Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

Bild:
<< vorherige Seite

ten wolte, weßwegen ich gleich bedachte, daß es mir
auf diese Art eher dahin zu kommen möglich seyn
würde; also auf der Stelle den Accord mit ihm
machte, meine Sachen zu Schiffe bringen, den Ex-
press
en aber zu Lande fort reisen ließ.

Jch kam zeitiger in Leuwarden an, als es die
Madame van Bredal wohl vermeynet hatte, und
weil ich mein Logis in eben dem Gast-Hause, wo sie
sich einlogirt, genommen, erfuhr ich unter der Hand
gleich, daß sie mit einer ihrer Befreundtinnen auf
ein Land-Gut gereiset, ihre Zurückkunfft aber unter
4. Tagen wohl nicht zu hoffen wäre. Demnach
hielt ich nicht vor rathsam, ihr nachzureifen, sondern
vor besser, auf sie zu warten, ließ mich aber gar nicht
mercken, daß mir an ihrer Person etwas gelegen
wäre.

Nachdem ich dritten Tages von der Reise voll-
kommen ausgeruhet hatte, ging ich vor die Stadt
spatzieren, gerieth in einen schönen Garten, und
ohngefähr mit einer lustigen Compagnie ins Spiel,
und gewann binnen wenig Stunden 16. biß 20. Hol-
ländische Gulden, kam zwar im Streit mit einem
Unbekannten, etwa 5. oder 6. lumpichter Guldens
halber, ließ mich aber als ein Fremder bald weisen,
und nahm die angebothene Helffte davon nicht ein-
mahl an, sondern sagte, daß, weil ich ohnedem
durchs Glück etwas gewonnen, ich diesen geringen
Satz gar leicht vergessen könte. Die Spiel-Com-
pagnie
ging hierauf sort, biß auf sehr wenige, wel-
che, so wie ich selbst, noch Appetit hatten, Caffee und
darauf ein Glaß Wein zu trincken. Jndem ich mich
nun in ein Cabineigen besonders gesetzt, um etliche

daselbst
(N 4)

ten wolte, weßwegen ich gleich bedachte, daß es mir
auf dieſe Art eher dahin zu kommen moͤglich ſeyn
wuͤrde; alſo auf der Stelle den Accord mit ihm
machte, meine Sachen zu Schiffe bringen, den Ex-
preſſ
en aber zu Lande fort reiſen ließ.

Jch kam zeitiger in Leuwarden an, als es die
Madame van Bredal wohl vermeynet hatte, und
weil ich mein Logis in eben dem Gaſt-Hauſe, wo ſie
ſich einlogirt, genommen, erfuhr ich unter der Hand
gleich, daß ſie mit einer ihrer Befreundtinnen auf
ein Land-Gut gereiſet, ihre Zuruͤckkunfft aber unter
4. Tagen wohl nicht zu hoffen waͤre. Demnach
hielt ich nicht vor rathſam, ihr nachzureifen, ſondern
vor beſſer, auf ſie zu warten, ließ mich aber gar nicht
mercken, daß mir an ihrer Perſon etwas gelegen
waͤre.

Nachdem ich dritten Tages von der Reiſe voll-
kommen ausgeruhet hatte, ging ich vor die Stadt
ſpatzieren, gerieth in einen ſchoͤnen Garten, und
ohngefaͤhr mit einer luſtigen Compagnie ins Spiel,
und gewann binnen wenig Stunden 16. biß 20. Hol-
laͤndiſche Gulden, kam zwar im Streit mit einem
Unbekannten, etwa 5. oder 6. lumpichter Guldens
halber, ließ mich aber als ein Fremder bald weiſen,
und nahm die angebothene Helffte davon nicht ein-
mahl an, ſondern ſagte, daß, weil ich ohnedem
durchs Gluͤck etwas gewonnen, ich dieſen geringen
Satz gar leicht vergeſſen koͤnte. Die Spiel-Com-
pagnie
ging hierauf ſort, biß auf ſehr wenige, wel-
che, ſo wie ich ſelbſt, noch Appetit hatten, Caffée und
darauf ein Glaß Wein zu trincken. Jndem ich mich
nun in ein Cabineigen beſonders geſetzt, um etliche

