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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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Es blieben viele Leute auf der Strasse stille ste-
hen, welche vermeineten, wir hätten sämtlich aus
Wollust ein Wett-Rennen angestellet, allein da
Peterson grausam zu fluchen, lästern und schim-
pfen anfing, merckten sie bald Unrath, der Zulauff
aber wurde nur desto grösser, zumahlen da Peter-
son
als ein rasender Mensch in des Priesters-Haus
gelauffen kam, und meine Schwester mit Gewalt
heraus zu reissen Mine machte. Der Priester,
ohngeacht er mich nicht kannte, bezeigte sich bey sei-
ner Bestürtzung sehr höflich, ich gab ihm in latei-
nischer Sprache, ohngefehr so viel zu verstehen,
daß ich und meine Schwester unter seinem Dache
Schutz suchten, gegen einen irraisonablen Menschen,
der die letztere, wider alle Rechte, seine Ehe-Frau
zu werden, zwingen wolte. Wie ihm nun dieses
genug gesagt war, so wendete er sich alsofort zu
Peterson, und redete denselben, wie mir hernach-
mahls verteutscht wurde, also an: Mein Herr,
ihr wisset die Gesetze dieses Landes vielleicht nicht
völlig, allein woferne euch eure rechte Hand lieb ist, so
hütet euch in meinem Hause den geringsten Unfug
anzufangen, ihr habt in Wahrheit nicht viel gerechte
Sache vor euch, derowegen lasset entweder frem-
den Personen ihre Freyheit, oder den Policey Rich-
ter anhero berufen, welcher einem jeden sein Recht
sprechen wird, wo nicht, so will ich selbsten einen
Bothen nach ihm senden, wollet ihr euch aber nicht
warnen lassen, so kan ich mein Haus-Recht zu be-
schützen, durch wenige Glocken-Schläge die Nach-
barn bald zusammen rufen lassen, werdet ihr als-

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Es blieben viele Leute auf der Straſſe ſtille ſte-
hen, welche vermeineten, wir haͤtten ſaͤmtlich aus
Wolluſt ein Wett-Rennen angeſtellet, allein da
Peterſon grauſam zu fluchen, laͤſtern und ſchim-
pfen anfing, merckten ſie bald Unrath, der Zulauff
aber wurde nur deſto groͤſſer, zumahlen da Peter-
ſon
als ein raſender Menſch in des Prieſters-Haus
gelauffen kam, und meine Schweſter mit Gewalt
heraus zu reiſſen Mine machte. Der Prieſter,
ohngeacht er mich nicht kannte, bezeigte ſich bey ſei-
ner Beſtuͤrtzung ſehr hoͤflich, ich gab ihm in latei-
niſcher Sprache, ohngefehr ſo viel zu verſtehen,
daß ich und meine Schweſter unter ſeinem Dache
Schutz ſuchten, gegen einen irraiſonablen Menſchen,
der die letztere, wider alle Rechte, ſeine Ehe-Frau
zu werden, zwingen wolte. Wie ihm nun dieſes
genug geſagt war, ſo wendete er ſich alſofort zu
Peterſon, und redete denſelben, wie mir hernach-
mahls verteutſcht wurde, alſo an: Mein Herr,
ihr wiſſet die Geſetze dieſes Landes vielleicht nicht
voͤllig, allein woferne euch eure rechte Hand lieb iſt, ſo
huͤtet euch in meinem Hauſe den geringſten Unfug
anzufangen, ihr habt in Wahrheit nicht viel gerechte
Sache vor euch, derowegen laſſet entweder frem-
den Perſonen ihre Freyheit, oder den Policey Rich-
ter anhero berufen, welcher einem jeden ſein Recht
ſprechen wird, wo nicht, ſo will ich ſelbſten einen
Bothen nach ihm ſenden, wollet ihr euch aber nicht
warnen laſſen, ſo kan ich mein Haus-Recht zu be-
ſchuͤtzen, durch wenige Glocken-Schlaͤge die Nach-
barn bald zuſammen rufen laſſen, werdet ihr als-

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[597/0613] Es blieben viele Leute auf der Straſſe ſtille ſte- hen, welche vermeineten, wir haͤtten ſaͤmtlich aus Wolluſt ein Wett-Rennen angeſtellet, allein da Peterſon grauſam zu fluchen, laͤſtern und ſchim- pfen anfing, merckten ſie bald Unrath, der Zulauff aber wurde nur deſto groͤſſer, zumahlen da Peter- ſon als ein raſender Menſch in des Prieſters-Haus gelauffen kam, und meine Schweſter mit Gewalt heraus zu reiſſen Mine machte. Der Prieſter, ohngeacht er mich nicht kannte, bezeigte ſich bey ſei- ner Beſtuͤrtzung ſehr hoͤflich, ich gab ihm in latei- niſcher Sprache, ohngefehr ſo viel zu verſtehen, daß ich und meine Schweſter unter ſeinem Dache Schutz ſuchten, gegen einen irraiſonablen Menſchen, der die letztere, wider alle Rechte, ſeine Ehe-Frau zu werden, zwingen wolte. Wie ihm nun dieſes genug geſagt war, ſo wendete er ſich alſofort zu Peterſon, und redete denſelben, wie mir hernach- mahls verteutſcht wurde, alſo an: Mein Herr, ihr wiſſet die Geſetze dieſes Landes vielleicht nicht voͤllig, allein woferne euch eure rechte Hand lieb iſt, ſo huͤtet euch in meinem Hauſe den geringſten Unfug anzufangen, ihr habt in Wahrheit nicht viel gerechte Sache vor euch, derowegen laſſet entweder frem- den Perſonen ihre Freyheit, oder den Policey Rich- ter anhero berufen, welcher einem jeden ſein Recht ſprechen wird, wo nicht, ſo will ich ſelbſten einen Bothen nach ihm ſenden, wollet ihr euch aber nicht warnen laſſen, ſo kan ich mein Haus-Recht zu be- ſchuͤtzen, durch wenige Glocken-Schlaͤge die Nach- barn bald zuſammen rufen laſſen, werdet ihr als- denn p p 3

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 597. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/613>, abgerufen am 24.11.2024.