mich selbiges Orts andere Leute versicherten, daß ich am allergeschwindesten und bequemsten zu Schiffe fortkommen würde, ließ ich mich abermahls zur Ein- schiffung bereden, gelangete auch solchergestalt am 22. Jun. gegen Abend, glücklich in Amsterdam an. Den folgenden Tag wendere zu Ausschiffung mei- ner Sachen, und nach diesem, höchst ermüdet, zum Ausruhen an, am Fest-Tage Johannis des Täuf- fers aber, begab mich zu dem ehrlichen Herrn Wolffgang, bey dem ich meinen ehemahligen Schü- ler, den lieben Eberhard, mit allergrößtem Vergnü- gen antraff, und so wohl von einem als dem andern recht hertzlich bewillkommet wurde. Nun solte zwar noch erwehnen, welchergestalt mich Herr Wolffgang in Amsterdam, mit verschiedenen kost- baren und höchstnöthigen Sachen, recht im Uberflus- se beschenckt, so daß ich, nur seiner damahligen Gü- tigkeit wegen, in vielen Jahren weder an Kleidern, Wäsche, noch andern unentbehrlichen Dingen Mangel zu haben, befürchten dürffte, daferne nur GOtt solche Sachen vor Feuer und Wasser be- wahret; Allein ich weiß, daß es ihm verdrießlich fällt, seinen Ruhm selbst mit anzuhören. Welcher Mensch auf der Welt aber solte nun wol zweifeln, daß ein sol- cher Pfarr-Dienst, wie der meinige, als der aller- vergnügteste in der gantzen Welt zu achten sey? ich vor meine Person, spüre nicht die geringste Lust, mit dem allervornehmsten Theologo, er sey ein Königl. oder Fürstl. Hof-Prediger, ein General-Superin- tendens, Doctor oder Professor, oder was er son- sten wolle, Amts, Ehre oder Einkünffte halber um- zutauschen, habe also die größte Ursache, gleichwie
bey
mich ſelbiges Orts andere Leute verſicherten, daß ich am allergeſchwindeſten und bequemſten zu Schiffe fortkommen wuͤrde, ließ ich mich abermahls zur Ein- ſchiffung bereden, gelangete auch ſolchergeſtalt am 22. Jun. gegen Abend, gluͤcklich in Amſterdam an. Den folgenden Tag wendere zu Ausſchiffung mei- ner Sachen, und nach dieſem, hoͤchſt ermuͤdet, zum Ausruhen an, am Feſt-Tage Johannis des Taͤuf- fers aber, begab mich zu dem ehrlichen Herrn Wolffgang, bey dem ich meinen ehemahligen Schuͤ- ler, den lieben Eberhard, mit allergroͤßtem Vergnuͤ- gen antraff, und ſo wohl von einem als dem andern recht hertzlich bewillkommet wurde. Nun ſolte zwar noch erwehnen, welchergeſtalt mich Herr Wolffgang in Amſterdam, mit verſchiedenen koſt- baren und hoͤchſtnoͤthigen Sachen, recht im Uberfluſ- ſe beſchenckt, ſo daß ich, nur ſeiner damahligen Guͤ- tigkeit wegen, in vielen Jahren weder an Kleidern, Waͤſche, noch andern unentbehrlichen Dingen Mangel zu haben, befuͤrchten duͤrffte, daferne nur GOtt ſolche Sachen vor Feuer und Waſſer be- wahret; Allein ich weiß, daß es ihm verdrießlich faͤllt, ſeinen Ruhm ſelbſt mit anzuhoͤren. Welcher Menſch auf der Welt aber ſolte nun wol zweifeln, daß ein ſol- cher Pfarr-Dienſt, wie der meinige, als der aller- vergnuͤgteſte in der gantzen Welt zu achten ſey? ich vor meine Perſon, ſpuͤre nicht die geringſte Luſt, mit dem allervornehmſten Theologo, er ſey ein Koͤnigl. oder Fuͤrſtl. Hof-Prediger, ein General-Superin- tendens, Doctor oder Profeſſor, oder was er ſon- ſten wolle, Amts, Ehre oder Einkuͤnffte halber um- zutauſchen, habe alſo die groͤßte Urſache, gleichwie
bey
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0082"n="68"/>
mich ſelbiges Orts andere Leute verſicherten, daß ich<lb/>
am allergeſchwindeſten und bequemſten zu Schiffe<lb/>
fortkommen wuͤrde, ließ ich mich abermahls zur Ein-<lb/>ſchiffung bereden, gelangete auch ſolchergeſtalt am<lb/>
