Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739.

Bild:
<< vorherige Seite

mehreres habe ich in wenig Wochen von eurer Ge-
nerositee profitir
et und alles wohl zu Rathe ge-
halten, auch vor mich sonst noch 200. fl. gehabt,
wormit ich mich auf die Reise anhero gemacht, um
entweder nach Ost- oder nach West-Jndien mit zu
gehen, und mit diesem Gelde noch ein mehreres zu er-
werben, allein ich bin vor wenig Wochen unter Mör-
der gefallen, welche mich nicht allein meines Geldes
und meiner Kleyder beraubt, sondern auch meinem
Leibe viele Wunden zugefügt, jedoch ein mitleydiger
Artzt hat diese letztern glücklich curirt, da ich aber kei-
nen Deut im Leben hatte, sahe ich mich genöthiget
das Brodt vor den Thüren zu suchen.

Der Mensch jammerte mich, denn es war ein ar-
tiger Kerl, der sein gut Latein, Holländisch, En-
glisch, Schwedisch, Dänisch, Spanisch, Jtaliä-
nisch etc. etc. sprechen konte, derowegen befahl ich ei-
nem Sclaven, diesen Menschen so lange in unser
Qvartier zu führen und wohl zu verpflegen, biß wir
wieder nach Hause kämen, welchem Befehle die-
ser so gleich gehorchte. Meine Schwester expedir-
te ihre Sachen bald, sagte aber im Zurückgehen:
Mein Brüderchen, wenn dieser arme Mensch will,
so bitte ich euch, nehmet ihn aus Barmhertzigkeit
mit nach Felsenburg. Mein Hertz! gab ich zur
Antwort, wenn es euer Liebster und der Capitain
Horn vor rathsam halten, nehme ich ihn gern mit,
zumahlen da ihr vor ihn bittet.

So bald wir in unser Logis kamen, sahen wir,
daß nicht allein alle unsere Leute, sondern auch der
Capitain, Herr Schmeltzer und Herr Herrmann
um den Armseeligen herum stunden. Der Capi-

tain

mehreres habe ich in wenig Wochen von eurer Ge-
neroſitée profitir
et und alles wohl zu Rathe ge-
halten, auch vor mich ſonſt noch 200. fl. gehabt,
wormit ich mich auf die Reiſe anhero gemacht, um
entweder nach Oſt- oder nach Weſt-Jndien mit zu
gehen, und mit dieſem Gelde noch ein mehreres zu er-
werben, allein ich bin vor wenig Wochen unter Moͤr-
der gefallen, welche mich nicht allein meines Geldes
und meiner Kleyder beraubt, ſondern auch meinem
Leibe viele Wunden zugefuͤgt, jedoch ein mitleydiger
Artzt hat dieſe letztern gluͤcklich curirt, da ich aber kei-
nen Deut im Leben hatte, ſahe ich mich genoͤthiget
das Brodt vor den Thuͤren zu ſuchen.

Der Menſch jammerte mich, denn es war ein ar-
tiger Kerl, der ſein gut Latein, Hollaͤndiſch, En-
gliſch, Schwediſch, Daͤniſch, Spaniſch, Jtaliaͤ-
niſch ꝛc. ꝛc. ſprechen konte, derowegen befahl ich ei-
nem Sclaven, dieſen Menſchen ſo lange in unſer
Qvartier zu fuͤhren und wohl zu verpflegen, biß wir
wieder nach Hauſe kaͤmen, welchem Befehle die-
ſer ſo gleich gehorchte. Meine Schweſter expedir-
te ihre Sachen bald, ſagte aber im Zuruͤckgehen:
Mein Bruͤderchen, wenn dieſer arme Menſch will,
ſo bitte ich euch, nehmet ihn aus Barmhertzigkeit
mit nach Felſenburg. Mein Hertz! gab ich zur
Antwort, wenn es euer Liebſter und der Capitain
Horn vor rathſam halten, nehme ich ihn gern mit,
zumahlen da ihr vor ihn bittet.

So bald wir in unſer Logis kamen, ſahen wir,
daß nicht allein alle unſere Leute, ſondern auch der
Capitain, Herr Schmeltzer und Herr Herrmann
um den Armſeeligen herum ſtunden. Der Capi-

