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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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Zu Ende des Monats Julii brachte in Davids-
Raum ein Schaaf ein monstreuses Lamm zur Welt,
mit 2. Köpfen, 4. Beinen und 2. Schwäntzen, am
5ten Tage wurde selbiges von Mons. Kramern ge-
schlachtet, anatomirt, und dessen Haut zur Raritaet
ausgestopft, auch die Gebeine ausgekocht, und or-
dentlich an einander gehefftet, gleicher gestalt wie die
aufgerichteten Sceleta in den Europäischen Anato-
mie-Cammern gesehen werden.

Am 16. Augusti etwa zwey Stunden vor dem
Mittage, höreten wir auf der Jnsul ein starckes
Donnern von abgefeuerten Canonen aus Osten
her erschallen, weßwegen sich die hurtigen Roberts-
Raumer so gleich auf die Felsen-Höhen begeben, und
unsern dahin abgefertigten Bothen die Nachricht
entgegen gebracht hatten, daß auf dem hohen Mee-
re ein Schiff vor Ancker läge, welches einmahl über
das andere sein Geschütz lösete. Jch sprung vor
Freuden in die Höhe, weil mir sogleich ahndete,
daß es vielleicht der aus Ost-Jndien zurück kommen-
de Capitain Horn seyn werde, indem sich aber Herr
Wolffgang und Mons. Litzberg bey uns einstelle-
ten, nahm mir der erstere das Wort aus dem Mun-
de, und erinnerte, daß es rathsam sey, unser leich-
tes Schiff aus der Süd-Bucht heraus zu langen,
und diesen Fremden mit einigen Erfrischungen ent-
gegen zu fahren, weiln doch zu vermuthen, daß es
Christen-Leute wären, die von unserm hiesigen Auf-
enthalt einige Nachricht hätten, in Fall ja der Ca-
pitain
Horn selbst nicht gegenwärtig sey. Ausser
diesen konte auch wohl seyn, daß die vor Ancker
liegenden in grossen Nöthen stäcken, und durch Ab-

feu-
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Zu Ende des Monats Julii brachte in Davids-
Raum ein Schaaf ein monſtreuſes Lamm zur Welt,
mit 2. Koͤpfen, 4. Beinen und 2. Schwaͤntzen, am
5ten Tage wurde ſelbiges von Monſ. Kramern ge-
ſchlachtet, anatomirt, und deſſen Haut zur Raritæt
ausgeſtopft, auch die Gebeine ausgekocht, und or-
dentlich an einander gehefftet, gleicher geſtalt wie die
aufgerichteten Sceleta in den Europaͤiſchen Anato-
mie-Cammern geſehen werden.

Am 16. Auguſti etwa zwey Stunden vor dem
Mittage, hoͤreten wir auf der Jnſul ein ſtarckes
Donnern von abgefeuerten Canonen aus Oſten
her erſchallen, weßwegen ſich die hurtigen Roberts-
Raumer ſo gleich auf die Felſen-Hoͤhen begeben, und
unſern dahin abgefertigten Bothen die Nachricht
entgegen gebracht hatten, daß auf dem hohen Mee-
re ein Schiff vor Ancker laͤge, welches einmahl uͤber
das andere ſein Geſchuͤtz loͤſete. Jch ſprung vor
Freuden in die Hoͤhe, weil mir ſogleich ahndete,
daß es vielleicht der aus Oſt-Jndien zuruͤck kommen-
de Capitain Horn ſeyn werde, indem ſich aber Herr
Wolffgang und Monſ. Litzberg bey uns einſtelle-
ten, nahm mir der erſtere das Wort aus dem Mun-
de, und erinnerte, daß es rathſam ſey, unſer leich-
tes Schiff aus der Suͤd-Bucht heraus zu langen,
und dieſen Fremden mit einigen Erfriſchungen ent-
gegen zu fahren, weiln doch zu vermuthen, daß es
Chriſten-Leute waͤren, die von unſerm hieſigen Auf-
enthalt einige Nachricht haͤtten, in Fall ja der Ca-
pitain
Horn ſelbſt nicht gegenwaͤrtig ſey. Auſſer
dieſen konte auch wohl ſeyn, daß die vor Ancker
liegenden in groſſen Noͤthen ſtaͤcken, und durch Ab-

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[515/0531] Zu Ende des Monats Julii brachte in Davids- Raum ein Schaaf ein monſtreuſes Lamm zur Welt, mit 2. Koͤpfen, 4. Beinen und 2. Schwaͤntzen, am 5ten Tage wurde ſelbiges von Monſ. Kramern ge- ſchlachtet, anatomirt, und deſſen Haut zur Raritæt ausgeſtopft, auch die Gebeine ausgekocht, und or- dentlich an einander gehefftet, gleicher geſtalt wie die aufgerichteten Sceleta in den Europaͤiſchen Anato- mie-Cammern geſehen werden. Am 16. Auguſti etwa zwey Stunden vor dem Mittage, hoͤreten wir auf der Jnſul ein ſtarckes Donnern von abgefeuerten Canonen aus Oſten her erſchallen, weßwegen ſich die hurtigen Roberts- Raumer ſo gleich auf die Felſen-Hoͤhen begeben, und unſern dahin abgefertigten Bothen die Nachricht entgegen gebracht hatten, daß auf dem hohen Mee- re ein Schiff vor Ancker laͤge, welches einmahl uͤber das andere ſein Geſchuͤtz loͤſete. Jch ſprung vor Freuden in die Hoͤhe, weil mir ſogleich ahndete, daß es vielleicht der aus Oſt-Jndien zuruͤck kommen- de Capitain Horn ſeyn werde, indem ſich aber Herr Wolffgang und Monſ. Litzberg bey uns einſtelle- ten, nahm mir der erſtere das Wort aus dem Mun- de, und erinnerte, daß es rathſam ſey, unſer leich- tes Schiff aus der Suͤd-Bucht heraus zu langen, und dieſen Fremden mit einigen Erfriſchungen ent- gegen zu fahren, weiln doch zu vermuthen, daß es Chriſten-Leute waͤren, die von unſerm hieſigen Auf- enthalt einige Nachricht haͤtten, in Fall ja der Ca- pitain Horn ſelbſt nicht gegenwaͤrtig ſey. Auſſer dieſen konte auch wohl ſeyn, daß die vor Ancker liegenden in groſſen Noͤthen ſtaͤcken, und durch Ab- feu- k k 2

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 515. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/531>, abgerufen am 22.11.2024.