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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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er sehr gern mit mir in Gesellschafft seyn möchte, zu-
mahlen da ich der Portugiesischen Sprache ziemlich
mächtig war.

Jn Engell- und Holland, als bey welchen bey-
den Ländern, wir Petersons Affairen wegen anlän-
deten, hätte ich meine übrigen Waaren mit ziem-
lichen Profit loß werden können, allein Peterson
widerrieth es mir und stellete vor, daß weil ich ja
die Fracht bis Schweden frey hätte, ich daselbst
oder in Dänemarck meine Waaren ungemein pro-
sitabler verhandeln könte, weßwegen ich ihm denn
in diesem Stück Folge leistete und nachhero in der
That befand, daß ich nicht übel gethan, sondern
in Schweden mit denselben 2. pro Cent mehr er-
warb, als ich in Engell-Holl- und Deutschland er-
worben hätte. Jedoch auf die Haupt-Sache zu
kommen, so war dieses des Petersons allererstes
Verlangen, so bald wir in Stockholm angekom-
men waren, ihm meine Tochter zu zeigen, wie nun
dieses nicht zu versagen stunde, so nahm ich ihn
gleich des ersten Tages mit in unserer Befreundtin
Behausung, bey welcher sich dieselbe aufhielt und
über meine Gegenwart vor Freuden fast aus sich
selbst gesetzt wurde, hergegen wurde auch Peterson
von närrischer Liebe gantz entzückt, und wenn ich
es recht sagen soll, halb ausser Vernunfft gesetzt.
Jch wolte mein Logis bey meiner Befreundtin und
Tochter erwählen, allein Peterson ließ mit Bitten
nicht ab, daß so lange wir uns in Stockholm auf-
hielten, ich ihm das Vergnügen gönnen möchte,
mich in seinem Logis zu bedienen, weßwegen ich
endlich versprach seinen Willen zu erfüllen. Pe-

ter-
(B) 5

er ſehr gern mit mir in Geſellſchafft ſeyn moͤchte, zu-
mahlen da ich der Portugieſiſchen Sprache ziemlich
maͤchtig war.

Jn Engell- und Holland, als bey welchen bey-
den Laͤndern, wir Peterſons Affairen wegen anlaͤn-
deten, haͤtte ich meine uͤbrigen Waaren mit ziem-
lichen Profit loß werden koͤnnen, allein Peterſon
widerrieth es mir und ſtellete vor, daß weil ich ja
die Fracht bis Schweden frey haͤtte, ich daſelbſt
oder in Daͤnemarck meine Waaren ungemein pro-
ſitabler verhandeln koͤnte, weßwegen ich ihm denn
in dieſem Stuͤck Folge leiſtete und nachhero in der
That befand, daß ich nicht uͤbel gethan, ſondern
in Schweden mit denſelben 2. pro Cent mehr er-
warb, als ich in Engell-Holl- und Deutſchland er-
worben haͤtte. Jedoch auf die Haupt-Sache zu
kommen, ſo war dieſes des Peterſons allererſtes
Verlangen, ſo bald wir in Stockholm angekom-
men waren, ihm meine Tochter zu zeigen, wie nun
dieſes nicht zu verſagen ſtunde, ſo nahm ich ihn
gleich des erſten Tages mit in unſerer Befreundtin
Behauſung, bey welcher ſich dieſelbe aufhielt und
uͤber meine Gegenwart vor Freuden faſt aus ſich
ſelbſt geſetzt wurde, hergegen wurde auch Peterſon
von naͤrriſcher Liebe gantz entzuͤckt, und wenn ich
es recht ſagen ſoll, halb auſſer Vernunfft geſetzt.
Jch wolte mein Logis bey meiner Befreundtin und
Tochter erwaͤhlen, allein Peterſon ließ mit Bitten
nicht ab, daß ſo lange wir uns in Stockholm auf-
hielten, ich ihm das Vergnuͤgen goͤnnen moͤchte,
mich in ſeinem Logis zu bedienen, weßwegen ich
endlich verſprach ſeinen Willen zu erfuͤllen. Pe-

ter-
(B) 5
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[25/0033] er ſehr gern mit mir in Geſellſchafft ſeyn moͤchte, zu- mahlen da ich der Portugieſiſchen Sprache ziemlich maͤchtig war. Jn Engell- und Holland, als bey welchen bey- den Laͤndern, wir Peterſons Affairen wegen anlaͤn- deten, haͤtte ich meine uͤbrigen Waaren mit ziem- lichen Profit loß werden koͤnnen, allein Peterſon widerrieth es mir und ſtellete vor, daß weil ich ja die Fracht bis Schweden frey haͤtte, ich daſelbſt oder in Daͤnemarck meine Waaren ungemein pro- ſitabler verhandeln koͤnte, weßwegen ich ihm denn in dieſem Stuͤck Folge leiſtete und nachhero in der That befand, daß ich nicht uͤbel gethan, ſondern in Schweden mit denſelben 2. pro Cent mehr er- warb, als ich in Engell-Holl- und Deutſchland er- worben haͤtte. Jedoch auf die Haupt-Sache zu kommen, ſo war dieſes des Peterſons allererſtes Verlangen, ſo bald wir in Stockholm angekom- men waren, ihm meine Tochter zu zeigen, wie nun dieſes nicht zu verſagen ſtunde, ſo nahm ich ihn gleich des erſten Tages mit in unſerer Befreundtin Behauſung, bey welcher ſich dieſelbe aufhielt und uͤber meine Gegenwart vor Freuden faſt aus ſich ſelbſt geſetzt wurde, hergegen wurde auch Peterſon von naͤrriſcher Liebe gantz entzuͤckt, und wenn ich es recht ſagen ſoll, halb auſſer Vernunfft geſetzt. Jch wolte mein Logis bey meiner Befreundtin und Tochter erwaͤhlen, allein Peterſon ließ mit Bitten nicht ab, daß ſo lange wir uns in Stockholm auf- hielten, ich ihm das Vergnuͤgen goͤnnen moͤchte, mich in ſeinem Logis zu bedienen, weßwegen ich endlich verſprach ſeinen Willen zu erfuͤllen. Pe- ter- (B) 5

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/33>, abgerufen am 29.03.2024.