Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

Bild:
<< vorherige Seite

der an, welcher uns mit vielen aufrichtigen Freund-
schaffts-Bezeugungen empfing, auch, da er unser
Anliegen und Umstände vernommen, wenig Tage
hernach Anstalt machte, daß ich mit meiner Liebste
von einem Priester ehelich zusammen gegeben wur-
de. Wir waren hierauf gesonnen, uns mit näch-
ster Gelegenheit ein feines Land-Gütgen zu kauffen,
eine ordentliche Haußhaltung anzufangen, und von
demjenigen, was uns das Gut einbrächte, reputir-
lich zu leben; da sich aber nicht so gleich ein anstän-
diges findeu wolte, lebten wir über ein halbes Jahr
vor unfer Geld sehr vergnügt ben dem Herrn Gil-
lers.

Eines Abends, da ich mit demselben aus einer
Compagnie guter Freunde, da es schon ziemlich
dunckel war, nach Hause ging, kam uns eine
schwartz gekleidete Manns-Person entgegen, und
stieß mich im Vorbeygehen mit einem Dolche in
die Seite, lieff hierauf noch schneller, als ein Wind-
spiel sort. Jch selbsten kaum, geschweige denn
Herr Gillers, wuste wie mir geschehen war, endlich
aber fühlete ich die Blessur, und war froh, daß wir
bald nach Hause kamen, denn der Stich war zwar
nicht tödtlich, weil er auf dem rechten Hüfft-Beine
sitzen geblieben, allein sehr schmertzhafft, wie denn
auch nachhero noch sehr üble Zufälle darzu kamen,
so, daß ich doch fast daran hätte crepiren können,
allein, endlich wurde ich wieder gesund, erfuhr auch
wunderbarer Weise, daß niemand anders als Nör-
gel
der Meuchel-Mörder gewesen. Denn es mu-
ste sich so wunderlich fügen, daß einer von des van
Steens
Handels-Purschen herüber nach Engelland,

und

der an, welcher uns mit vielen aufrichtigen Freund-
ſchaffts-Bezeugungen empfing, auch, da er unſer
Anliegen und Umſtaͤnde vernommen, wenig Tage
hernach Anſtalt machte, daß ich mit meiner Liebſte
von einem Prieſter ehelich zuſammen gegeben wur-
de. Wir waren hierauf geſonnen, uns mit naͤch-
ſter Gelegenheit ein feines Land-Guͤtgen zu kauffen,
eine ordentliche Haußhaltung anzufangen, und von
demjenigen, was uns das Gut einbraͤchte, reputir-
lich zu leben; da ſich aber nicht ſo gleich ein anſtaͤn-
diges findeu wolte, lebten wir uͤber ein halbes Jahr
vor unfer Geld ſehr vergnuͤgt ben dem Herrn Gil-
lers.

Eines Abends, da ich mit demſelben aus einer
Compagnie guter Freunde, da es ſchon ziemlich
dunckel war, nach Hauſe ging, kam uns eine
ſchwartz gekleidete Manns-Perſon entgegen, und
ſtieß mich im Vorbeygehen mit einem Dolche in
die Seite, lieff hierauf noch ſchneller, als ein Wind-
ſpiel ſort. Jch ſelbſten kaum, geſchweige denn
Herr Gillers, wuſte wie mir geſchehen war, endlich
aber fuͤhlete ich die Bleſſur, und war froh, daß wir
bald nach Hauſe kamen, denn der Stich war zwar
nicht toͤdtlich, weil er auf dem rechten Huͤfft-Beine
ſitzen geblieben, allein ſehr ſchmertzhafft, wie denn
auch nachhero noch ſehr uͤble Zufaͤlle darzu kamen,
ſo, daß ich doch faſt daran haͤtte crepiren koͤnnen,
allein, endlich wurde ich wieder geſund, erfuhr auch
wunderbarer Weiſe, daß niemand anders als Nör-
gel
der Meuchel-Moͤrder geweſen. Denn es mu-
ſte ſich ſo wunderlich fuͤgen, daß einer von des van
Steens
Handels-Purſchen heruͤber nach Engelland,

