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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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als zu viel gewesen Kaum aber war das letzte
Wort ausgesprochen, als er schon 3. Dolche auf
einmahl im Leibe stecken hatte, welche die 3 Brüder
der Geschwächten dergestalt hurtig auf ihn zuckten,
daß der Capitain Horn so wenig, als ich vermögend
war, der plötzlichen Rache Einhalt zu thun. Die
Morder hielten sich so wohl, als ihr Vater nicht
lange bey uns auf, indem aber etliche von unsern
Leuten herzu kamen, wolten wir Anstalt machen,
den, allem Ansehen nach, tödlich-verwundeten
Barbier auf unser Schiff zu schaffen, allein er starb
uns gleich unter den Händen, und so bald etliche
Einwohner der Jnsul solches vermerckten, gaben
sie nicht einmahl zu, daß wir des Entleibeten Kleider
aussuchten, sondern schlossen einen Ereyß um den
Cörper, und jagten uns mit ziemlichen Ungestüm
zurück in unser Boot.

Capitain Horn versuchte zwar dieses Streichs
wegen von dem Gouverneur Satisfaction zu erhal-
ten, merckte aber sehr zeitig, daß derselbe ziemlich
partheyisch, auch nicht ungeneigt wäre, uns Un-
schuldigen viele Händel und Weitläufftigkeiten zu
verursachen, derowegen schien am klügsten gethan
zu seyn, wenn wir stille schwiegen, und uns mit gu-
ter Manier aus dem Staube machten, weil in
Wahrheit der entleibte Barbier auch wenig Recht
überley hatte.

Unsere weitere Fahrt gieng hernachmahls desto
glücklicher von statten, denn wir traffen bey der
Jnsul Ascension 5. aus Ost-Jndien zurückkom-
mende Holländische Kauffarthey-Schiffe, unter

einer
II. Theil. o o

als zu viel geweſen Kaum aber war das letzte
Wort ausgeſprochen, als er ſchon 3. Dolche auf
einmahl im Leibe ſtecken hatte, welche die 3 Bruͤder
der Geſchwaͤchten dergeſtalt hurtig auf ihn zuckten,
daß der Capitain Horn ſo wenig, als ich vermoͤgend
war, der ploͤtzlichen Rache Einhalt zu thun. Die
Morder hielten ſich ſo wohl, als ihr Vater nicht
lange bey uns auf, indem aber etliche von unſern
Leuten herzu kamen, wolten wir Anſtalt machen,
den, allem Anſehen nach, toͤdlich-verwundeten
Barbier auf unſer Schiff zu ſchaffen, allein er ſtarb
uns gleich unter den Haͤnden, und ſo bald etliche
Einwohner der Jnſul ſolches vermerckten, gaben
ſie nicht einmahl zu, daß wir des Entleibeten Kleider
ausſuchten, ſondern ſchloſſen einen Ereyß um den
Coͤrper, und jagten uns mit ziemlichen Ungeſtuͤm
zuruͤck in unſer Boot.

Capitain Horn verſuchte zwar dieſes Streichs
wegen von dem Gouverneur Satisfaction zu erhal-
ten, merckte aber ſehr zeitig, daß derſelbe ziemlich
partheyiſch, auch nicht ungeneigt waͤre, uns Un-
ſchuldigen viele Haͤndel und Weitlaͤufftigkeiten zu
verurſachen, derowegen ſchien am kluͤgſten gethan
zu ſeyn, wenn wir ſtille ſchwiegen, und uns mit gu-
ter Manier aus dem Staube machten, weil in
Wahrheit der entleibte Barbier auch wenig Recht
uͤberley hatte.

Unſere weitere Fahrt gieng hernachmahls deſto
gluͤcklicher von ſtatten, denn wir traffen bey der
Jnſul Aſcenſion 5. aus Oſt-Jndien zuruͤckkom-
mende Hollaͤndiſche Kauffarthey-Schiffe, unter

einer
II. Theil. o o
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[577/0593] als zu viel geweſen Kaum aber war das letzte Wort ausgeſprochen, als er ſchon 3. Dolche auf einmahl im Leibe ſtecken hatte, welche die 3 Bruͤder der Geſchwaͤchten dergeſtalt hurtig auf ihn zuckten, daß der Capitain Horn ſo wenig, als ich vermoͤgend war, der ploͤtzlichen Rache Einhalt zu thun. Die Morder hielten ſich ſo wohl, als ihr Vater nicht lange bey uns auf, indem aber etliche von unſern Leuten herzu kamen, wolten wir Anſtalt machen, den, allem Anſehen nach, toͤdlich-verwundeten Barbier auf unſer Schiff zu ſchaffen, allein er ſtarb uns gleich unter den Haͤnden, und ſo bald etliche Einwohner der Jnſul ſolches vermerckten, gaben ſie nicht einmahl zu, daß wir des Entleibeten Kleider ausſuchten, ſondern ſchloſſen einen Ereyß um den Coͤrper, und jagten uns mit ziemlichen Ungeſtuͤm zuruͤck in unſer Boot. Capitain Horn verſuchte zwar dieſes Streichs wegen von dem Gouverneur Satisfaction zu erhal- ten, merckte aber ſehr zeitig, daß derſelbe ziemlich partheyiſch, auch nicht ungeneigt waͤre, uns Un- ſchuldigen viele Haͤndel und Weitlaͤufftigkeiten zu verurſachen, derowegen ſchien am kluͤgſten gethan zu ſeyn, wenn wir ſtille ſchwiegen, und uns mit gu- ter Manier aus dem Staube machten, weil in Wahrheit der entleibte Barbier auch wenig Recht uͤberley hatte. Unſere weitere Fahrt gieng hernachmahls deſto gluͤcklicher von ſtatten, denn wir traffen bey der Jnſul Aſcenſion 5. aus Oſt-Jndien zuruͤckkom- mende Hollaͤndiſche Kauffarthey-Schiffe, unter einer II. Theil. o o

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 577. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/593>, abgerufen am 17.05.2024.