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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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bey allen, mir zugestossenen Fatalitäten, also auch
bey meinem itzigen vergnügten Zustande, und zum
Beschluß meiner bisherigen Lebens-Geschichte die-
ses mein Symbolum auszurufen: Der Nahme
des HErrn sey gelobet.



Hiermit endigte unser werthester Seelsorger vor
diesesmahl seine Erzehlung, und vergönnete uns al-
len, die wir ihm aufs alleraufmercksamste zugehöret
hatten, noch ein und andere Gespräche darüber zu
führen, worbey wir sonderlich die wunderbaren
Wege des himmlischen Verhängnisses betrachteten,
endlich aber um mitternachts Zeit, unsere Ruhe-
Stätten suchten, und auf selbigen bis zu Aufgang
der Sonnen verweileten. So bald demnach die-
ses grosse Welt-Licht, den 3ten Tag des Wolff-
gangischen Hochzeit-Fests zu beleuchten angefangen,
vertrieben wir uns, nach verrichteter Morgen An-
dacht, meistentheils die Zeit mit spatzieren gehen,
hielten hernach, so bald sich die sämtlichen Einwoh-
ner herbey gefunden hatten, diesesmahl die Mittags-
Mahlzeit etwas früher als gewöhnlich, um hernach
desto länger Zeit zu haben, den Rest von dem höltzer-
nen Kropf-Vogel herab zuschiessen. Selbiger aber
ließ sich durch den ernsthafften Fleiß derlustigen Schü-
tzen, binnen 4. Stunden bewegen, völlig herunter zu
fallen, demnach wurden die Haupt-Gewinnste fol-
gender Gestalt ausgetheilet: 1.) vor die Crone em-
pfieng ein Simons-Raumer Junggeselle, eine saube-
re leichte Vogel-Flinte. 2.) Vor den Kopf ein
Stephans-Raumer, einen ziemlich grossen küpffer-

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bey allen, mir zugeſtoſſenen Fatalitaͤten, alſo auch
bey meinem itzigen vergnuͤgten Zuſtande, und zum
Beſchluß meiner bisherigen Lebens-Geſchichte die-
ſes mein Symbolum auszurufen: Der Nahme
des HErrn ſey gelobet.



Hiermit endigte unſer wertheſter Seelſorger vor
dieſesmahl ſeine Erzehlung, und vergoͤnnete uns al-
len, die wir ihm aufs alleraufmerckſamſte zugehoͤret
hatten, noch ein und andere Geſpraͤche daruͤber zu
fuͤhren, worbey wir ſonderlich die wunderbaren
Wege des himmliſchen Verhaͤngniſſes betrachteten,
endlich aber um mitternachts Zeit, unſere Ruhe-
Staͤtten ſuchten, und auf ſelbigen bis zu Aufgang
der Sonnen verweileten. So bald demnach die-
ſes groſſe Welt-Licht, den 3ten Tag des Wolff-
gangiſchen Hochzeit-Feſts zu beleuchten angefangen,
vertrieben wir uns, nach verrichteter Morgen An-
dacht, meiſtentheils die Zeit mit ſpatzieren gehen,
hielten hernach, ſo bald ſich die ſaͤmtlichen Einwoh-
ner herbey gefunden hatten, dieſesmahl die Mittags-
Mahlzeit etwas fruͤher als gewoͤhnlich, um hernach
deſto laͤnger Zeit zu haben, den Reſt von dem hoͤltzer-
nen Kropf-Vogel herab zuſchieſſen. Selbiger aber
ließ ſich duꝛch den eꝛnſthafften Fleiß deꝛluſtigen Schuͤ-
tzen, binnen 4. Stunden bewegen, voͤllig herunter zu
fallen, demnach wurden die Haupt-Gewinnſte fol-
gender Geſtalt ausgetheilet: 1.) vor die Crone em-
pfieng ein Simons-Raumer Junggeſelle, eine ſaube-
re leichte Vogel-Flinte. 2.) Vor den Kopf ein
Stephans-Raumer, einen ziemlich groſſen kuͤpffer-

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[69/0083] bey allen, mir zugeſtoſſenen Fatalitaͤten, alſo auch bey meinem itzigen vergnuͤgten Zuſtande, und zum Beſchluß meiner bisherigen Lebens-Geſchichte die- ſes mein Symbolum auszurufen: Der Nahme des HErrn ſey gelobet. Hiermit endigte unſer wertheſter Seelſorger vor dieſesmahl ſeine Erzehlung, und vergoͤnnete uns al- len, die wir ihm aufs alleraufmerckſamſte zugehoͤret hatten, noch ein und andere Geſpraͤche daruͤber zu fuͤhren, worbey wir ſonderlich die wunderbaren Wege des himmliſchen Verhaͤngniſſes betrachteten, endlich aber um mitternachts Zeit, unſere Ruhe- Staͤtten ſuchten, und auf ſelbigen bis zu Aufgang der Sonnen verweileten. So bald demnach die- ſes groſſe Welt-Licht, den 3ten Tag des Wolff- gangiſchen Hochzeit-Feſts zu beleuchten angefangen, vertrieben wir uns, nach verrichteter Morgen An- dacht, meiſtentheils die Zeit mit ſpatzieren gehen, hielten hernach, ſo bald ſich die ſaͤmtlichen Einwoh- ner herbey gefunden hatten, dieſesmahl die Mittags- Mahlzeit etwas fruͤher als gewoͤhnlich, um hernach deſto laͤnger Zeit zu haben, den Reſt von dem hoͤltzer- nen Kropf-Vogel herab zuſchieſſen. Selbiger aber ließ ſich duꝛch den eꝛnſthafften Fleiß deꝛluſtigen Schuͤ- tzen, binnen 4. Stunden bewegen, voͤllig herunter zu fallen, demnach wurden die Haupt-Gewinnſte fol- gender Geſtalt ausgetheilet: 1.) vor die Crone em- pfieng ein Simons-Raumer Junggeſelle, eine ſaube- re leichte Vogel-Flinte. 2.) Vor den Kopf ein Stephans-Raumer, einen ziemlich groſſen kuͤpffer- nen e 3

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/83>, abgerufen am 05.05.2024.