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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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gantz und gar treuhertzig gemacht, und das Geheim-
niß von dem Elisaeo und Elia ausgeforschet, auch
meine Gold-Platten probiret hatte, zeigte er mir
den offenbaren Betrug, daß nemlich unter allen
meinen 8. Platten, kaum vor 8. Ducaten Gold zu
finden, ich auch unter ein paar hocherfahrne, aber
dabey spitzbübische Laboranten gerathen wäre,
die mich mit meinem Braten-Fette ein wenig be-
treufelt, den Braten selbst aber, nemlich mein
schönes Geld, listiger weise entwendet hätten. Doch
unverzagt, mein lieber Landsmann, sprach dieser
mein neuer Freund, der sich Meschner nennete, und
vor einen Pfältzer ausgab, wo ihr Lust habt, eure
Kunst, Geld und andere Haabe mit mir zusammen
zu setzen, so weiß ich etliche Tage-Reise von Lon-
den,
einen solchen Herrn anzutreffen, der uns Vor-
schuß gnug thun soll, den Lapidem Philosopho-
rum
auszufinden. Man saget sonst im gemeinen
Sprüchworte: Wer gerne tantzt, dem ist leicht ge-
pfiffen, also erging es auch mit mir, denn ich nahm
augenblicklich das Erbieten dieses redlichen Man-
nes an, und reisete mit ihm fort. Es gefiel mir, daß
er sich vor den Meister, und mich nur vor seinen
Handlanger ausgab, also erlangeten wir in wenig
Wochen eine vortreffliche Condition, laborirten
aufs fleißigste, bis endlich der so genannte Meister,
binnen anderthalb Jahren eine Untze Tinctur zu
wege brachte, mit welcher er in der Probe, vor des
Principals Augen drittehalb Untzen Bley in Gold
verwandelte. Vor dieses Experiment erhielten
wir beyde 500. Stück spec. Ducaten zum Gratial.
Der Meister machte ein neues Feuer an, und ver-

sprach,

gantz und gar treuhertzig gemacht, und das Geheim-
niß von dem Eliſæo und Elia ausgeforſchet, auch
meine Gold-Platten probiret hatte, zeigte er mir
den offenbaren Betrug, daß nemlich unter allen
meinen 8. Platten, kaum vor 8. Ducaten Gold zu
finden, ich auch unter ein paar hocherfahrne, aber
dabey ſpitzbuͤbiſche Laboranten gerathen waͤre,
die mich mit meinem Braten-Fette ein wenig be-
treufelt, den Braten ſelbſt aber, nemlich mein
ſchoͤnes Geld, liſtiger weiſe entwendet haͤtten. Doch
unverzagt, mein lieber Landsmann, ſprach dieſer
mein neuer Freund, der ſich Meſchner nennete, und
vor einen Pfaͤltzer ausgab, wo ihr Luſt habt, eure
Kunſt, Geld und andere Haabe mit mir zuſammen
zu ſetzen, ſo weiß ich etliche Tage-Reiſe von Lon-
den,
einen ſolchen Herrn anzutreffen, der uns Vor-
ſchuß gnug thun ſoll, den Lapidem Philoſopho-
rum
auszufinden. Man ſaget ſonſt im gemeinen
Spruͤchworte: Wer gerne tantzt, dem iſt leicht ge-
pfiffen, alſo erging es auch mit mir, denn ich nahm
augenblicklich das Erbieten dieſes redlichen Man-
nes an, und reiſete mit ihm fort. Es gefiel mir, daß
er ſich vor den Meiſter, und mich nur vor ſeinen
Handlanger ausgab, alſo erlangeten wir in wenig
Wochen eine vortreffliche Condition, laborirten
aufs fleißigſte, bis endlich der ſo genannte Meiſter,
binnen anderthalb Jahren eine Untze Tinctur zu
wege brachte, mit welcher er in der Probe, vor des
Principals Augen drittehalb Untzen Bley in Gold
verwandelte. Vor dieſes Experiment erhielten
wir beyde 500. Stuͤck ſpec. Ducaten zum Gratial.
Der Meiſter machte ein neues Feuer an, und ver-

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[284/0298] gantz und gar treuhertzig gemacht, und das Geheim- niß von dem Eliſæo und Elia ausgeforſchet, auch meine Gold-Platten probiret hatte, zeigte er mir den offenbaren Betrug, daß nemlich unter allen meinen 8. Platten, kaum vor 8. Ducaten Gold zu finden, ich auch unter ein paar hocherfahrne, aber dabey ſpitzbuͤbiſche Laboranten gerathen waͤre, die mich mit meinem Braten-Fette ein wenig be- treufelt, den Braten ſelbſt aber, nemlich mein ſchoͤnes Geld, liſtiger weiſe entwendet haͤtten. Doch unverzagt, mein lieber Landsmann, ſprach dieſer mein neuer Freund, der ſich Meſchner nennete, und vor einen Pfaͤltzer ausgab, wo ihr Luſt habt, eure Kunſt, Geld und andere Haabe mit mir zuſammen zu ſetzen, ſo weiß ich etliche Tage-Reiſe von Lon- den, einen ſolchen Herrn anzutreffen, der uns Vor- ſchuß gnug thun ſoll, den Lapidem Philoſopho- rum auszufinden. Man ſaget ſonſt im gemeinen Spruͤchworte: Wer gerne tantzt, dem iſt leicht ge- pfiffen, alſo erging es auch mit mir, denn ich nahm augenblicklich das Erbieten dieſes redlichen Man- nes an, und reiſete mit ihm fort. Es gefiel mir, daß er ſich vor den Meiſter, und mich nur vor ſeinen Handlanger ausgab, alſo erlangeten wir in wenig Wochen eine vortreffliche Condition, laborirten aufs fleißigſte, bis endlich der ſo genannte Meiſter, binnen anderthalb Jahren eine Untze Tinctur zu wege brachte, mit welcher er in der Probe, vor des Principals Augen drittehalb Untzen Bley in Gold verwandelte. Vor dieſes Experiment erhielten wir beyde 500. Stuͤck ſpec. Ducaten zum Gratial. Der Meiſter machte ein neues Feuer an, und ver- ſprach,

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/298>, abgerufen am 09.05.2024.