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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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Bucht ergießt, hinauf spatzirten, und endlich fanden,
daß alles Volck seine Hütten auf der Ebene zwi-
schen diesem Flusse und dem Walde aufgeschlagen,
in selbiger Gegend auch schon eine ziemliche Menge
neu zugehauenes Schiffs-Holtz liegen hatte. Ca-
pitain
Horn war selbst mit unter den ersten, die
uns entgegen kamen; wir nahmen alle Platz vor
seiner Hütte, und er säumete nicht, uns einige Er-
frischungen vorzusetzen, indem wir nun selbige ge-
nossen, fing er an zu sagen: Meine Herrn! sie
kommen accurat, als wenn sie geruffen wären,
denn am gestrigen Sonntage, haben einige von
meinen Leuten ein besonderes curieuses Stück auf
einem Platze, jenseit der grossen See, aus der
Erde gehoben, woran zu bemercken, daß sich
vielleicht vor vielen 100 ja mehr als 1000. Jahren
schon Menschen auf dieser Jnsul befunden haben.
Wir spitzten alle die Ohren ziemlicher massen, er
aber ging, nachdem er noch ein paar von seinen
Leuten zu sich gerufft hatte, in seine Hütte, und
brachte einen grossen Viereckigten Stein heraus,
der bey nahe drey Viertel Ellen lang, breit und
dicke war. Diesen setzte er bey uns nieder, nahm
einen oben sauber eingefügten steinernen Deckel ab,
und zohe einen goldenen Becher in die Höhe, wel-
cher über die Helffte voll Asche war, unter dersel-
ben sich noch etliche Stücklein gebranter Knochen
befanden. Der Becher an sich selbst war fast ei-
ner halben Ellen hoch, oben im Diametro 6. un-
ten aber vier Daumen breit, sonsten aber über und
über gantz glatt und ohne einige Figur oder Zier-
rathen. Auf dem obersten, schon gemeldten stei-

nernen

Bucht ergießt, hinauf ſpatzirten, und endlich fanden,
daß alles Volck ſeine Huͤtten auf der Ebene zwi-
ſchen dieſem Fluſſe und dem Walde aufgeſchlagen,
in ſelbiger Gegend auch ſchon eine ziemliche Menge
neu zugehauenes Schiffs-Holtz liegen hatte. Ca-
pitain
Horn war ſelbſt mit unter den erſten, die
uns entgegen kamen; wir nahmen alle Platz vor
ſeiner Huͤtte, und er ſaͤumete nicht, uns einige Er-
friſchungen vorzuſetzen, indem wir nun ſelbige ge-
noſſen, fing er an zu ſagen: Meine Herrn! ſie
kommen accurat, als wenn ſie geruffen waͤren,
denn am geſtrigen Sonntage, haben einige von
meinen Leuten ein beſonderes curieuſes Stuͤck auf
einem Platze, jenſeit der groſſen See, aus der
Erde gehoben, woran zu bemercken, daß ſich
vielleicht vor vielen 100 ja mehr als 1000. Jahren
ſchon Menſchen auf dieſer Jnſul befunden haben.
Wir ſpitzten alle die Ohren ziemlicher maſſen, er
aber ging, nachdem er noch ein paar von ſeinen
Leuten zu ſich gerufft hatte, in ſeine Huͤtte, und
brachte einen groſſen Viereckigten Stein heraus,
der bey nahe drey Viertel Ellen lang, breit und
dicke war. Dieſen ſetzte er bey uns nieder, nahm
einen oben ſauber eingefuͤgten ſteinernen Deckel ab,
und zohe einen goldenen Becher in die Hoͤhe, wel-
cher uͤber die Helffte voll Aſche war, unter derſel-
ben ſich noch etliche Stuͤcklein gebranter Knochen
befanden. Der Becher an ſich ſelbſt war faſt ei-
ner halben Ellen hoch, oben im Diametro 6. un-
ten aber vier Daumen breit, ſonſten aber uͤber und
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rathen. Auf dem oberſten, ſchon gemeldten ſtei-

nernen
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[296/0304] Bucht ergießt, hinauf ſpatzirten, und endlich fanden, daß alles Volck ſeine Huͤtten auf der Ebene zwi- ſchen dieſem Fluſſe und dem Walde aufgeſchlagen, in ſelbiger Gegend auch ſchon eine ziemliche Menge neu zugehauenes Schiffs-Holtz liegen hatte. Ca- pitain Horn war ſelbſt mit unter den erſten, die uns entgegen kamen; wir nahmen alle Platz vor ſeiner Huͤtte, und er ſaͤumete nicht, uns einige Er- friſchungen vorzuſetzen, indem wir nun ſelbige ge- noſſen, fing er an zu ſagen: Meine Herrn! ſie kommen accurat, als wenn ſie geruffen waͤren, denn am geſtrigen Sonntage, haben einige von meinen Leuten ein beſonderes curieuſes Stuͤck auf einem Platze, jenſeit der groſſen See, aus der Erde gehoben, woran zu bemercken, daß ſich vielleicht vor vielen 100 ja mehr als 1000. Jahren ſchon Menſchen auf dieſer Jnſul befunden haben. Wir ſpitzten alle die Ohren ziemlicher maſſen, er aber ging, nachdem er noch ein paar von ſeinen Leuten zu ſich gerufft hatte, in ſeine Huͤtte, und brachte einen groſſen Viereckigten Stein heraus, der bey nahe drey Viertel Ellen lang, breit und dicke war. Dieſen ſetzte er bey uns nieder, nahm einen oben ſauber eingefuͤgten ſteinernen Deckel ab, und zohe einen goldenen Becher in die Hoͤhe, wel- cher uͤber die Helffte voll Aſche war, unter derſel- ben ſich noch etliche Stuͤcklein gebranter Knochen befanden. Der Becher an ſich ſelbſt war faſt ei- ner halben Ellen hoch, oben im Diametro 6. un- ten aber vier Daumen breit, ſonſten aber uͤber und uͤber gantz glatt und ohne einige Figur oder Zier- rathen. Auf dem oberſten, ſchon gemeldten ſtei- nernen

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/304>, abgerufen am 17.05.2024.