Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

Bild:
<< vorherige Seite

he will ich ihnen, wo es mir erlaubt ist, Morgen
schrifftlich melden, denn ich mercke, daß wenig Ge-
legenheit heute seyn wird, unsern Discours fortzu-
führen. Jch konte hierauf nicht antworten, weiln
nicht allein meine Befreundtin, sondern auch andere
von der Compagnie schon so nahe da waren, und
zu nöthigen nicht abliessen, biß wir mit ihnen zur
andern Gesellschafft gingen, welche das Tantzen
bereits eingestellet hatte, und nur einer angenehmen
Music zuhörete, worbey einige Arien gesungen
wurden. Mit anbrechender Demmerung machte
ich den Aufbruch, konte aber den van Steen nicht
abschlagen, mich in Begleitung meiner Brüder
nach Hause zu führen, welche ihn auf morgenden
Tag zu sich in unser Hauß nöthigten, weiln ohne-
dem unsere Eltern zu einem Hochzeit-Schmause
fahren wolten. Van Steen stellete sich, versproche-
ner massen, um gehörige Zeit ein, meine Brüder
hatten unter sich und vor die darzu erbetenen Gäste
ein Lust Spiel angestellet, ehe sich aber van Steen
in selbiges einließ, passete er die Gelegenheit ab,
mir einen Brief in die Hände zu practiciren, dessen
Jnhalt dieser war: wie er als ein vollkommener
aufrichtiger Mensch zwar nicht leugnen könte, daß
er seit wenig Jahren seine Augen auf die Helena
geworffen, allein, es wäre dieses zu einer solchen
Zeit geschehen, da er nicht gewust, daß meine Ge-
stalt und gantzes Wesen (seinem Schreiben nach)
weit angenehmer/ vollkommener und Liebens-wür-
diger sey, als der Helenae. Hierbey that er mir
einen förmlichen Liebes-Antrag, und versicherte,
daferne ich mich wolte erbitten und bewegen lassen,

statt

he will ich ihnen, wo es mir erlaubt iſt, Morgen
ſchrifftlich melden, denn ich mercke, daß wenig Ge-
legenheit heute ſeyn wird, unſern Diſcours fortzu-
fuͤhren. Jch konte hierauf nicht antworten, weiln
nicht allein meine Befreundtin, ſondern auch andere
von der Compagnie ſchon ſo nahe da waren, und
zu noͤthigen nicht ablieſſen, biß wir mit ihnen zur
andern Geſellſchafft gingen, welche das Tantzen
bereits eingeſtellet hatte, und nur einer angenehmen
Muſic zuhoͤrete, worbey einige Arien geſungen
wurden. Mit anbrechender Demmerung machte
ich den Aufbruch, konte aber den van Steen nicht
abſchlagen, mich in Begleitung meiner Bruͤder
nach Hauſe zu fuͤhren, welche ihn auf morgenden
Tag zu ſich in unſer Hauß noͤthigten, weiln ohne-
dem unſere Eltern zu einem Hochzeit-Schmauſe
fahren wolten. Van Steen ſtellete ſich, verſproche-
ner maſſen, um gehoͤrige Zeit ein, meine Bruͤder
hatten unter ſich und vor die darzu erbetenen Gaͤſte
ein Luſt Spiel angeſtellet, ehe ſich aber van Steen
in ſelbiges einließ, paſſete er die Gelegenheit ab,
mir einen Brief in die Haͤnde zu practiciren, deſſen
Jnhalt dieſer war: wie er als ein vollkommener
aufrichtiger Menſch zwar nicht leugnen koͤnte, daß
er ſeit wenig Jahren ſeine Augen auf die Helena
geworffen, allein, es waͤre dieſes zu einer ſolchen
Zeit geſchehen, da er nicht gewuſt, daß meine Ge-
ſtalt und gantzes Weſen (ſeinem Schreiben nach)
weit angenehmer/ vollkommener und Liebens-wuͤr-
diger ſey, als der Helenæ. Hierbey that er mir
einen foͤrmlichen Liebes-Antrag, und verſicherte,
daferne ich mich wolte erbitten und bewegen laſſen,

