Laden herum, als ob ein armer Sünder abgethan werden solte, meine Sachen gingen alle reissend weg, jedoch an die verdächtigen Stücken wolte sich niemand wagen, weil sie vorerst ziemlich theuer ge- boten wurden, vors andere dem Käuffer, ein nicht unbilliges Bedencken verursachten. Endlich melde- ten sich unverhofft etliche Mit-Glieder der löblichen Schneider-Zunfft, und machten nicht unebene Mi- nen, meinen Laden zu stürmen, jedoch da ich ein paar Pistolen und eine Flinte zurechte legte, im übrigen aber einem jeden nach Würden höflich und freund- lich begegnete, verging ihnen die Lust mich zu atta- quiren. Bald hernach kam fast die gantze Schnei- der-Zunfft mit den Handgreifflichen Anwalden an- gestochen, welche letztern oberwehnte anzügliche Stücke, auf Befehl des Bürgermeisters von mir abfordern wolten. Allein, es war nur wenig Au- genblicke zuvor, mein guter Advocat, der meinen ersten Process gewonnen, in den Laden getreten, um vor seine Kinder etwas auszulesen, dieser merckte so- gleich, was die Ankommenden suchen würden, warff mir also 4. gantze Gulden auf den Tisch, und sprach: Meister Drechsler! also sind wir richtig, und ich be- komme nur noch 8 Ggr. zurück. Hierbey konte ich, aus seinen Augen-wincken, sogleich mercken, was die Glocke geschlagen hätte, nahm derowegen sein Geld und Sachen hinein in die Stube. So bald nun die Raths-Diener den Bürgermeisterlichen Befehl angebracht hatten, schlug sich mein Advo- cat ins Mittel, und sagte: Mein Freund! vermeldet dem Herrn Bürgermeister nebst meinem Grusse, daß die verlangten Sachen, kein Kauffmanns-Guth
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Laden herum, als ob ein armer Suͤnder abgethan werden ſolte, meine Sachen gingen alle reiſſend weg, jedoch an die verdaͤchtigen Stuͤcken wolte ſich niemand wagen, weil ſie vorerſt ziemlich theuer ge- boten wurden, vors andere dem Kaͤuffer, ein nicht unbilliges Bedencken verurſachten. Endlich melde- ten ſich unverhofft etliche Mit-Glieder der loͤblichen Schneider-Zunfft, und machten nicht unebene Mi- nen, meinen Laden zu ſtuͤrmen, jedoch da ich ein paar Piſtolen und eine Flinte zurechte legte, im uͤbrigen aber einem jeden nach Wuͤrden hoͤflich und freund- lich begegnete, verging ihnen die Luſt mich zu atta- quiren. Bald hernach kam faſt die gantze Schnei- der-Zunfft mit den Handgreifflichen Anwalden an- geſtochen, welche letztern oberwehnte anzuͤgliche Stuͤcke, auf Befehl des Buͤrgermeiſters von mir abfordern wolten. Allein, es war nur wenig Au- genblicke zuvor, mein guter Advocat, der meinen erſten Proceſs gewonnen, in den Laden getreten, um vor ſeine Kinder etwas auszuleſen, dieſer merckte ſo- gleich, was die Ankommenden ſuchen wuͤrden, warff mir alſo 4. gantze Gulden auf den Tiſch, und ſprach: Meiſter Drechsler! alſo ſind wir richtig, und ich be- komme nur noch 8 Ggr. zuruͤck. Hierbey konte ich, aus ſeinen Augen-wincken, ſogleich mercken, was die Glocke geſchlagen haͤtte, nahm derowegen ſein Geld und Sachen hinein in die Stube. So bald nun die Raths-Diener den Buͤrgermeiſterlichen Befehl angebracht hatten, ſchlug ſich mein Advo- cat ins Mittel, und ſagte: Mein Freund! vermeldet dem Herrn Buͤrgermeiſter nebſt meinem Gruſſe, daß die verlangten Sachen, kein Kauffmanns-Guth
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Laden herum, als ob ein armer Suͤnder abgethan
werden ſolte, meine Sachen gingen alle reiſſend
weg, jedoch an die verdaͤchtigen Stuͤcken wolte ſich
niemand wagen, weil ſie vorerſt ziemlich theuer ge-
boten wurden, vors andere dem Kaͤuffer, ein nicht
unbilliges Bedencken verurſachten. Endlich melde-
ten ſich unverhofft etliche Mit-Glieder der loͤblichen
Schneider-Zunfft, und machten nicht unebene Mi-
nen, meinen Laden zu ſtuͤrmen, jedoch da ich ein paar
Piſtolen und eine Flinte zurechte legte, im uͤbrigen
aber einem jeden nach Wuͤrden hoͤflich und freund-
lich begegnete, verging ihnen die Luſt mich zu atta-
quiren. Bald hernach kam faſt die gantze Schnei-
der-Zunfft mit den Handgreifflichen Anwalden an-
geſtochen, welche letztern oberwehnte anzuͤgliche
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komme nur noch 8 Ggr. zuruͤck. Hierbey konte
ich, aus ſeinen Augen-wincken, ſogleich mercken,
was die Glocke geſchlagen haͤtte, nahm derowegen
ſein Geld und Sachen hinein in die Stube. So
bald nun die Raths-Diener den Buͤrgermeiſterlichen
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/429>, abgerufen am 25.11.2024.
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