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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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dacht, in was vor sonderbarem Werthe das Euro-
päische Vieh auf unsererer Jnsul gewesen, fällt mir
bey, daß als eines Tages Herr Wolffgang den Alt-
Vater, nebst einigen andern guten Freunden zu Ga-
ste, und unter andern Gerichten, etliche gekochte jun-
ge Hüner, nebst einem Kalbs-Braten aufgesetzt hat-
te, war der Alt-Vater dermassen eigensinnig, daß er
weder von dem einen, noch dem andern Gerichte et-
was kosten wolte, sondern es dem ehrlichen Herrn
Wolffgang vor eine unverantwortliche Verschwen-
dung auslegte, indem sich selbige Thiere noch lange
nicht so starck vermehret hätten, daß man sie mit
Recht zu Leckerbissen brauchen dürffte. Herr Wolff-
gang aber zeigte sich hierauf dermassen gefällig gegen
den Alt-Vater, daß er ihm angelobte binnen Jahr
und Tag kein einzig Stück Feder-Vieh, binnen 5.
Jahren auch kein vierfüßiges Europäisches Thier
schlachten zu lassen, ohngeacht wir damahliger Zeit
schon eine ungemein starcke Anzahl von Hünern,
Gänsen, Tauben und dergleichen hatten.

Am 23. May wurde ein junger Mann aus Si-
mons
-Raum, welcher zur unrechten Zeit etwas von
sehr feinen Thone aus den Thon-Gruben hauen wol-
len, plötzlich verschüttet und sehr zerdrückt, jedoch weil
es andere Leute zeitig wahrgenommen, annoch vom
jämmerlichen Ersticken errettet, und von Mons.
Kramern
wiederum völlig aus curiret. Acht oder
10. Tage hernach fiel unsers ehrlichen Töpfers Mei-
ster Schreiners, Brenn-Ofen ein, so, daß alles darin-
nen befindliche Töpfer-Zeug zerschlagen, einer von
seinen Lehrlingen aber durch einen Stein auf dem
Kopfe sehr beschädiget wurde.

Zu

dacht, in was vor ſonderbarem Werthe das Euro-
paͤiſche Vieh auf unſererer Jnſul geweſen, faͤllt mir
bey, daß als eines Tages Herr Wolffgang den Alt-
Vater, nebſt einigen andern guten Freunden zu Ga-
ſte, und unter andern Gerichten, etliche gekochte jun-
ge Huͤner, nebſt einem Kalbs-Braten aufgeſetzt hat-
te, war der Alt-Vater dermaſſen eigenſinnig, daß er
weder von dem einen, noch dem andern Gerichte et-
was koſten wolte, ſondern es dem ehrlichen Herrn
Wolffgang vor eine unverantwortliche Verſchwen-
dung auslegte, indem ſich ſelbige Thiere noch lange
nicht ſo ſtarck vermehret haͤtten, daß man ſie mit
Recht zu Leckerbiſſen brauchen duͤrffte. Herr Wolff-
gang aber zeigte ſich hierauf dermaſſen gefaͤllig gegen
den Alt-Vater, daß er ihm angelobte binnen Jahr
und Tag kein einzig Stuͤck Feder-Vieh, binnen 5.
Jahren auch kein vierfuͤßiges Europaͤiſches Thier
ſchlachten zu laſſen, ohngeacht wir damahliger Zeit
ſchon eine ungemein ſtarcke Anzahl von Huͤnern,
Gaͤnſen, Tauben und dergleichen hatten.

Am 23. May wurde ein junger Mann aus Si-
mons
-Raum, welcher zur unrechten Zeit etwas von
ſehr feinen Thone aus den Thon-Gruben hauen wol-
len, ploͤtzlich verſchuͤttet und ſehr zerdruͤckt, jedoch weil
es andere Leute zeitig wahrgenommen, annoch vom
jaͤmmerlichen Erſticken errettet, und von Monſ.
Kramern
wiederum voͤllig aus curiret. Acht oder
10. Tage hernach fiel unſers ehrlichen Toͤpfers Mei-
ſter Schreiners, Brenn-Ofen ein, ſo, daß alles darin-
nen befindliche Toͤpfer-Zeug zerſchlagen, einer von
ſeinen Lehrlingen aber durch einen Stein auf dem
Kopfe ſehr beſchaͤdiget wurde.

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[514/0530] dacht, in was vor ſonderbarem Werthe das Euro- paͤiſche Vieh auf unſererer Jnſul geweſen, faͤllt mir bey, daß als eines Tages Herr Wolffgang den Alt- Vater, nebſt einigen andern guten Freunden zu Ga- ſte, und unter andern Gerichten, etliche gekochte jun- ge Huͤner, nebſt einem Kalbs-Braten aufgeſetzt hat- te, war der Alt-Vater dermaſſen eigenſinnig, daß er weder von dem einen, noch dem andern Gerichte et- was koſten wolte, ſondern es dem ehrlichen Herrn Wolffgang vor eine unverantwortliche Verſchwen- dung auslegte, indem ſich ſelbige Thiere noch lange nicht ſo ſtarck vermehret haͤtten, daß man ſie mit Recht zu Leckerbiſſen brauchen duͤrffte. Herr Wolff- gang aber zeigte ſich hierauf dermaſſen gefaͤllig gegen den Alt-Vater, daß er ihm angelobte binnen Jahr und Tag kein einzig Stuͤck Feder-Vieh, binnen 5. Jahren auch kein vierfuͤßiges Europaͤiſches Thier ſchlachten zu laſſen, ohngeacht wir damahliger Zeit ſchon eine ungemein ſtarcke Anzahl von Huͤnern, Gaͤnſen, Tauben und dergleichen hatten. Am 23. May wurde ein junger Mann aus Si- mons-Raum, welcher zur unrechten Zeit etwas von ſehr feinen Thone aus den Thon-Gruben hauen wol- len, ploͤtzlich verſchuͤttet und ſehr zerdruͤckt, jedoch weil es andere Leute zeitig wahrgenommen, annoch vom jaͤmmerlichen Erſticken errettet, und von Monſ. Kramern wiederum voͤllig aus curiret. Acht oder 10. Tage hernach fiel unſers ehrlichen Toͤpfers Mei- ſter Schreiners, Brenn-Ofen ein, ſo, daß alles darin- nen befindliche Toͤpfer-Zeug zerſchlagen, einer von ſeinen Lehrlingen aber durch einen Stein auf dem Kopfe ſehr beſchaͤdiget wurde. Zu

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 514. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/530>, abgerufen am 20.05.2024.