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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

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nur blossen Thee tranck, und ohngefähr gewahr wur-
de, daß derselbe, vielleicht aus Versehen, nicht nur
der van Steen, sondern auch die 2. andern Liebes-
Briefe oder Citationes in seine Rock-Taschen, die
ich anhatte, gesteckt, weßwegen ich mich eiligst ein we-
nig auf die Seite begab, und diese nebst noch an-
dern Zettuln in meine Bein-Kleider steckte, nachhe-
ro das Kleid wieder mit ihm umtauschte, mich auch
nicht lange aufhielt, sondern nach meinem Logis ei-
lete, nachdem ich Abschied von Nörgel genommen,
ihm eine glückliche Reise gewünschet, und verspro-
chen, nach Verlauff der 8. Tage mich öffters an die-
sem Orte wieder finden zu lassen. Ohngeacht ich
nun diese Nacht sehr wenig geschlaffen, so trieb
mich doch die Curiosität dahin, nunmehro bey
Tage recht zu besichtigen, was ich diese Nacht erbeu-
tet hatte, demnach fand ich erstlich 2. Frauenzim-
mer-Röcke, 1. Nacht-Camisol, 1. Schürtze, 1. Halß-
Tuch, 1 Mütze, eine Anhänge-Tasche mit einem sil-
bernen Bügel, worinnen 4. spec. Ducaten, 2. Louis
d'or,
und ohngefähr 6. Gulden Silber-Müntze
nebst 3. Liebes-Briefen von verschiedenen Händen
stacken, in den Ficken aber fand ich ihre Petschafft,
6. biß 8. Schlüssel, ein paar Messer und andere Klei-
nigkeiten, welches ich denn alles wohl betrachtete,
und hernachmahls in meinen Reise-Couffre ver-
wahrete.

Uber das Nachdencken dieser Intrique verging
mir vollends aller Schlaff, weßwegen ich mich an
ein Fenster legte, und eine Pfeiffe Toback rauchte.
Bald hernach kam eine Chaise gefahren, welche un-
ter meinem Fenster stille hielt, und ich sahe mit dem

aller-

nur bloſſen Thee tranck, und ohngefaͤhr gewahr wur-
de, daß derſelbe, vielleicht aus Verſehen, nicht nur
der van Steen, ſondern auch die 2. andern Liebes-
Briefe oder Citationes in ſeine Rock-Taſchen, die
ich anhatte, geſteckt, weßwegen ich mich eiligſt ein we-
nig auf die Seite begab, und dieſe nebſt noch an-
dern Zettuln in meine Bein-Kleider ſteckte, nachhe-
ro das Kleid wieder mit ihm umtauſchte, mich auch
nicht lange aufhielt, ſondern nach meinem Logis ei-
lete, nachdem ich Abſchied von Nörgel genommen,
ihm eine gluͤckliche Reiſe gewuͤnſchet, und verſpro-
chen, nach Verlauff der 8. Tage mich oͤffters an die-
ſem Orte wieder finden zu laſſen. Ohngeacht ich
nun dieſe Nacht ſehr wenig geſchlaffen, ſo trieb
mich doch die Curioſitaͤt dahin, nunmehro bey
Tage recht zu beſichtigen, was ich dieſe Nacht erbeu-
tet hatte, demnach fand ich erſtlich 2. Frauenzim-
mer-Roͤcke, 1. Nacht-Camiſol, 1. Schuͤrtze, 1. Halß-
Tuch, 1 Muͤtze, eine Anhaͤnge-Taſche mit einem ſil-
bernen Buͤgel, worinnen 4. ſpec. Ducaten, 2. Louis
d’or,
und ohngefaͤhr 6. Gulden Silber-Muͤntze
nebſt 3. Liebes-Briefen von verſchiedenen Haͤnden
ſtacken, in den Ficken aber fand ich ihre Petſchafft,
6. biß 8. Schluͤſſel, ein paar Meſſer und andere Klei-
nigkeiten, welches ich denn alles wohl betrachtete,
und hernachmahls in meinen Reiſe-Couffre ver-
wahrete.

Uber das Nachdencken dieſer Intrique verging
mir vollends aller Schlaff, weßwegen ich mich an
ein Fenſter legte, und eine Pfeiffe Toback rauchte.
Bald hernach kam eine Chaiſe gefahren, welche un-
ter meinem Fenſter ſtille hielt, und ich ſahe mit dem

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[207/0215] nur bloſſen Thee tranck, und ohngefaͤhr gewahr wur- de, daß derſelbe, vielleicht aus Verſehen, nicht nur der van Steen, ſondern auch die 2. andern Liebes- Briefe oder Citationes in ſeine Rock-Taſchen, die ich anhatte, geſteckt, weßwegen ich mich eiligſt ein we- nig auf die Seite begab, und dieſe nebſt noch an- dern Zettuln in meine Bein-Kleider ſteckte, nachhe- ro das Kleid wieder mit ihm umtauſchte, mich auch nicht lange aufhielt, ſondern nach meinem Logis ei- lete, nachdem ich Abſchied von Nörgel genommen, ihm eine gluͤckliche Reiſe gewuͤnſchet, und verſpro- chen, nach Verlauff der 8. Tage mich oͤffters an die- ſem Orte wieder finden zu laſſen. Ohngeacht ich nun dieſe Nacht ſehr wenig geſchlaffen, ſo trieb mich doch die Curioſitaͤt dahin, nunmehro bey Tage recht zu beſichtigen, was ich dieſe Nacht erbeu- tet hatte, demnach fand ich erſtlich 2. Frauenzim- mer-Roͤcke, 1. Nacht-Camiſol, 1. Schuͤrtze, 1. Halß- Tuch, 1 Muͤtze, eine Anhaͤnge-Taſche mit einem ſil- bernen Buͤgel, worinnen 4. ſpec. Ducaten, 2. Louis d’or, und ohngefaͤhr 6. Gulden Silber-Muͤntze nebſt 3. Liebes-Briefen von verſchiedenen Haͤnden ſtacken, in den Ficken aber fand ich ihre Petſchafft, 6. biß 8. Schluͤſſel, ein paar Meſſer und andere Klei- nigkeiten, welches ich denn alles wohl betrachtete, und hernachmahls in meinen Reiſe-Couffre ver- wahrete. Uber das Nachdencken dieſer Intrique verging mir vollends aller Schlaff, weßwegen ich mich an ein Fenſter legte, und eine Pfeiffe Toback rauchte. Bald hernach kam eine Chaiſe gefahren, welche un- ter meinem Fenſter ſtille hielt, und ich ſahe mit dem aller-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/215>, abgerufen am 23.11.2024.