Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

höchste nicht genug 5. Jahr? Endlich da ich mich
unter solchen Klagen fast sehr ausgezehret hatte, trat
ein unbekandtes Männlein zu mir, und sprach:
Elias höre mir zu! reitze mit deiner Ungedult die
himmlische Gerechtigkeit, welche dein Urtheil mit
ihrem Finger geschrieben, nicht zum Zorne, sondern
ertrage mit Gedult, was sie dir auferlegt hat, so
werden deine Jahre auf 120. verlängert werden.
Du hast ja von dem himmlischen Kleinode, Vor-
rath genug, dich annoch 7. bis 8. Jahre vor Ar-
muth und Kranckheit zu bewahren, denn es sind ja
nunmehro bey nahe 3. Jahre von deiner Straf-Zeit
verflossen. Zeuch armselige Kleidung an, und wan-
dere als ein Pilgrim durch die Welt, wende die
Helffte deines Schatzes an das Armuth, von der
übrigen Helffte nimm deine Artzeney und Nah-
rung, und lobe beständig den Höchsten. Erinnere
dich, daß dieses Geheimniß nirgends anders zu fin-
den sey, als bey Jehova saturnine collocato in
centro mundi,
derowegen läutere deine Seele, da-
mit die himmlische Sophia aufs neue deine Freund-
schafft suche, und dir die niemahls auszuschöpfen-
den Ströme ihrer Gnade und Gütigkeit noch reich-
licher, als vorhero anbiete.

Jch Elias, fand mich durch die Rede des Männ-
leins sehr beruhiget und gestärckt, fragte aber also:
Was soll das Zeichen seyn, daß deine Reden wahr-
hafftig, und daß die himmlische Sophia nach Ver-
fluß der 10. Straf-Jahre wiederum vollkommene
Freundschafft mit mir machen werde? Die Zei-
chen, gab es zur Antwort, sind folgende: Vor Ab-
lauff dieses dritten Jahres wirst du wiederum aufs

neue
II. Theil. s

hoͤchſte nicht genug 5. Jahr? Endlich da ich mich
unter ſolchen Klagen faſt ſehr ausgezehret hatte, trat
ein unbekandtes Maͤnnlein zu mir, und ſprach:
Elias hoͤre mir zu! reitze mit deiner Ungedult die
himmliſche Gerechtigkeit, welche dein Urtheil mit
ihrem Finger geſchrieben, nicht zum Zorne, ſondern
ertrage mit Gedult, was ſie dir auferlegt hat, ſo
werden deine Jahre auf 120. verlaͤngert werden.
Du haſt ja von dem himmliſchen Kleinode, Vor-
rath genug, dich annoch 7. bis 8. Jahre vor Ar-
muth und Kranckheit zu bewahren, denn es ſind ja
nunmehro bey nahe 3. Jahre von deiner Straf-Zeit
verfloſſen. Zeuch armſelige Kleidung an, und wan-
dere als ein Pilgrim durch die Welt, wende die
Helffte deines Schatzes an das Armuth, von der
uͤbrigen Helffte nimm deine Artzeney und Nah-
rung, und lobe beſtaͤndig den Hoͤchſten. Erinnere
dich, daß dieſes Geheimniß nirgends anders zu fin-
den ſey, als bey Jehova ſaturnine collocato in
centro mundi,
derowegen laͤutere deine Seele, da-
mit die himmliſche Sophia aufs neue deine Freund-
ſchafft ſuche, und dir die niemahls auszuſchoͤpfen-
den Stroͤme ihrer Gnade und Guͤtigkeit noch reich-
licher, als vorhero anbiete.