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0227" n="219"/>
der an, welcher uns mit vielen aufrichtigen Freund-<lb/>
&#x017F;chaffts-Bezeugungen empfing, auch, da er un&#x017F;er<lb/>
Anliegen und Um&#x017F;ta&#x0364;nde vernommen, wenig Tage<lb/>
hernach An&#x017F;talt machte, daß ich mit meiner Lieb&#x017F;te<lb/>
von einem Prie&#x017F;ter ehelich zu&#x017F;ammen gegeben wur-<lb/>
de. Wir waren hierauf ge&#x017F;onnen, uns mit na&#x0364;ch-<lb/>
&#x017F;ter Gelegenheit ein feines Land-Gu&#x0364;tgen zu kauffen,<lb/>
eine ordentliche Haußhaltung anzufangen, und von<lb/>
demjenigen, was uns das Gut einbra&#x0364;chte, <hi rendition="#aq">reputir-</hi><lb/>
lich zu leben; da &#x017F;ich aber nicht &#x017F;o gleich ein an&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
diges findeu wolte, lebten wir u&#x0364;ber ein halbes Jahr<lb/>
vor unfer Geld &#x017F;ehr vergnu&#x0364;gt ben dem Herrn <hi rendition="#aq">Gil-<lb/>
lers.</hi></p><lb/>
          <p>Eines Abends, da ich mit dem&#x017F;elben aus einer<lb/><hi rendition="#aq">Compagnie</hi> guter Freunde, da es &#x017F;chon ziemlich<lb/>
dunckel war, nach Hau&#x017F;e ging, kam uns eine<lb/>
&#x017F;chwartz gekleidete Manns-Per&#x017F;on entgegen, und<lb/>
&#x017F;tieß mich im Vorbeygehen mit einem Dolche in<lb/>
die Seite, lieff hierauf noch &#x017F;chneller, als ein Wind-<lb/>
&#x017F;piel &#x017F;ort. Jch &#x017F;elb&#x017F;ten kaum, ge&#x017F;chweige denn<lb/>
Herr <hi rendition="#aq">Gillers,</hi> wu&#x017F;te wie mir ge&#x017F;chehen war, endlich<lb/>
aber fu&#x0364;hlete ich die <hi rendition="#aq">Ble&#x017F;&#x017F;ur,</hi> und war froh, daß wir<lb/>
bald nach Hau&#x017F;e kamen, denn der Stich war zwar<lb/>
nicht to&#x0364;dtlich, weil er auf dem rechten Hu&#x0364;fft-Beine<lb/>
&#x017F;itzen geblieben, allein &#x017F;ehr &#x017F;chmertzhafft, wie denn<lb/>
auch nachhero noch &#x017F;ehr u&#x0364;ble Zufa&#x0364;lle darzu kamen,<lb/>
&#x017F;o, daß ich doch fa&#x017F;t daran ha&#x0364;tte <hi rendition="#aq">crepir</hi>en ko&#x0364;nnen,<lb/>
allein, endlich wurde ich wieder ge&#x017F;und, erfuhr auch<lb/>
wunderbarer Wei&#x017F;e, daß niemand anders als <hi rendition="#aq">Nör-<lb/>
gel</hi> der Meuchel-Mo&#x0364;rder gewe&#x017F;en. Denn es mu-<lb/>
&#x017F;te &#x017F;ich &#x017F;o wunderlich fu&#x0364;gen, daß einer von des <hi rendition="#aq">van<lb/>
Steens</hi> Handels-Pur&#x017F;chen heru&#x0364;ber nach Engelland,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[219/0227] der an, welcher uns mit vielen aufrichtigen Freund- ſchaffts-Bezeugungen empfing, auch, da er unſer Anliegen und Umſtaͤnde vernommen, wenig Tage hernach Anſtalt machte, daß ich mit meiner Liebſte von einem Prieſter ehelich zuſammen gegeben wur- de. Wir waren hierauf geſonnen, uns mit naͤch- ſter Gelegenheit ein feines Land-Guͤtgen zu kauffen, eine ordentliche Haußhaltung anzufangen, und von demjenigen, was uns das Gut einbraͤchte, reputir- lich zu leben; da ſich aber nicht ſo gleich ein anſtaͤn- diges findeu wolte, lebten wir uͤber ein halbes Jahr vor unfer Geld ſehr vergnuͤgt ben dem Herrn Gil- lers. Eines Abends, da ich mit demſelben aus einer Compagnie guter Freunde, da es ſchon ziemlich dunckel war, nach Hauſe ging, kam uns eine ſchwartz gekleidete Manns-Perſon entgegen, und ſtieß mich im Vorbeygehen mit einem Dolche in die Seite, lieff hierauf noch ſchneller, als ein Wind- ſpiel ſort. Jch ſelbſten kaum, geſchweige denn Herr Gillers, wuſte wie mir geſchehen war, endlich aber fuͤhlete ich die Bleſſur, und war froh, daß wir bald nach Hauſe kamen, denn der Stich war zwar nicht toͤdtlich, weil er auf dem rechten Huͤfft-Beine ſitzen geblieben, allein ſehr ſchmertzhafft, wie denn auch nachhero noch ſehr uͤble Zufaͤlle darzu kamen, ſo, daß ich doch faſt daran haͤtte crepiren koͤnnen, allein, endlich wurde ich wieder geſund, erfuhr auch wunderbarer Weiſe, daß niemand anders als Nör- gel der Meuchel-Moͤrder geweſen. Denn es mu- ſte ſich ſo wunderlich fuͤgen, daß einer von des van Steens Handels-Purſchen heruͤber nach Engelland, und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/227
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/227>, abgerufen am 23.11.2024.