tain
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0016" n="8"/>
mehreres habe ich in wenig Wochen von eurer <hi rendition="#aq">Ge-<lb/>
nero&#x017F;itée profitir</hi>et und alles wohl zu Rathe ge-<lb/>
halten, auch vor mich &#x017F;on&#x017F;t noch 200. fl. gehabt,<lb/>
wormit ich mich auf die Rei&#x017F;e anhero gemacht, um<lb/>
entweder nach O&#x017F;t- oder nach We&#x017F;t-Jndien mit zu<lb/>
gehen, und mit die&#x017F;em Gelde noch ein mehreres zu er-<lb/>
werben, allein ich bin vor wenig Wochen unter Mo&#x0364;r-<lb/>
der gefallen, welche mich nicht allein meines Geldes<lb/>
und meiner Kleyder beraubt, &#x017F;ondern auch meinem<lb/>
Leibe viele Wunden zugefu&#x0364;gt, jedoch ein mitleydiger<lb/>
Artzt hat die&#x017F;e letztern glu&#x0364;cklich <hi rendition="#aq">curi</hi>rt, da ich aber kei-<lb/>
nen Deut im Leben hatte, &#x017F;ahe ich mich geno&#x0364;thiget<lb/>
das Brodt vor den Thu&#x0364;ren zu &#x017F;uchen.</p><lb/>
        <p>Der Men&#x017F;ch jammerte mich, denn es war ein ar-<lb/>
tiger Kerl, der &#x017F;ein gut Latein, Holla&#x0364;ndi&#x017F;ch, En-<lb/>
gli&#x017F;ch, Schwedi&#x017F;ch, Da&#x0364;ni&#x017F;ch, Spani&#x017F;ch, Jtalia&#x0364;-<lb/>
ni&#x017F;ch &#xA75B;c. &#xA75B;c. &#x017F;prechen konte, derowegen befahl ich ei-<lb/>
nem Sclaven, die&#x017F;en Men&#x017F;chen &#x017F;o lange in un&#x017F;er<lb/>
Qvartier zu fu&#x0364;hren und wohl zu verpflegen, biß wir<lb/>
wieder nach Hau&#x017F;e ka&#x0364;men, welchem Befehle die-<lb/>
&#x017F;er &#x017F;o gleich gehorchte. Meine Schwe&#x017F;ter expedir-<lb/>
te ihre Sachen bald, &#x017F;agte aber im Zuru&#x0364;ckgehen:<lb/>
Mein Bru&#x0364;derchen, wenn die&#x017F;er arme Men&#x017F;ch will,<lb/>
&#x017F;o bitte ich euch, nehmet ihn aus Barmhertzigkeit<lb/>
mit nach Fel&#x017F;enburg. Mein Hertz! gab ich zur<lb/>
Antwort, wenn es euer Lieb&#x017F;ter und der <hi rendition="#aq">Capitain</hi><lb/>
Horn vor rath&#x017F;am halten, nehme ich ihn gern mit,<lb/>
zumahlen da ihr vor ihn bittet.</p><lb/>
        <p>So bald wir in un&#x017F;er <hi rendition="#aq">Logis</hi> kamen, &#x017F;ahen wir,<lb/>
daß nicht allein alle un&#x017F;ere Leute, &#x017F;ondern auch der<lb/><hi rendition="#aq">Capitain,</hi> Herr Schmeltzer und Herr Herrmann<lb/>
um den Arm&#x017F;eeligen herum &#x017F;tunden. Der <hi rendition="#aq">Capi-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">tain</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[8/0016] mehreres habe ich in wenig Wochen von eurer Ge- neroſitée profitiret und alles wohl zu Rathe ge- halten, auch vor mich ſonſt noch 200. fl. gehabt, wormit ich mich auf die Reiſe anhero gemacht, um entweder nach Oſt- oder nach Weſt-Jndien mit zu gehen, und mit dieſem Gelde noch ein mehreres zu er- werben, allein ich bin vor wenig Wochen unter Moͤr- der gefallen, welche mich nicht allein meines Geldes und meiner Kleyder beraubt, ſondern auch meinem Leibe viele Wunden zugefuͤgt, jedoch ein mitleydiger Artzt hat dieſe letztern gluͤcklich curirt, da ich aber kei- nen Deut im Leben hatte, ſahe ich mich genoͤthiget das Brodt vor den Thuͤren zu ſuchen. Der Menſch jammerte mich, denn es war ein ar- tiger Kerl, der ſein gut Latein, Hollaͤndiſch, En- gliſch, Schwediſch, Daͤniſch, Spaniſch, Jtaliaͤ- niſch ꝛc. ꝛc. ſprechen konte, derowegen befahl ich ei- nem Sclaven, dieſen Menſchen ſo lange in unſer Qvartier zu fuͤhren und wohl zu verpflegen, biß wir wieder nach Hauſe kaͤmen, welchem Befehle die- ſer ſo gleich gehorchte. Meine Schweſter expedir- te ihre Sachen bald, ſagte aber im Zuruͤckgehen: Mein Bruͤderchen, wenn dieſer arme Menſch will, ſo bitte ich euch, nehmet ihn aus Barmhertzigkeit mit nach Felſenburg. Mein Hertz! gab ich zur Antwort, wenn es euer Liebſter und der Capitain Horn vor rathſam halten, nehme ich ihn gern mit, zumahlen da ihr vor ihn bittet. So bald wir in unſer Logis kamen, ſahen wir, daß nicht allein alle unſere Leute, ſondern auch der Capitain, Herr Schmeltzer und Herr Herrmann um den Armſeeligen herum ſtunden. Der Capi- tain

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/16
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 3. Nordhausen, 1739, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata03_1739/16>, abgerufen am 29.03.2024.