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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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thig achtete, zu erzehlen, welches aber dennoch die
Richter vor ein erdichtetes Werck hielten, und mich
gantz gewiß in den elendesten Zustand gesetzt hät-
ten, wenn sich zu meinem Glücke nicht unvermu-
thet ein reicher Correspondent meines Groß-Va-
ters ins Mittel geschlagen, Caution vor mich ge-
macht, und endlich die gantze Sache zu meinem
Vortheile ausgeführet hätte.

Wer solte wohl zweifeln, daß ich den Eliam so
wohl als Elisaeum nunmehro würde vor Spitz-
Buben gehalten haben? aber weit gefehlt, im Ge-
gentheil glaubte ich dennoch steiff und feste, daß
Elias ein ehrlicher Mann, und nunmehro schon wie-
der ein vollkommener Goldmacher sey, ich glaubte
auch, daß ihm vielleicht der berüchtigte Spitz-Bube
den Nahmen Curt van Delfft abgeborgt, daß Elias
entweder schon in Londen sey, und vielleicht von
meinem Unglück nichts wisse, oder daß er bald kom-
men, oder wenigstens, mir weitere schrifftliche
Nachricht von seinem Aufenthalt geben würde,
woferne ihn nicht ein und andere wichtige Umstän-
de noch eine Zeit lang daran verhinderten. Jedoch
mein Hoffen war gantzer 6. Monat vergebens,
ohngeacht ich in demjenigen Hause, wo er mich zu
meinem Unglücke hingewiesen, beständig logirte,
und alle Tage wohl hundertmahl nach ihm umsa-
he. Mittlerzeit aber gerieth ich mit einem andern
Adepto in Kundschafft, welcher die Redlichkeit
selbst zu seyn schien, dieser verwunderte sich nicht
wenig über meine Erfahrenheit in der Alchymie,
und bekennete, daß ich keinen ungeschickten Lehrer
müsse gehabt haben, nachdem er mich aber endlich

gantz

thig achtete, zu erzehlen, welches aber dennoch die
Richter vor ein erdichtetes Werck hielten, und mich
gantz gewiß in den elendeſten Zuſtand geſetzt haͤt-
ten, wenn ſich zu meinem Gluͤcke nicht unvermu-
thet ein reicher Correſpondent meines Groß-Va-
ters ins Mittel geſchlagen, Caution vor mich ge-
macht, und endlich die gantze Sache zu meinem
Vortheile ausgefuͤhret haͤtte.

Wer ſolte wohl zweifeln, daß ich den Eliam ſo
wohl als Eliſæum nunmehro wuͤrde vor Spitz-
Buben gehalten haben? aber weit gefehlt, im Ge-
gentheil glaubte ich dennoch ſteiff und feſte, daß
Elias ein ehrlicher Mann, und nunmehro ſchon wie-
der ein vollkommener Goldmacher ſey, ich glaubte
auch, daß ihm vielleicht der beruͤchtigte Spitz-Bube
den Nahmen Curt van Delfft abgeborgt, daß Elias
entweder ſchon in Londen ſey, und vielleicht von
meinem Ungluͤck nichts wiſſe, oder daß er bald kom-
men, oder wenigſtens, mir weitere ſchrifftliche
Nachricht von ſeinem Aufenthalt geben wuͤrde,
woferne ihn nicht ein und andere wichtige Umſtaͤn-
de noch eine Zeit lang daran verhinderten. Jedoch
mein Hoffen war gantzer 6. Monat vergebens,
ohngeacht ich in demjenigen Hauſe, wo er mich zu
meinem Ungluͤcke hingewieſen, beſtaͤndig logirte,
und alle Tage wohl hundertmahl nach ihm umſa-
he. Mittlerzeit aber gerieth ich mit einem andern
Adepto in Kundſchafft, welcher die Redlichkeit
ſelbſt zu ſeyn ſchien, dieſer verwunderte ſich nicht
wenig uͤber meine Erfahrenheit in der Alchymie,
und bekennete, daß ich keinen ungeſchickten Lehrer
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[283/0297] thig achtete, zu erzehlen, welches aber dennoch die Richter vor ein erdichtetes Werck hielten, und mich gantz gewiß in den elendeſten Zuſtand geſetzt haͤt- ten, wenn ſich zu meinem Gluͤcke nicht unvermu- thet ein reicher Correſpondent meines Groß-Va- ters ins Mittel geſchlagen, Caution vor mich ge- macht, und endlich die gantze Sache zu meinem Vortheile ausgefuͤhret haͤtte. Wer ſolte wohl zweifeln, daß ich den Eliam ſo wohl als Eliſæum nunmehro wuͤrde vor Spitz- Buben gehalten haben? aber weit gefehlt, im Ge- gentheil glaubte ich dennoch ſteiff und feſte, daß Elias ein ehrlicher Mann, und nunmehro ſchon wie- der ein vollkommener Goldmacher ſey, ich glaubte auch, daß ihm vielleicht der beruͤchtigte Spitz-Bube den Nahmen Curt van Delfft abgeborgt, daß Elias entweder ſchon in Londen ſey, und vielleicht von meinem Ungluͤck nichts wiſſe, oder daß er bald kom- men, oder wenigſtens, mir weitere ſchrifftliche Nachricht von ſeinem Aufenthalt geben wuͤrde, woferne ihn nicht ein und andere wichtige Umſtaͤn- de noch eine Zeit lang daran verhinderten. Jedoch mein Hoffen war gantzer 6. Monat vergebens, ohngeacht ich in demjenigen Hauſe, wo er mich zu meinem Ungluͤcke hingewieſen, beſtaͤndig logirte, und alle Tage wohl hundertmahl nach ihm umſa- he. Mittlerzeit aber gerieth ich mit einem andern Adepto in Kundſchafft, welcher die Redlichkeit ſelbſt zu ſeyn ſchien, dieſer verwunderte ſich nicht wenig uͤber meine Erfahrenheit in der Alchymie, und bekennete, daß ich keinen ungeſchickten Lehrer muͤſſe gehabt haben, nachdem er mich aber endlich gantz

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/297>, abgerufen am 09.05.2024.