welcher mir aber keinen andern Trost giebt, als es binnen wenig Wochen dahin zu brin- gen: daß ich erstlich von demselben, alles mein eingebrachtes Gut; vors andere, einen Gerichtlichen Scheide-Brief, mit der Er- laubniß wieder zu heyrathen, wen ich wolte, und drittens, wenigstens 5000. fl. vor den Abtritt bekommen solle, jedoch in so ferne ich eydlich erhärten könte, daß ich binnen der gantzen Zeit meines Hinwegseyns von keiner Manns-Person auf solche Art, wie mein ungetreuer Mann meynet, berühret wor- den. Weil ich nun dieses letzrere mit reinem Gewissen alle Augenblick thun kan, so bitte ich euch, mein redlicherMons. van Blac,mit zu allem Uberfluß zu Hülffe zu kommen, und ein Zeugniß meiner Aufführung so viel euch nehmlich davon bewust ist, abzustatten.
Jch versehe mich eurer baldigen Ankunfft gewiß, sende anbey 100. Ducaten Reise-Ko- sten, und beharre mit aller Aufrichtigkeit
Eure getreue Freundin Charlotte Sophie geb. van Bredal.
Gleich nach Lesung dieses Briefes, der mir höchst angenehm war, machte ich mich auf den Weg, um ein Pferd zu erhandeln, und mit meinem angekom- menen Exoressen die Reise zu Lande nach Leuwar- den anzutreten, zu allem Glück aber begegnete mir der Schiffer, welcher mich von Harlingen mit an- hero gebracht hatte, und ließ sich verlauten, daß er gleich morgenden Tages abermahls dahin fah-
ren
welcher mir aber keinen andern Troſt giebt, als es binnen wenig Wochen dahin zu brin- gen: daß ich erſtlich von demſelben, alles mein eingebrachtes Gut; vors andere, einen Gerichtlichen Scheide-Brief, mit der Er- laubniß wieder zu heyrathen, wen ich wolte, und drittens, wenigſtens 5000. fl. vor den Abtritt bekommen ſolle, jedoch in ſo ferne ich eydlich erhaͤrten koͤnte, daß ich binnen der gantzen Zeit meines Hinwegſeyns von keiner Manns-Perſon auf ſolche Art, wie mein ungetreuer Mann meynet, beruͤhret wor- den. Weil ich nun dieſes letzrere mit reinem Gewiſſen alle Augenblick thun kan, ſo bitte ich euch, mein redlicherMonſ. van Blac,mit zu allem Uberfluß zu Huͤlffe zu kommen, und ein Zeugniß meiner Auffuͤhrung ſo viel euch nehmlich davon bewuſt iſt, abzuſtatten.
Jch verſehe mich eurer baldigen Ankunfft gewiß, ſende anbey 100. Ducaten Reiſe-Ko- ſten, und beharre mit aller Aufrichtigkeit
Eure getreue Freundin Charlotte Sophie geb. van Bredal.
