson vollkommen anzutref-
fen, indem ich seit der und der Zeit nichts lasterhaf-

tes

terſon machte ſich gleich bey dieſer erſten Viſite viel
Muͤhe, meiner Tochter Gegengunſt zu erwerben,
ich aber hielt noch zuruͤck und wolte zum erſten mah-
le nichts von der vorſeyenden Heyrath melden, er-
kundigte mich aber folgende Tage bey andern vor-
nehmen Kaufleuten um Peterſons gantzes Weſen,
welche mir einſtimmig dasjenige ſagten, was ich von
ihm ſelbſt gehoͤret, wie er nehmlich als er der eintzige
Erbe ſeines vor wenig Jahren verſtorbenen Vaters,
einer der ſtaͤrckſten Capitaliſten unter allen Han-
dels-Leuten in gantz Schweden waͤre, ſeine ordi-
naire Wohnung aber in Nykoͤpping, und nicht weit
von ſelbiger Stadt ein vortreffliches Ritter-Guth
in Beſitz haͤtte. Hierauf begab ich mich zu meiner
Tochter und that ihr in Beyſeyn ihrer Baaſe den
Vortrag, ob ſie wohl geſonnen, den Herrn Peter-
ſon, welchen ich vor einigen Tagen mit zu ihr ge-
bracht zum Ehe-Gemahl anzunehmen, machte ihr
auch eine Beſchreibung von deſſen gantzen Weſen
und groſſen Reichthuͤmern, allein, da meine Toch-
ter von der Ehe hoͤrete, ſchien es nicht anders als ob
ſie von einem Schlag-Fluſſe geruͤhret waͤre und die
Frau Baaſe ſchrye: Ums Himmels willen, Herr
Schwager, weg mit dem haͤßlichen Kerl und wenn
er 1000. Millionen im Vermoͤgen haͤtte. Nachdem
ich aber meine Tochter alleine auf die Seite gezo-
gen, ſtellete ich ihr vor, wie daß man im Heyra-
then nicht allein auf die Schoͤnheit des Geſichts und
Leibes, ſondern weit mehr auf ein redlich Gemuͤthe
und gutes Auskommen ſehen muͤſte, welches von
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[26/0034] terſon machte ſich gleich bey dieſer erſten Viſite viel Muͤhe, meiner Tochter Gegengunſt zu erwerben, ich aber hielt noch zuruͤck und wolte zum erſten mah- le nichts von der vorſeyenden Heyrath melden, er- kundigte mich aber folgende Tage bey andern vor- nehmen Kaufleuten um Peterſons gantzes Weſen, welche mir einſtimmig dasjenige ſagten, was ich von ihm ſelbſt gehoͤret, wie er nehmlich als er der eintzige Erbe ſeines vor wenig Jahren verſtorbenen Vaters, einer der ſtaͤrckſten Capitaliſten unter allen Han- dels-Leuten in gantz Schweden waͤre, ſeine ordi- naire Wohnung aber in Nykoͤpping, und nicht weit von ſelbiger Stadt ein vortreffliches Ritter-Guth in Beſitz haͤtte. Hierauf begab ich mich zu meiner Tochter und that ihr in Beyſeyn ihrer Baaſe den Vortrag, ob ſie wohl geſonnen, den Herrn Peter- ſon, welchen ich vor einigen Tagen mit zu ihr ge- bracht zum Ehe-Gemahl anzunehmen, machte ihr auch eine Beſchreibung von deſſen gantzen Weſen und groſſen Reichthuͤmern, allein, da meine Toch- ter von der Ehe hoͤrete, ſchien es nicht anders als ob ſie von einem Schlag-Fluſſe geruͤhret waͤre und die Frau Baaſe ſchrye: Ums Himmels willen, Herr Schwager, weg mit dem haͤßlichen Kerl und wenn er 1000. Millionen im Vermoͤgen haͤtte. Nachdem ich aber meine Tochter alleine auf die Seite gezo- gen, ſtellete ich ihr vor, wie daß man im Heyra- then nicht allein auf die Schoͤnheit des Geſichts und Leibes, ſondern weit mehr auf ein redlich Gemuͤthe und gutes Auskommen ſehen muͤſte, welches von beyden letztern, bey Peterſon vollkommen anzutref- fen, indem ich ſeit der und der Zeit nichts laſterhaf- tes

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/34>, abgerufen am 22.11.2024.