Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

Bild:
<< vorherige Seite

statt des alten Dostarts, ihn, den van Steen, zum
Liebsten anzunehmen, er es mit guter Manier und
Beyhülffe meiner eigenen Eltern, in kurtzen dahin
bringen wolte, daß wir ein paar Ehe-Leute würden.
Anderer beygefügten Schmeicheleyen oder verlieb-
ten Thorheiten zu geschweigen, will nur dieses be-
rühren, daß er einen starcken Eyd-Schwur ange-
hängt habe, wie er nicht gesonnen, mich hinter das
Licht zu führen, sondern lauter redliche Absichten
hätte, indem er gestern gleich auf das erste mahl,
als er mich gesehen, die Helena gantz vergessen, und
nach fernerweit eingezogener Kundschafft wegen
meiner Aufführung, vollkommen in mich verliebt
worden.

Er war, wie schon gemeldet, ein schöner, artiger
und wohl conduisirter Mensch von aussen anzuse-
hen, darum sühlete ich von Stund an in meinem
Hertzen viele zärtliche Regungen gegen ihm, so bald
er dessen vergewissert war, addressirte er sich an
meine Eltern, und da er noch mehr Vermögen als
der alte Dostart zu hoffen, sein Vater auch ohn-
verhofft mit dem alten van Nerding zerfiel, und
dieser mein Liebhaber, Emanuel, bey solcher Gele-
genheit zu verstehen gegeben, daß er nunmehro keine
andere als mich zur Ehe haben, wiedrigenfalls in
die weite Welt gehen, und nimmermehr wieder
kommen wolte, wurden seine und meine Eltern mit
einander einig, wir mit einander versprochen, und
der alte Dostart bekam den Korb, unter dem Vor-
wande, daß ich ihn so wenig lieben, als mich mein
Vater darzu zwingen könte.

Jnmittelst war unser Hochzeit-Fest noch auf

etliche
(K 5)

ſtatt des alten Doſtarts, ihn, den van Steen, zum
Liebſten anzunehmen, er es mit guter Manier und
Beyhuͤlffe meiner eigenen Eltern, in kurtzen dahin
bringen wolte, daß wir ein paar Ehe-Leute wuͤrden.
Anderer beygefuͤgten Schmeicheleyen oder verlieb-
ten Thorheiten zu geſchweigen, will nur dieſes be-
ruͤhren, daß er einen ſtarcken Eyd-Schwur ange-
haͤngt habe, wie er nicht geſonnen, mich hinter das
Licht zu fuͤhren, ſondern lauter redliche Abſichten
haͤtte, indem er geſtern gleich auf das erſte mahl,
als er mich geſehen, die Helena gantz vergeſſen, und
nach fernerweit eingezogener Kundſchafft wegen
meiner Auffuͤhrung, vollkommen in mich verliebt
worden.

Er war, wie ſchon gemeldet, ein ſchoͤner, artiger
und wohl conduiſirter Menſch von auſſen anzuſe-
hen, darum ſuͤhlete ich von Stund an in meinem
Hertzen viele zaͤrtliche Regungen gegen ihm, ſo bald
er deſſen vergewiſſert war, addreſſirte er ſich an
meine Eltern, und da er noch mehr Vermoͤgen als
der alte Doſtart zu hoffen, ſein Vater auch ohn-
verhofft mit dem alten van Nerding zerfiel, und
dieſer mein Liebhaber, Emanuel, bey ſolcher Gele-
genheit zu verſtehen gegeben, daß er nunmehro keine
andere als mich zur Ehe haben, wiedrigenfalls in
die weite Welt gehen, und nimmermehr wieder
kommen wolte, wurden ſeine und meine Eltern mit
einander einig, wir mit einander verſprochen, und
der alte Doſtart bekam den Korb, unter dem Vor-
wande, daß ich ihn ſo wenig lieben, als mich mein
Vater darzu zwingen koͤnte.