Gleich nach Leſung dieſes Briefes, der mir hoͤchſt angenehm war, machte ich mich auf den Weg, um ein Pferd zu erhandeln, und mit meinem angekom- menen Exoreſſen die Reiſe zu Lande nach Leuwar- den anzutreten, zu allem Gluͤck aber begegnete mir der Schiffer, welcher mich von Harlingen mit an- hero gebracht hatte, und ließ ſich verlauten, daß er gleich morgenden Tages abermahls dahin fah-
ren
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><floatingText><body><divtype="letter"><p><pbfacs="#f0206"n="198"/><hirendition="#fr">welcher mir aber keinen andern Troſt giebt,<lb/>
als es binnen wenig Wochen dahin zu brin-<lb/>
gen: daß ich erſtlich von demſelben, alles<lb/>
mein eingebrachtes Gut; vors andere, einen<lb/>
Gerichtlichen Scheide-Brief, mit der Er-<lb/>
laubniß wieder zu heyrathen, wen ich wolte,<lb/>
und drittens, wenigſtens 5000. fl. vor den<lb/>
Abtritt bekommen ſolle, jedoch in ſo ferne ich<lb/>
eydlich erhaͤrten koͤnte, daß ich binnen der<lb/>
gantzen Zeit meines Hinwegſeyns von keiner<lb/>
Manns-Perſon auf ſolche Art, wie mein<lb/>
ungetreuer Mann meynet, beruͤhret wor-<lb/>
den. Weil ich nun dieſes letzrere mit reinem<lb/>
Gewiſſen alle Augenblick thun kan, ſo bitte<lb/>
ich euch, mein redlicher</hi><hirendition="#aq">Monſ. van Blac,</hi><hirendition="#fr">mit<lb/>
zu allem Uberfluß zu Huͤlffe zu kommen, und<lb/>
ein Zeugniß meiner Auffuͤhrung ſo viel euch<lb/>
nehmlich davon bewuſt iſt, abzuſtatten.</hi></p><lb/><p><hirendition="#fr">Jch verſehe mich eurer baldigen Ankunfft<lb/>
gewiß, ſende anbey 100. Ducaten Reiſe-Ko-<lb/>ſten, und beharre mit aller Aufrichtigkeit</hi></p><lb/><closer><salute><hirendition="#et">Eure<lb/><hirendition="#fr">getreue Freundin</hi><lb/><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Charlotte Sophie</hi></hi> geb. <hirendition="#aq"><hirendition="#i">van Bredal.</hi></hi></hi></salute></closer></div></body></floatingText><lb/><p>Gleich nach Leſung dieſes Briefes, der mir hoͤchſt<lb/>
angenehm war, machte ich mich auf den Weg, um<lb/>
ein Pferd zu erhandeln, und mit meinem angekom-<lb/>
menen <hirendition="#aq">Exoreſſen</hi> die Reiſe zu Lande nach <hirendition="#aq">Leuwar-<lb/>
den</hi> anzutreten, zu allem Gluͤck aber begegnete mir<lb/>
der Schiffer, welcher mich von Harlingen mit an-<lb/>
hero gebracht hatte, und ließ ſich verlauten, daß<lb/>
er gleich morgenden Tages abermahls dahin fah-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ren</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[198/0206]
welcher mir aber keinen andern Troſt giebt,
als es binnen wenig Wochen dahin zu brin-
gen: daß ich erſtlich von demſelben, alles
mein eingebrachtes Gut; vors andere, einen
Gerichtlichen Scheide-Brief, mit der Er-
laubniß wieder zu heyrathen, wen ich wolte,
und drittens, wenigſtens 5000. fl. vor den
Abtritt bekommen ſolle, jedoch in ſo ferne ich
eydlich erhaͤrten koͤnte, daß ich binnen der
gantzen Zeit meines Hinwegſeyns von keiner
Manns-Perſon auf ſolche Art, wie mein
ungetreuer Mann meynet, beruͤhret wor-
den. Weil ich nun dieſes letzrere mit reinem
Gewiſſen alle Augenblick thun kan, ſo bitte
ich euch, mein redlicher Monſ. van Blac, mit
zu allem Uberfluß zu Huͤlffe zu kommen, und
ein Zeugniß meiner Auffuͤhrung ſo viel euch
nehmlich davon bewuſt iſt, abzuſtatten.
Jch verſehe mich eurer baldigen Ankunfft
gewiß, ſende anbey 100. Ducaten Reiſe-Ko-
ſten, und beharre mit aller Aufrichtigkeit
Eure
getreue Freundin
Charlotte Sophie geb. van Bredal.
Gleich nach Leſung dieſes Briefes, der mir hoͤchſt
angenehm war, machte ich mich auf den Weg, um
ein Pferd zu erhandeln, und mit meinem angekom-
menen Exoreſſen die Reiſe zu Lande nach Leuwar-
den anzutreten, zu allem Gluͤck aber begegnete mir
der Schiffer, welcher mich von Harlingen mit an-
hero gebracht hatte, und ließ ſich verlauten, daß
er gleich morgenden Tages abermahls dahin fah-
ren
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/206>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.