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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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feurung ihrer Canonen Hülffe riefen. Der Alt-
Vater hielt Herrn Wolffgangs Meinung vor bil-
lig, und weiln der Stamm-Vater David eben zu
rechter Zeit ankam, nahm derselbe, ohngeacht seines
hohen Alters, die Mühe über sich, nebst erforderli-
cher Mannschafft, unser Schiff hervor zu führen, und
in aller Eil ein und andere gute Lebens-Mittel einzu-
laden. Allein, wenig Stunden hernach, landete ein
von dem fremden Schiffe ausgeworffenes Boot,
an der Nord-Seite bey unserm Felsen an, und wir er-
kannten so gleich von der Höhe herab die Person des
Capitain Horns, welcher noch 3. andere Personen
bey sich hatte. Demnach stiegen Herr Wolffgang,
Mons. Litzberg, Mons. Kramer und ich so gleich
hinab, und empfingen denselben auf eine solche zärt-
liche Art, als ob er unser leiblicher Bruder gewesen
wäre.

Die drey bey ihm seyenden, waren seine auf den
Philippinischen Jnsuln erkauffte Sclaven, konten
aber jedoch schon ziemlich gut Holländisch sprechen,
weil uns nun etliche junge Männer mit einigen Fla-
schen Wein, weissen Brode, gebratenen Fischen und
Fleische, auch allerley Früchten beladen, nachge-
stiegen waren, mußten ihrer 6. die 3 fremden Gä-
ste in diejenige, von der Natur wohl zubereitete,
Felsen-Höle führen, worinnen ehemahls noch vor
Entdeckung des Landes, der Alt-Vater Albertus
nebst Franz van Leuven, Concordien und Leme-
lie
viele Tage lang ihren Aufenthalt genommen
hatten, und sie daselbst aufs beste bewirthen, denn
Mons. Wolffgang wolte ohne specielle Erlaubniß
des Alt-Vaters, keinen andern Fremden als den

Capi-

feurung ihrer Canonen Huͤlffe riefen. Der Alt-
Vater hielt Herrn Wolffgangs Meinung vor bil-
lig, und weiln der Stamm-Vater David eben zu
rechter Zeit ankam, nahm derſelbe, ohngeacht ſeines
hohen Alters, die Muͤhe uͤber ſich, nebſt erforderli-
cher Mannſchafft, unſer Schiff hervor zu fuͤhren, und
in aller Eil ein und andere gute Lebens-Mittel einzu-
laden. Allein, wenig Stunden hernach, landete ein
von dem fremden Schiffe ausgeworffenes Boot,
an der Nord-Seite bey unſerm Felſen an, und wir er-
kannten ſo gleich von der Hoͤhe herab die Perſon des
Capitain Horns, welcher noch 3. andere Perſonen
bey ſich hatte. Demnach ſtiegen Herr Wolffgang,
Monſ. Litzberg, Monſ. Kramer und ich ſo gleich
hinab, und empfingen denſelben auf eine ſolche zaͤrt-
liche Art, als ob er unſer leiblicher Bruder geweſen
waͤre.

Die drey bey ihm ſeyenden, waren ſeine auf den
Philippiniſchen Jnſuln erkauffte Sclaven, konten
aber jedoch ſchon ziemlich gut Hollaͤndiſch ſprechen,
weil uns nun etliche junge Maͤnner mit einigen Fla-
ſchen Wein, weiſſen Brode, gebratenen Fiſchen und
Fleiſche, auch allerley Fruͤchten beladen, nachge-
ſtiegen waren, mußten ihrer 6. die 3 fremden Gaͤ-
ſte in diejenige, von der Natur wohl zubereitete,
Felſen-Hoͤle fuͤhren, worinnen ehemahls noch vor
Entdeckung des Landes, der Alt-Vater Albertus
nebſt Franz van Leuven, Concordien und Leme-
lie
viele Tage lang ihren Aufenthalt genommen
hatten, und ſie daſelbſt aufs beſte bewirthen, denn
Monſ. Wolffgang wolte ohne ſpecielle Erlaubniß
des Alt-Vaters, keinen andern Fremden als den

Capi-
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[516/0532] feurung ihrer Canonen Huͤlffe riefen. Der Alt- Vater hielt Herrn Wolffgangs Meinung vor bil- lig, und weiln der Stamm-Vater David eben zu rechter Zeit ankam, nahm derſelbe, ohngeacht ſeines hohen Alters, die Muͤhe uͤber ſich, nebſt erforderli- cher Mannſchafft, unſer Schiff hervor zu fuͤhren, und in aller Eil ein und andere gute Lebens-Mittel einzu- laden. Allein, wenig Stunden hernach, landete ein von dem fremden Schiffe ausgeworffenes Boot, an der Nord-Seite bey unſerm Felſen an, und wir er- kannten ſo gleich von der Hoͤhe herab die Perſon des Capitain Horns, welcher noch 3. andere Perſonen bey ſich hatte. Demnach ſtiegen Herr Wolffgang, Monſ. Litzberg, Monſ. Kramer und ich ſo gleich hinab, und empfingen denſelben auf eine ſolche zaͤrt- liche Art, als ob er unſer leiblicher Bruder geweſen waͤre. Die drey bey ihm ſeyenden, waren ſeine auf den Philippiniſchen Jnſuln erkauffte Sclaven, konten aber jedoch ſchon ziemlich gut Hollaͤndiſch ſprechen, weil uns nun etliche junge Maͤnner mit einigen Fla- ſchen Wein, weiſſen Brode, gebratenen Fiſchen und Fleiſche, auch allerley Fruͤchten beladen, nachge- ſtiegen waren, mußten ihrer 6. die 3 fremden Gaͤ- ſte in diejenige, von der Natur wohl zubereitete, Felſen-Hoͤle fuͤhren, worinnen ehemahls noch vor Entdeckung des Landes, der Alt-Vater Albertus nebſt Franz van Leuven, Concordien und Leme- lie viele Tage lang ihren Aufenthalt genommen hatten, und ſie daſelbſt aufs beſte bewirthen, denn Monſ. Wolffgang wolte ohne ſpecielle Erlaubniß des Alt-Vaters, keinen andern Fremden als den Capi-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 516. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/532>, abgerufen am 17.05.2024.