wie auch die beygelegten Liebes-Briefe ein sattsames Zeugniß abstatten, daß dieses kein Gedichte, sondern eine wahrhaffte Geschich- te sey. Wäre ich so wollüstig alscurieux gewesen, das Beginnen einer geilenDame zu bemercken, so wäre die Zahl seiner Hörner ohnfehlbar durch mich vermehret worden, denn nachNörgelsBeschreibung soll seine Frau Liebste schönes Leibes, dabey sehr frey- gebig seyn gegen diejenigen, so sie recht- schaffen bedienen, indem sie sehr hitzig in dem Liebes-Wercke? obes wahr ist, weiß ich nicht, da ich niemahls das Glück gehabt, sie zu sehen, viel weniger anzurühren. Jch überlasse seinem eigenen Gefallen, wie er sich bey dieser Begebenheit aufführen, und ob er seinen Herrn Schwägern, nehmlich den Männern derMadame E.undA.auch das Verständniß eröffnen will, in so ferne er die- selben ausforschen kan. Jch verhoffe das Meinige gethan zu haben, als ein unbekann- ter redlicher Freund, denn wenn ich einFi- louoder Betrüger, oder sonsten Geld- be- dürfftig wäre, so hätte wenigstens die Baar- schafften vor meine Mühe zurück behalten können. Ubrigens bitte mir durch diesen ab- geschicktenExpressenein kleinesRecipisseaus, indem ich mich allhier in Harlingen nicht lan- ge aufhalten, sondern ehester Tages nach Amsterdam abseegeln werde, jedoch beharre
Monsieur votre Ami
So
(O 5)
wie auch die beygelegten Liebes-Briefe ein ſattſames Zeugniß abſtatten, daß dieſes kein Gedichte, ſondern eine wahrhaffte Geſchich- te ſey. Waͤre ich ſo wolluͤſtig alscurieux geweſen, das Beginnen einer geilenDame zu bemercken, ſo waͤre die Zahl ſeiner Hoͤrner ohnfehlbar durch mich vermehret worden, denn nachNörgelsBeſchreibung ſoll ſeine Frau Liebſte ſchoͤnes Leibes, dabey ſehr frey- gebig ſeyn gegen diejenigen, ſo ſie recht- ſchaffen bedienen, indem ſie ſehr hitzig in dem Liebes-Wercke? obes wahr iſt, weiß ich nicht, da ich niemahls das Gluͤck gehabt, ſie zu ſehen, viel weniger anzuruͤhren. Jch uͤberlaſſe ſeinem eigenen Gefallen, wie er ſich bey dieſer Begebenheit auffuͤhren, und ob er ſeinen Herrn Schwaͤgern, nehmlich den Maͤnnern derMadame E.undA.auch das Verſtaͤndniß eroͤffnen will, in ſo ferne er die- ſelben ausforſchen kan. Jch verhoffe das Meinige gethan zu haben, als ein unbekann- ter redlicher Freund, denn wenn ich einFi- louoder Betruͤger, oder ſonſten Geld- be- duͤrfftig waͤre, ſo haͤtte wenigſtens die Baar- ſchafften vor meine Muͤhe zuruͤck behalten koͤnnen. Ubrigens bitte mir durch dieſen ab- geſchicktenExpreſſenein kleinesRecipiſſeaus, indem ich mich allhier in Harlingen nicht lan- ge aufhalten, ſondern eheſter Tages nach Amſterdam abſeegeln werde, jedoch beharre
Monſieur vôtre Ami
So
(O 5)
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><floatingText><body><divtype="letter"><p><pbfacs="#f0225"n="217"/><hirendition="#fr">wie auch die beygelegten Liebes-Briefe ein<lb/>ſattſames Zeugniß abſtatten, daß dieſes kein<lb/>
Gedichte, ſondern eine wahrhaffte Geſchich-<lb/>
te ſey. Waͤre ich ſo wolluͤſtig als</hi><hirendition="#aq">curieux</hi><lb/><hirendition="#fr">geweſen, das Beginnen einer geilen</hi><hirendition="#aq">Dame</hi><lb/><hirendition="#fr">zu bemercken, ſo waͤre die Zahl ſeiner Hoͤrner<lb/>
