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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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sprach, die Probe binnen 6. Monathen erstlich noch
einmahl im Kleinen zu machen, brachte es auch
glücklich zu wege, ich aber wußte noch zur Zeit nicht,
wie es zuginge, denn mein Compagnon schien
nicht mehr so aufrichtig, als anfangs zu seyn, ohn-
geacht er mir von dem andern Gratial, welches in
1000. spec. Ducaten bestund, ebenfalls die redliche
Helffte gegeben, so daß ich nun wiederum ein Ca-
pital
von mehr als 800. Ducaten, nebst andern fei-
nen Sachen vor mich gesammlet, und davon 500.
Ducaten an meinen Groß-Vater per Wechsel über-
macht hatte. Nun solte es auf den grossen Haupt-
Einsatz los gehen, worzu der Meister 12000. spec.
Ducat
en verlangete, weil aber der Principal diese
Gelder allererst binnen 3. Monaten zu heben hatte,
so befahl er uns den Process im Kleinen, indessen
noch einmahl zu machen, als worzu der Meister
nun nicht mehr als 6. Wochen Zeit zu gebrauchen,
sich rühmete. Es wurde demnach zum drittenmahle
angefangen, mein Compagnon aber tractirte ein
und andere Dinge vor mir dergestalt heimlich, daß
ich mich endlich hefftig mit ihm zu zancken und vor-
zuwerffen anfing, wie er allem Ansehen nach
mich, in der Kunst zu betrügen, vorhabens sey. End-
lich brach er los, und vielleicht nur darum, weil er
sich mehr vor meiner Stärcke und Hertzhafftigkeit,
als dem übel-verdorbenen Verstande fürchtete, und
beichtete aus, daß er es vor eine, uns unmögliche
Sache hielte, das Arcanum Philosophicum ma-
gnum
zu finden, immittelst weil er allhier ein Mit-
tel sahe, uns beyden auf listige Art ein solches Stü-
cke Geldes zu verschaffen, wovon wir Zeit Lebens

hin-

ſprach, die Probe binnen 6. Monathen erſtlich noch
einmahl im Kleinen zu machen, brachte es auch
gluͤcklich zu wege, ich aber wußte noch zur Zeit nicht,
wie es zuginge, denn mein Compagnon ſchien
nicht mehr ſo aufrichtig, als anfangs zu ſeyn, ohn-
geacht er mir von dem andern Gratial, welches in
1000. ſpec. Ducaten beſtund, ebenfalls die redliche
Helffte gegeben, ſo daß ich nun wiederum ein Ca-
pital
von mehr als 800. Ducaten, nebſt andern fei-
nen Sachen vor mich geſammlet, und davon 500.
Ducaten an meinen Groß-Vater per Wechſel uͤber-
macht hatte. Nun ſolte es auf den groſſen Haupt-
Einſatz los gehen, worzu der Meiſter 12000. ſpec.
Ducat
en verlangete, weil aber der Principal dieſe
Gelder allererſt binnen 3. Monaten zu heben hatte,
ſo befahl er uns den Proceſs im Kleinen, indeſſen
noch einmahl zu machen, als worzu der Meiſter
nun nicht mehr als 6. Wochen Zeit zu gebrauchen,
ſich ruͤhmete. Es wurde demnach zum drittenmahle
angefangen, mein Compagnon aber tractirte ein
und andere Dinge vor mir dergeſtalt heimlich, daß
ich mich endlich hefftig mit ihm zu zancken und vor-
zuwerffen anfing, wie er allem Anſehen nach
mich, in der Kunſt zu betruͤgen, vorhabens ſey. End-
lich brach er los, und vielleicht nur darum, weil er
ſich mehr vor meiner Staͤrcke und Hertzhafftigkeit,
als dem uͤbel-verdorbenen Verſtande fuͤrchtete, und
beichtete aus, daß er es vor eine, uns unmoͤgliche
Sache hielte, das Arcanum Philoſophicum ma-
gnum
zu finden, immittelſt weil er allhier ein Mit-
tel ſahe, uns beyden auf liſtige Art ein ſolches Stuͤ-
cke Geldes zu verſchaffen, wovon wir Zeit Lebens

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[285/0299] ſprach, die Probe binnen 6. Monathen erſtlich noch einmahl im Kleinen zu machen, brachte es auch gluͤcklich zu wege, ich aber wußte noch zur Zeit nicht, wie es zuginge, denn mein Compagnon ſchien nicht mehr ſo aufrichtig, als anfangs zu ſeyn, ohn- geacht er mir von dem andern Gratial, welches in 1000. ſpec. Ducaten beſtund, ebenfalls die redliche Helffte gegeben, ſo daß ich nun wiederum ein Ca- pital von mehr als 800. Ducaten, nebſt andern fei- nen Sachen vor mich geſammlet, und davon 500. Ducaten an meinen Groß-Vater per Wechſel uͤber- macht hatte. Nun ſolte es auf den groſſen Haupt- Einſatz los gehen, worzu der Meiſter 12000. ſpec. Ducaten verlangete, weil aber der Principal dieſe Gelder allererſt binnen 3. Monaten zu heben hatte, ſo befahl er uns den Proceſs im Kleinen, indeſſen noch einmahl zu machen, als worzu der Meiſter nun nicht mehr als 6. Wochen Zeit zu gebrauchen, ſich ruͤhmete. Es wurde demnach zum drittenmahle angefangen, mein Compagnon aber tractirte ein und andere Dinge vor mir dergeſtalt heimlich, daß ich mich endlich hefftig mit ihm zu zancken und vor- zuwerffen anfing, wie er allem Anſehen nach mich, in der Kunſt zu betruͤgen, vorhabens ſey. End- lich brach er los, und vielleicht nur darum, weil er ſich mehr vor meiner Staͤrcke und Hertzhafftigkeit, als dem uͤbel-verdorbenen Verſtande fuͤrchtete, und beichtete aus, daß er es vor eine, uns unmoͤgliche Sache hielte, das Arcanum Philoſophicum ma- gnum zu finden, immittelſt weil er allhier ein Mit- tel ſahe, uns beyden auf liſtige Art ein ſolches Stuͤ- cke Geldes zu verſchaffen, wovon wir Zeit Lebens hin-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/299>, abgerufen am 09.05.2024.