daſelbſt
(N 4)
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0207" n="199"/>
ten wolte, weßwegen ich gleich bedachte, daß es mir<lb/>
auf die&#x017F;e Art eher dahin zu kommen mo&#x0364;glich &#x017F;eyn<lb/>
wu&#x0364;rde; al&#x017F;o auf der Stelle den <hi rendition="#aq">Accord</hi> mit ihm<lb/>
machte, meine Sachen zu Schiffe bringen, den <hi rendition="#aq">Ex-<lb/>
pre&#x017F;&#x017F;</hi>en aber zu Lande fort rei&#x017F;en ließ.</p><lb/>
          <p>Jch kam zeitiger in <hi rendition="#aq">Leuwarden</hi> an, als es die<lb/><hi rendition="#aq">Madame van Bredal</hi> wohl vermeynet hatte, und<lb/>
weil ich mein <hi rendition="#aq">Logis</hi> in eben dem Ga&#x017F;t-Hau&#x017F;e, wo &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ich ein<hi rendition="#aq">logirt,</hi> genommen, erfuhr ich unter der Hand<lb/>
gleich, daß &#x017F;ie mit einer ihrer Befreundtinnen auf<lb/>
ein Land-Gut gerei&#x017F;et, ihre Zuru&#x0364;ckkunfft aber unter<lb/>
4. Tagen wohl nicht zu hoffen wa&#x0364;re. Demnach<lb/>
hielt ich nicht vor rath&#x017F;am, ihr nachzureifen, &#x017F;ondern<lb/>
vor be&#x017F;&#x017F;er, auf &#x017F;ie zu warten, ließ mich aber gar nicht<lb/>
mercken, daß mir an ihrer Per&#x017F;on etwas gelegen<lb/>
wa&#x0364;re.</p><lb/>
          <p>Nachdem ich dritten Tages von der Rei&#x017F;e voll-<lb/>
kommen ausgeruhet hatte, ging ich vor die Stadt<lb/>
&#x017F;patzieren, gerieth in einen &#x017F;cho&#x0364;nen Garten, und<lb/>
ohngefa&#x0364;hr mit einer lu&#x017F;tigen <hi rendition="#aq">Compagnie</hi> ins Spiel,<lb/>
und gewann binnen wenig Stunden 16. biß 20. Hol-<lb/>
la&#x0364;ndi&#x017F;che Gulden, kam zwar im Streit mit einem<lb/>
Unbekannten, etwa 5. oder 6. lumpichter Guldens<lb/>
halber, ließ mich aber als ein Fremder bald wei&#x017F;en,<lb/>
und nahm die angebothene Helffte davon nicht ein-<lb/>
mahl an, &#x017F;ondern &#x017F;agte, daß, weil ich ohnedem<lb/>
durchs Glu&#x0364;ck etwas gewonnen, ich die&#x017F;en geringen<lb/>
Satz gar leicht verge&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nte. Die Spiel-<hi rendition="#aq">Com-<lb/>
pagnie</hi> ging hierauf &#x017F;ort, biß auf &#x017F;ehr wenige, wel-<lb/>
che, &#x017F;o wie ich &#x017F;elb&#x017F;t, noch Appetit hatten, <hi rendition="#aq">Caffée</hi> und<lb/>
darauf ein Glaß Wein zu trincken. Jndem ich mich<lb/>
nun in ein Cabineigen be&#x017F;onders ge&#x017F;etzt, um etliche<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">(N 4)</fw><fw place="bottom" type="catch">da&#x017F;elb&#x017F;t</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[199/0207] ten wolte, weßwegen ich gleich bedachte, daß es mir auf dieſe Art eher dahin zu kommen moͤglich ſeyn wuͤrde; alſo auf der Stelle den Accord mit ihm machte, meine Sachen zu Schiffe bringen, den Ex- preſſen aber zu Lande fort reiſen ließ. Jch kam zeitiger in Leuwarden an, als es die Madame van Bredal wohl vermeynet hatte, und weil ich mein Logis in eben dem Gaſt-Hauſe, wo ſie ſich einlogirt, genommen, erfuhr ich unter der Hand gleich, daß ſie mit einer ihrer Befreundtinnen auf ein Land-Gut gereiſet, ihre Zuruͤckkunfft aber unter 4. Tagen wohl nicht zu hoffen waͤre. Demnach hielt ich nicht vor rathſam, ihr nachzureifen, ſondern vor beſſer, auf ſie zu warten, ließ mich aber gar nicht mercken, daß mir an ihrer Perſon etwas gelegen waͤre. Nachdem ich dritten Tages von der Reiſe voll- kommen ausgeruhet hatte, ging ich vor die Stadt ſpatzieren, gerieth in einen ſchoͤnen Garten, und ohngefaͤhr mit einer luſtigen Compagnie ins Spiel, und gewann binnen wenig Stunden 16. biß 20. Hol- laͤndiſche Gulden, kam zwar im Streit mit einem Unbekannten, etwa 5. oder 6. lumpichter Guldens halber, ließ mich aber als ein Fremder bald weiſen, und nahm die angebothene Helffte davon nicht ein- mahl an, ſondern ſagte, daß, weil ich ohnedem durchs Gluͤck etwas gewonnen, ich dieſen geringen Satz gar leicht vergeſſen koͤnte. Die Spiel-Com- pagnie ging hierauf ſort, biß auf ſehr wenige, wel- che, ſo wie ich ſelbſt, noch Appetit hatten, Caffée und darauf ein Glaß Wein zu trincken. Jndem ich mich nun in ein Cabineigen beſonders geſetzt, um etliche daſelbſt (N 4)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/207
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/207>, abgerufen am 23.11.2024.