ſtatt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0160" n="152"/>
he will ich ihnen, wo es mir erlaubt i&#x017F;t, Morgen<lb/>
&#x017F;chrifftlich melden, denn ich mercke, daß wenig Ge-<lb/>
legenheit heute &#x017F;eyn wird, un&#x017F;ern <hi rendition="#aq">Di&#x017F;cours</hi> fortzu-<lb/>
fu&#x0364;hren. Jch konte hierauf nicht antworten, weiln<lb/>
nicht allein meine Befreundtin, &#x017F;ondern auch andere<lb/>
von der <hi rendition="#aq">Compagnie</hi> &#x017F;chon &#x017F;o nahe da waren, und<lb/>
zu no&#x0364;thigen nicht ablie&#x017F;&#x017F;en, biß wir mit ihnen zur<lb/>
andern Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft gingen, welche das Tantzen<lb/>
bereits einge&#x017F;tellet hatte, und nur einer angenehmen<lb/><hi rendition="#aq">Mu&#x017F;ic</hi> zuho&#x0364;rete, worbey einige <hi rendition="#aq">Arien</hi> ge&#x017F;ungen<lb/>
wurden. Mit anbrechender Demmerung machte<lb/>
ich den Aufbruch, konte aber den <hi rendition="#aq">van Steen</hi> nicht<lb/>
ab&#x017F;chlagen, mich in Begleitung meiner Bru&#x0364;der<lb/>
nach Hau&#x017F;e zu fu&#x0364;hren, welche ihn auf morgenden<lb/>
Tag zu &#x017F;ich in un&#x017F;er Hauß no&#x0364;thigten, weiln ohne-<lb/>
dem un&#x017F;ere Eltern zu einem Hochzeit-Schmau&#x017F;e<lb/>
fahren wolten. <hi rendition="#aq">Van Steen</hi> &#x017F;tellete &#x017F;ich, ver&#x017F;proche-<lb/>
ner ma&#x017F;&#x017F;en, um geho&#x0364;rige Zeit ein, meine Bru&#x0364;der<lb/>
hatten unter &#x017F;ich und vor die darzu erbetenen Ga&#x0364;&#x017F;te<lb/>
ein Lu&#x017F;t Spiel ange&#x017F;tellet, ehe &#x017F;ich aber <hi rendition="#aq">van Steen</hi><lb/>
in &#x017F;elbiges einließ, pa&#x017F;&#x017F;ete er die Gelegenheit ab,<lb/>
mir einen Brief in die Ha&#x0364;nde zu <hi rendition="#aq">practicir</hi>en, de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Jnhalt die&#x017F;er war: wie er als ein vollkommener<lb/>
aufrichtiger Men&#x017F;ch zwar nicht leugnen ko&#x0364;nte, daß<lb/>
er &#x017F;eit wenig Jahren &#x017F;eine Augen auf die <hi rendition="#aq">Helena</hi><lb/>
geworffen, allein, es wa&#x0364;re die&#x017F;es zu einer &#x017F;olchen<lb/>
Zeit ge&#x017F;chehen, da er nicht gewu&#x017F;t, daß meine Ge-<lb/>
&#x017F;talt und gantzes We&#x017F;en (&#x017F;einem Schreiben nach)<lb/>
weit angenehmer/ vollkommener und Liebens-wu&#x0364;r-<lb/>
diger &#x017F;ey, als der <hi rendition="#aq">Helenæ.</hi> Hierbey that er mir<lb/>
einen fo&#x0364;rmlichen Liebes-Antrag, und ver&#x017F;icherte,<lb/>
daferne ich mich wolte erbitten und bewegen la&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;tatt</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[152/0160] he will ich ihnen, wo es mir erlaubt iſt, Morgen ſchrifftlich melden, denn ich mercke, daß wenig Ge- legenheit heute ſeyn wird, unſern Diſcours fortzu- fuͤhren. Jch konte hierauf nicht antworten, weiln nicht allein meine Befreundtin, ſondern auch andere von der Compagnie ſchon ſo nahe da waren, und zu noͤthigen nicht ablieſſen, biß wir mit ihnen zur andern Geſellſchafft gingen, welche das Tantzen bereits eingeſtellet hatte, und nur einer angenehmen Muſic zuhoͤrete, worbey einige Arien geſungen wurden. Mit anbrechender Demmerung machte ich den Aufbruch, konte aber den van Steen nicht abſchlagen, mich in Begleitung meiner Bruͤder nach Hauſe zu fuͤhren, welche ihn auf morgenden Tag zu ſich in unſer Hauß noͤthigten, weiln ohne- dem unſere Eltern zu einem Hochzeit-Schmauſe fahren wolten. Van Steen ſtellete ſich, verſproche- ner maſſen, um gehoͤrige Zeit ein, meine Bruͤder hatten unter ſich und vor die darzu erbetenen Gaͤſte ein Luſt Spiel angeſtellet, ehe ſich aber van Steen in ſelbiges einließ, paſſete er die Gelegenheit ab, mir einen Brief in die Haͤnde zu practiciren, deſſen Jnhalt dieſer war: wie er als ein vollkommener aufrichtiger Menſch zwar nicht leugnen koͤnte, daß er ſeit wenig Jahren ſeine Augen auf die Helena geworffen, allein, es waͤre dieſes zu einer ſolchen Zeit geſchehen, da er nicht gewuſt, daß meine Ge- ſtalt und gantzes Weſen (ſeinem Schreiben nach) weit angenehmer/ vollkommener und Liebens-wuͤr- diger ſey, als der Helenæ. Hierbey that er mir einen foͤrmlichen Liebes-Antrag, und verſicherte, daferne ich mich wolte erbitten und bewegen laſſen, ſtatt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/160
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/160>, abgerufen am 03.05.2024.