Jnmittelſt war unſer Hochzeit-Feſt noch auf

etliche
(K 5)
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0161" n="153"/>
&#x017F;tatt des alten <hi rendition="#aq">Do&#x017F;tarts,</hi> ihn, den <hi rendition="#aq">van Steen,</hi> zum<lb/>
Lieb&#x017F;ten anzunehmen, er es mit guter Manier und<lb/>
Beyhu&#x0364;lffe meiner eigenen Eltern, in kurtzen dahin<lb/>
bringen wolte, daß wir ein paar Ehe-Leute wu&#x0364;rden.<lb/>
Anderer beygefu&#x0364;gten Schmeicheleyen oder verlieb-<lb/>
ten Thorheiten zu ge&#x017F;chweigen, will nur die&#x017F;es be-<lb/>
ru&#x0364;hren, daß er einen &#x017F;tarcken Eyd-Schwur ange-<lb/>
ha&#x0364;ngt habe, wie er nicht ge&#x017F;onnen, mich hinter das<lb/>
Licht zu fu&#x0364;hren, &#x017F;ondern lauter redliche Ab&#x017F;ichten<lb/>
ha&#x0364;tte, indem er ge&#x017F;tern gleich auf das er&#x017F;te mahl,<lb/>
als er mich ge&#x017F;ehen, die <hi rendition="#aq">Helena</hi> gantz verge&#x017F;&#x017F;en, und<lb/>
nach fernerweit eingezogener Kund&#x017F;chafft wegen<lb/>
meiner Auffu&#x0364;hrung, vollkommen in mich verliebt<lb/>
worden.</p><lb/>
          <p>Er war, wie &#x017F;chon gemeldet, ein &#x017F;cho&#x0364;ner, artiger<lb/>
und wohl <hi rendition="#aq">condui&#x017F;irt</hi>er Men&#x017F;ch von au&#x017F;&#x017F;en anzu&#x017F;e-<lb/>
hen, darum &#x017F;u&#x0364;hlete ich von Stund an in meinem<lb/>
Hertzen viele za&#x0364;rtliche Regungen gegen ihm, &#x017F;o bald<lb/>
er de&#x017F;&#x017F;en vergewi&#x017F;&#x017F;ert war, <hi rendition="#aq">addre&#x017F;&#x017F;ir</hi>te er &#x017F;ich an<lb/>
meine Eltern, und da er noch mehr Vermo&#x0364;gen als<lb/>
der alte <hi rendition="#aq">Do&#x017F;tart</hi> zu hoffen, &#x017F;ein Vater auch ohn-<lb/>
verhofft mit dem alten <hi rendition="#aq">van Nerding</hi> zerfiel, und<lb/>
die&#x017F;er mein Liebhaber, <hi rendition="#aq">Emanuel,</hi> bey &#x017F;olcher Gele-<lb/>
genheit zu ver&#x017F;tehen gegeben, daß er nunmehro keine<lb/>
andere als mich zur Ehe haben, wiedrigenfalls in<lb/>
die weite Welt gehen, und nimmermehr wieder<lb/>
kommen wolte, wurden &#x017F;eine und meine Eltern mit<lb/>
einander einig, wir mit einander ver&#x017F;prochen, und<lb/>
der alte <hi rendition="#aq">Do&#x017F;tart</hi> bekam den Korb, unter dem Vor-<lb/>
wande, daß ich ihn &#x017F;o wenig lieben, als mich mein<lb/>
Vater darzu zwingen ko&#x0364;nte.</p><lb/>
          <p>Jnmittel&#x017F;t war un&#x017F;er Hochzeit-Fe&#x017F;t noch auf<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">(K 5)</fw><fw place="bottom" type="catch">etliche</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[153/0161] ſtatt des alten Doſtarts, ihn, den van Steen, zum Liebſten anzunehmen, er es mit guter Manier und Beyhuͤlffe meiner eigenen Eltern, in kurtzen dahin bringen wolte, daß wir ein paar Ehe-Leute wuͤrden. Anderer beygefuͤgten Schmeicheleyen oder verlieb- ten Thorheiten zu geſchweigen, will nur dieſes be- ruͤhren, daß er einen ſtarcken Eyd-Schwur ange- haͤngt habe, wie er nicht geſonnen, mich hinter das Licht zu fuͤhren, ſondern lauter redliche Abſichten haͤtte, indem er geſtern gleich auf das erſte mahl, als er mich geſehen, die Helena gantz vergeſſen, und nach fernerweit eingezogener Kundſchafft wegen meiner Auffuͤhrung, vollkommen in mich verliebt worden. Er war, wie ſchon gemeldet, ein ſchoͤner, artiger und wohl conduiſirter Menſch von auſſen anzuſe- hen, darum ſuͤhlete ich von Stund an in meinem Hertzen viele zaͤrtliche Regungen gegen ihm, ſo bald er deſſen vergewiſſert war, addreſſirte er ſich an meine Eltern, und da er noch mehr Vermoͤgen als der alte Doſtart zu hoffen, ſein Vater auch ohn- verhofft mit dem alten van Nerding zerfiel, und dieſer mein Liebhaber, Emanuel, bey ſolcher Gele- genheit zu verſtehen gegeben, daß er nunmehro keine andere als mich zur Ehe haben, wiedrigenfalls in die weite Welt gehen, und nimmermehr wieder kommen wolte, wurden ſeine und meine Eltern mit einander einig, wir mit einander verſprochen, und der alte Doſtart bekam den Korb, unter dem Vor- wande, daß ich ihn ſo wenig lieben, als mich mein Vater darzu zwingen koͤnte. Jnmittelſt war unſer Hochzeit-Feſt noch auf etliche (K 5)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/161
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/161>, abgerufen am 23.11.2024.