ohnfehlbar durch mich vermehret worden,<lb/>
denn nach</hi><hirendition="#aq">Nörgels</hi><hirendition="#fr">Beſchreibung ſoll ſeine<lb/>
Frau Liebſte ſchoͤnes Leibes, dabey ſehr frey-<lb/>
gebig ſeyn gegen diejenigen, ſo ſie recht-<lb/>ſchaffen bedienen, indem ſie ſehr hitzig in dem<lb/>
Liebes-Wercke? obes wahr iſt, weiß ich<lb/>
nicht, da ich niemahls das Gluͤck gehabt,<lb/>ſie zu ſehen, viel weniger anzuruͤhren. Jch<lb/>
uͤberlaſſe ſeinem eigenen Gefallen, wie er ſich<lb/>
bey dieſer Begebenheit auffuͤhren, und ob er<lb/>ſeinen Herrn Schwaͤgern, nehmlich den<lb/>
Maͤnnern der</hi><hirendition="#aq">Madame E.</hi><hirendition="#fr">und</hi><hirendition="#aq">A.</hi><hirendition="#fr">auch das<lb/>
Verſtaͤndniß eroͤffnen will, in ſo ferne er die-<lb/>ſelben ausforſchen kan. Jch verhoffe das<lb/>
Meinige gethan zu haben, als ein unbekann-<lb/>
ter redlicher Freund, denn wenn ich ein</hi><hirendition="#aq">Fi-<lb/>
lou</hi><hirendition="#fr">oder Betruͤger, oder ſonſten Geld- be-<lb/>
duͤrfftig waͤre, ſo haͤtte wenigſtens die Baar-<lb/>ſchafften vor meine Muͤhe zuruͤck behalten<lb/>
koͤnnen. Ubrigens bitte mir durch dieſen ab-<lb/>
geſchickten</hi><hirendition="#aq">Expreſſen</hi><hirendition="#fr">ein kleines</hi><hirendition="#aq">Recipiſſe</hi><hirendition="#fr">aus,<lb/>
indem ich mich allhier in Harlingen nicht lan-<lb/>
ge aufhalten, ſondern eheſter Tages nach<lb/>
Amſterdam abſeegeln werde, jedoch beharre</hi></p><lb/><closer><salute><hirendition="#aq">Monſieur <hirendition="#et">vôtre<lb/><hirendition="#i">Ami</hi></hi></hi></salute></closer></div></body></floatingText><lb/><fwplace="bottom"type="sig">(O 5)</fw><fwplace="bottom"type="catch">So</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[217/0225]
wie auch die beygelegten Liebes-Briefe ein
ſattſames Zeugniß abſtatten, daß dieſes kein
Gedichte, ſondern eine wahrhaffte Geſchich-
te ſey. Waͤre ich ſo wolluͤſtig als curieux
geweſen, das Beginnen einer geilen Dame
zu bemercken, ſo waͤre die Zahl ſeiner Hoͤrner
ohnfehlbar durch mich vermehret worden,
denn nach Nörgels Beſchreibung ſoll ſeine
Frau Liebſte ſchoͤnes Leibes, dabey ſehr frey-
gebig ſeyn gegen diejenigen, ſo ſie recht-
ſchaffen bedienen, indem ſie ſehr hitzig in dem
Liebes-Wercke? obes wahr iſt, weiß ich
nicht, da ich niemahls das Gluͤck gehabt,
ſie zu ſehen, viel weniger anzuruͤhren. Jch
uͤberlaſſe ſeinem eigenen Gefallen, wie er ſich
bey dieſer Begebenheit auffuͤhren, und ob er
ſeinen Herrn Schwaͤgern, nehmlich den
Maͤnnern der Madame E. und A. auch das
Verſtaͤndniß eroͤffnen will, in ſo ferne er die-
ſelben ausforſchen kan. Jch verhoffe das
Meinige gethan zu haben, als ein unbekann-
ter redlicher Freund, denn wenn ich ein Fi-
lou oder Betruͤger, oder ſonſten Geld- be-
duͤrfftig waͤre, ſo haͤtte wenigſtens die Baar-
ſchafften vor meine Muͤhe zuruͤck behalten
koͤnnen. Ubrigens bitte mir durch dieſen ab-
geſchickten Expreſſen ein kleines Recipiſſe aus,
indem ich mich allhier in Harlingen nicht lan-
ge aufhalten, ſondern eheſter Tages nach
Amſterdam abſeegeln werde, jedoch beharre
Monſieur vôtre
Ami
So
(O 5)
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/225>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.