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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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Eckel gegen die betrüglichen Goldmacher-Künste
angezündet, und mir zu täglichen Denck-Sprüchen
unter andern auch folgende lateinische und teut-
sche Verse recommandiret:

Auri sacra fames quid non mortalia cogis
Pectora? res fallax, cognita sero, vale!

Verdammter Gold-Durst, hast du nicht so man-
ches Hertz in Schmertz gebracht?
Nun kenn' ich dich, du falsche Kunst, zwar et-
was spät, drum gute nacht!

Jch habe nach der Zeit die Transmutationem
Metallorum
zwar vor kein solches Geheimniß be-
trachtet, welches GOtt durchaus keinen sterblichen
Menschen offenbaret habe oder offenbaren wolle,
allein doch auf gründliche Vorstellungen des gott-
seligen Priesters und Uberlegung meiner eigenen
Erfahrung, dieserwegen gantz andere, als vormah-
lige Concepte gefasset, welche ich zu anderer Zeit er-
öffnen will.

Von selbiger Zeit an ergriff ich meine ordentliche
Profession, nemlich die Mechanic, wieder, und
habe, so lange ich nachhero in Coppenhagen war,
täglich sehr fleißig darinnen gearbeitet, wie mir
solches Monsieur Litzberg, der mich ohngefehr
2 Jahr lang in Coppenhagen gekennet, auf-
richtig und wohl bezeugen wird. Da aber nach der
Zeit in Amsterdam an einer gewissen Welt-be-
rühmten Machine gearbeitet wurde, worbey ich
vor meine, vielleicht nicht unangenehme Invention
und Handanlegung, so wohl als andere Künstler, ein
gut Stück-Geld zu verdienen vermeinete, nahm ich
die Reise dahin vor mich, beredete auch Mons.

Litz-

Eckel gegen die betruͤglichen Goldmacher-Kuͤnſte
angezuͤndet, und mir zu taͤglichen Denck-Spruͤchen
unter andern auch folgende lateiniſche und teut-
ſche Verſe recommandiret:

Auri ſacra fames quid non mortalia cogis
Pectora? res fallax, cognita ſero, vale!

Verdam̃ter Gold-Durſt, haſt du nicht ſo man-
ches Hertz in Schmertz gebracht?
Nun kenn’ ich dich, du falſche Kunſt, zwar et-
was ſpaͤt, drum gute nacht!

Jch habe nach der Zeit die Transmutationem
Metallorum
zwar vor kein ſolches Geheimniß be-
trachtet, welches GOtt durchaus keinen ſterblichen
Menſchen offenbaret habe oder offenbaren wolle,
allein doch auf gruͤndliche Vorſtellungen des gott-
ſeligen Prieſters und Uberlegung meiner eigenen
Erfahrung, dieſerwegen gantz andere, als vormah-
lige Concepte gefaſſet, welche ich zu anderer Zeit er-
oͤffnen will.

Von ſelbiger Zeit an ergriff ich meine ordentliche
Profeſſion, nemlich die Mechanic, wieder, und
habe, ſo lange ich nachhero in Coppenhagen war,
taͤglich ſehr fleißig darinnen gearbeitet, wie mir
ſolches Monſieur Litzberg, der mich ohngefehr
2 Jahr lang in Coppenhagen gekennet, auf-
richtig und wohl bezeugen wird. Da aber nach der
Zeit in Amſterdam an einer gewiſſen Welt-be-
ruͤhmten Machine gearbeitet wurde, worbey ich
vor meine, vielleicht nicht unangenehme Invention
und Handanlegung, ſo wohl als andere Kuͤnſtler, ein
gut Stuͤck-Geld zu verdienen vermeinete, nahm ich
die Reiſe dahin vor mich, beredete auch Monſ.

Litz-
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[316/0330] Eckel gegen die betruͤglichen Goldmacher-Kuͤnſte angezuͤndet, und mir zu taͤglichen Denck-Spruͤchen unter andern auch folgende lateiniſche und teut- ſche Verſe recommandiret: Auri ſacra fames quid non mortalia cogis Pectora? res fallax, cognita ſero, vale! Verdam̃ter Gold-Durſt, haſt du nicht ſo man- ches Hertz in Schmertz gebracht? Nun kenn’ ich dich, du falſche Kunſt, zwar et- was ſpaͤt, drum gute nacht! Jch habe nach der Zeit die Transmutationem Metallorum zwar vor kein ſolches Geheimniß be- trachtet, welches GOtt durchaus keinen ſterblichen Menſchen offenbaret habe oder offenbaren wolle, allein doch auf gruͤndliche Vorſtellungen des gott- ſeligen Prieſters und Uberlegung meiner eigenen Erfahrung, dieſerwegen gantz andere, als vormah- lige Concepte gefaſſet, welche ich zu anderer Zeit er- oͤffnen will. Von ſelbiger Zeit an ergriff ich meine ordentliche Profeſſion, nemlich die Mechanic, wieder, und habe, ſo lange ich nachhero in Coppenhagen war, taͤglich ſehr fleißig darinnen gearbeitet, wie mir ſolches Monſieur Litzberg, der mich ohngefehr 2 Jahr lang in Coppenhagen gekennet, auf- richtig und wohl bezeugen wird. Da aber nach der Zeit in Amſterdam an einer gewiſſen Welt-be- ruͤhmten Machine gearbeitet wurde, worbey ich vor meine, vielleicht nicht unangenehme Invention und Handanlegung, ſo wohl als andere Kuͤnſtler, ein gut Stuͤck-Geld zu verdienen vermeinete, nahm ich die Reiſe dahin vor mich, beredete auch Monſ. Litz-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/330>, abgerufen am 22.11.2024.