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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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So bald ich nun Nachricht erhalten, daß meine
Liebste nebst ihrer Baase angekommen, und eben-
falls in einem andern Gast-Hause, als wo wir
ehedem logirt, abgetreten wäre, begab ich mich
gleich des ersten Abends zu ihr, zeigte ihr meine
Schrifften, welche sie apptobirte, wir packten
darauf der Helenae Kleidungs-Stücke in ein gät-
liches Kästlein, versiegelten es mit einem fremden
Petschafft, und trug dasselbe bey Nachts-Zeit selbst
in mein Logis. Drey Tage hernach wolte ein
Schiff nach Engelland abseegeln, auf selbiges ver-
dungen sich das Frauenzimmer und auch ich beson-
ders, als ob wir nicht zusammen gehöreten, waten
auch bestellet, uns vor Abends an Boord einzufin-
den, weil der Schiffer so dann in See gehen wolte.
Derowegen fertigte ich um Mittags-Zeit erstlich
einen Exptessen Bothen an den van Steen nach
Leuwarden ab, gab ihm einen guten Lohn, mit
dem ausdrücklichen Befehle, die Briefe nebst dem
Kästlein ja keinem andern Menschen, als dem van
Steen
selbst in die Hände zu geben, wo aber der-
selbe etwa nicht zu Hause wäre, so lange zu war-
ten, biß er zur Stelle käme, indem ihm sein Warte-
Geld entweder dort, oder von mir wohl bezahlt wer-
den solte. So bald aber der Bothe etwa eine Meile-
Wegs fort seyn mochte, bezahlete ich den Wirth,
und ließ meine Sachen aufs Schiff tragen, zu wel-
chen ich so dann meinen Weg auch nahm, und bald
hernach mein Frauenzimmer ebenfalls ankommen
sahe. Wir seegelten also mit gutem Winde frö-
lich ab, und gelangeten in wenig Tagen glücklich in
Portsmouth bey der Mademoiselle Gillers Bru-

der

So bald ich nun Nachricht erhalten, daß meine
Liebſte nebſt ihrer Baaſe angekommen, und eben-
falls in einem andern Gaſt-Hauſe, als wo wir
ehedem logirt, abgetreten waͤre, begab ich mich
gleich des erſten Abends zu ihr, zeigte ihr meine
Schrifften, welche ſie apptobirte, wir packten
darauf der Helenæ Kleidungs-Stuͤcke in ein gaͤt-
liches Kaͤſtlein, verſiegelten es mit einem fremden
Petſchafft, und trug daſſelbe bey Nachts-Zeit ſelbſt
in mein Logis. Drey Tage hernach wolte ein
Schiff nach Engelland abſeegeln, auf ſelbiges ver-
dungen ſich das Frauenzimmer und auch ich beſon-
ders, als ob wir nicht zuſammen gehoͤreten, waten
auch beſtellet, uns vor Abends an Boord einzufin-
den, weil der Schiffer ſo dann in See gehen wolte.
Derowegen fertigte ich um Mittags-Zeit erſtlich
einen Expteſſen Bothen an den van Steen nach
Leuwarden ab, gab ihm einen guten Lohn, mit
dem ausdruͤcklichen Befehle, die Briefe nebſt dem
Kaͤſtlein ja keinem andern Menſchen, als dem van
Steen
ſelbſt in die Haͤnde zu geben, wo aber der-
ſelbe etwa nicht zu Hauſe waͤre, ſo lange zu war-
ten, biß er zur Stelle kaͤme, indem ihm ſein Warte-
Geld entweder dort, oder von mir wohl bezahlt wer-
den ſolte. So bald aber der Bothe etwa eine Meile-
Wegs fort ſeyn mochte, bezahlete ich den Wirth,
und ließ meine Sachen aufs Schiff tragen, zu wel-
chen ich ſo dann meinen Weg auch nahm, und bald
hernach mein Frauenzimmer ebenfalls ankommen
ſahe. Wir ſeegelten alſo mit gutem Winde froͤ-
lich ab, und gelangeten in wenig Tagen gluͤcklich in
Portsmouth bey der Mademoiſelle Gillers Bru-

der
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[218/0226] So bald ich nun Nachricht erhalten, daß meine Liebſte nebſt ihrer Baaſe angekommen, und eben- falls in einem andern Gaſt-Hauſe, als wo wir ehedem logirt, abgetreten waͤre, begab ich mich gleich des erſten Abends zu ihr, zeigte ihr meine Schrifften, welche ſie apptobirte, wir packten darauf der Helenæ Kleidungs-Stuͤcke in ein gaͤt- liches Kaͤſtlein, verſiegelten es mit einem fremden Petſchafft, und trug daſſelbe bey Nachts-Zeit ſelbſt in mein Logis. Drey Tage hernach wolte ein Schiff nach Engelland abſeegeln, auf ſelbiges ver- dungen ſich das Frauenzimmer und auch ich beſon- ders, als ob wir nicht zuſammen gehoͤreten, waten auch beſtellet, uns vor Abends an Boord einzufin- den, weil der Schiffer ſo dann in See gehen wolte. Derowegen fertigte ich um Mittags-Zeit erſtlich einen Expteſſen Bothen an den van Steen nach Leuwarden ab, gab ihm einen guten Lohn, mit dem ausdruͤcklichen Befehle, die Briefe nebſt dem Kaͤſtlein ja keinem andern Menſchen, als dem van Steen ſelbſt in die Haͤnde zu geben, wo aber der- ſelbe etwa nicht zu Hauſe waͤre, ſo lange zu war- ten, biß er zur Stelle kaͤme, indem ihm ſein Warte- Geld entweder dort, oder von mir wohl bezahlt wer- den ſolte. So bald aber der Bothe etwa eine Meile- Wegs fort ſeyn mochte, bezahlete ich den Wirth, und ließ meine Sachen aufs Schiff tragen, zu wel- chen ich ſo dann meinen Weg auch nahm, und bald hernach mein Frauenzimmer ebenfalls ankommen ſahe. Wir ſeegelten alſo mit gutem Winde froͤ- lich ab, und gelangeten in wenig Tagen gluͤcklich in Portsmouth bey der Mademoiſelle Gillers Bru- der

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/226>, abgerufen am 23.11.2024.