22. <hirendition="#aq">Jun.</hi> gegen Abend, gluͤcklich in Amſterdam an.<lb/>
Den folgenden Tag wendere zu Ausſchiffung mei-<lb/>
ner Sachen, und nach dieſem, hoͤchſt ermuͤdet, zum<lb/>
Ausruhen an, am Feſt-Tage Johannis des Taͤuf-<lb/>
fers aber, begab mich zu dem ehrlichen Herrn<lb/><hirendition="#aq">Wolffgang,</hi> bey dem ich meinen ehemahligen Schuͤ-<lb/>
ler, den lieben <hirendition="#aq">Eberhard,</hi> mit allergroͤßtem Vergnuͤ-<lb/>
gen antraff, und ſo wohl von einem als dem andern<lb/>
recht hertzlich bewillkommet wurde. Nun ſolte<lb/>
zwar noch erwehnen, welchergeſtalt mich Herr<lb/><hirendition="#aq">Wolffgang</hi> in Amſterdam, mit verſchiedenen koſt-<lb/>
baren und hoͤchſtnoͤthigen Sachen, recht im Uberfluſ-<lb/>ſe beſchenckt, ſo daß ich, nur ſeiner damahligen Guͤ-<lb/>
tigkeit wegen, in vielen Jahren weder an Kleidern,<lb/>
Waͤſche, noch andern unentbehrlichen Dingen<lb/>
Mangel zu haben, befuͤrchten duͤrffte, daferne nur<lb/>
GOtt ſolche Sachen vor Feuer und Waſſer be-<lb/>
wahret; Allein ich weiß, daß es ihm verdrießlich faͤllt,<lb/>ſeinen Ruhm ſelbſt mit anzuhoͤren. Welcher Menſch<lb/>
auf der Welt aber ſolte nun wol zweifeln, daß ein ſol-<lb/>
cher Pfarr-Dienſt, wie der meinige, als der aller-<lb/>
vergnuͤgteſte in der gantzen Welt zu achten ſey? ich<lb/>
vor meine Perſon, ſpuͤre nicht die geringſte Luſt, mit<lb/>
dem allervornehmſten <hirendition="#aq">Theologo,</hi> er ſey ein Koͤnigl.<lb/>
oder Fuͤrſtl. Hof-Prediger, ein <hirendition="#aq">General-Superin-<lb/>
tendens, Doctor</hi> oder <hirendition="#aq">Profeſſor,</hi> oder was er ſon-<lb/>ſten wolle, Amts, Ehre oder Einkuͤnffte halber um-<lb/>
zutauſchen, habe alſo die groͤßte Urſache, gleichwie<lb/><fwplace="bottom"type="catch">bey</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[68/0082]
mich ſelbiges Orts andere Leute verſicherten, daß ich
am allergeſchwindeſten und bequemſten zu Schiffe
fortkommen wuͤrde, ließ ich mich abermahls zur Ein-
ſchiffung bereden, gelangete auch ſolchergeſtalt am
22. Jun. gegen Abend, gluͤcklich in Amſterdam an.
Den folgenden Tag wendere zu Ausſchiffung mei-
ner Sachen, und nach dieſem, hoͤchſt ermuͤdet, zum
Ausruhen an, am Feſt-Tage Johannis des Taͤuf-
fers aber, begab mich zu dem ehrlichen Herrn
Wolffgang, bey dem ich meinen ehemahligen Schuͤ-
ler, den lieben Eberhard, mit allergroͤßtem Vergnuͤ-
gen antraff, und ſo wohl von einem als dem andern
recht hertzlich bewillkommet wurde. Nun ſolte
zwar noch erwehnen, welchergeſtalt mich Herr
Wolffgang in Amſterdam, mit verſchiedenen koſt-
baren und hoͤchſtnoͤthigen Sachen, recht im Uberfluſ-
ſe beſchenckt, ſo daß ich, nur ſeiner damahligen Guͤ-
tigkeit wegen, in vielen Jahren weder an Kleidern,
Waͤſche, noch andern unentbehrlichen Dingen
Mangel zu haben, befuͤrchten duͤrffte, daferne nur
GOtt ſolche Sachen vor Feuer und Waſſer be-
wahret; Allein ich weiß, daß es ihm verdrießlich faͤllt,
ſeinen Ruhm ſelbſt mit anzuhoͤren. Welcher Menſch
auf der Welt aber ſolte nun wol zweifeln, daß ein ſol-
cher Pfarr-Dienſt, wie der meinige, als der aller-
vergnuͤgteſte in der gantzen Welt zu achten ſey? ich
vor meine Perſon, ſpuͤre nicht die geringſte Luſt, mit
dem allervornehmſten Theologo, er ſey ein Koͤnigl.
oder Fuͤrſtl. Hof-Prediger, ein General-Superin-
tendens, Doctor oder Profeſſor, oder was er ſon-
ſten wolle, Amts, Ehre oder Einkuͤnffte halber um-
zutauſchen, habe alſo die groͤßte Urſache, gleichwie
bey
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/82>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.