Jch Elias, fand mich durch die Rede des Maͤnn-
leins ſehr beruhiget und geſtaͤrckt, fragte aber alſo:
Was ſoll das Zeichen ſeyn, daß deine Reden wahr-
hafftig, und daß die himmliſche Sophia nach Ver-
fluß der 10. Straf-Jahre wiederum vollkommene
Freundſchafft mit mir machen werde? Die Zei-
chen, gab es zur Antwort, ſind folgende: Vor Ab-
lauff dieſes dritten Jahres wirſt du wiederum aufs

neue
II. Theil. s
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <floatingText>
            <body>
              <div n="1">
                <p><pb facs="#f0287" n="273"/>
ho&#x0364;ch&#x017F;te nicht genug 5. Jahr? Endlich da ich mich<lb/>
unter &#x017F;olchen Klagen fa&#x017F;t &#x017F;ehr ausgezehret hatte, trat<lb/>
ein unbekandtes Ma&#x0364;nnlein zu mir, und &#x017F;prach:<lb/><hi rendition="#aq">Elias</hi> ho&#x0364;re mir zu! reitze mit deiner Ungedult die<lb/>
himmli&#x017F;che Gerechtigkeit, welche dein Urtheil mit<lb/>
ihrem Finger ge&#x017F;chrieben, nicht zum Zorne, &#x017F;ondern<lb/>
ertrage mit Gedult, was &#x017F;ie dir auferlegt hat, &#x017F;o<lb/>
werden deine Jahre auf 120. verla&#x0364;ngert werden.<lb/>
Du ha&#x017F;t ja von dem himmli&#x017F;chen Kleinode, Vor-<lb/>
rath genug, dich annoch 7. bis 8. Jahre vor Ar-<lb/>
muth und Kranckheit zu bewahren, denn es &#x017F;ind ja<lb/>
nunmehro bey nahe 3. Jahre von deiner Straf-Zeit<lb/>
verflo&#x017F;&#x017F;en. Zeuch arm&#x017F;elige Kleidung an, und wan-<lb/>
dere als ein Pilgrim durch die Welt, wende die<lb/>
Helffte deines Schatzes an das Armuth, von der<lb/>
u&#x0364;brigen Helffte nimm deine Artzeney und Nah-<lb/>
rung, und lobe be&#x017F;ta&#x0364;ndig den Ho&#x0364;ch&#x017F;ten. Erinnere<lb/>
dich, daß die&#x017F;es Geheimniß nirgends anders zu fin-<lb/>
den &#x017F;ey, als bey <hi rendition="#aq">Jehova &#x017F;aturnine collocato in<lb/>
centro mundi,</hi> derowegen la&#x0364;utere deine Seele, da-<lb/>
mit die himmli&#x017F;che <hi rendition="#aq">Sophia</hi> aufs neue deine Freund-<lb/>
&#x017F;chafft &#x017F;uche, und dir die niemahls auszu&#x017F;cho&#x0364;pfen-<lb/>
den Stro&#x0364;me ihrer Gnade und Gu&#x0364;tigkeit noch reich-<lb/>
licher, als vorhero anbiete.</p><lb/>
                <p>Jch <hi rendition="#aq">Elias,</hi> fand mich durch die Rede des Ma&#x0364;nn-<lb/>
leins &#x017F;ehr beruhiget und ge&#x017F;ta&#x0364;rckt, fragte aber al&#x017F;o:<lb/>
Was &#x017F;oll das Zeichen &#x017F;eyn, daß deine Reden wahr-<lb/>
hafftig, und daß die himmli&#x017F;che <hi rendition="#aq">Sophia</hi> nach Ver-<lb/>
fluß der 10. Straf-Jahre wiederum vollkommene<lb/>
Freund&#x017F;chafft mit mir machen werde? Die Zei-<lb/>
chen, gab es zur Antwort, &#x017F;ind folgende: Vor Ab-<lb/>
lauff die&#x017F;es dritten Jahres wir&#x017F;t du wiederum aufs<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">II.</hi><hi rendition="#fr">Theil.</hi> s</fw><fw place="bottom" type="catch">neue</fw><lb/></p>
              </div>
            </body>
          </floatingText>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[273/0287] hoͤchſte nicht genug 5. Jahr? Endlich da ich mich unter ſolchen Klagen faſt ſehr ausgezehret hatte, trat ein unbekandtes Maͤnnlein zu mir, und ſprach: Elias hoͤre mir zu! reitze mit deiner Ungedult die himmliſche Gerechtigkeit, welche dein Urtheil mit ihrem Finger geſchrieben, nicht zum Zorne, ſondern ertrage mit Gedult, was ſie dir auferlegt hat, ſo werden deine Jahre auf 120. verlaͤngert werden. Du haſt ja von dem himmliſchen Kleinode, Vor- rath genug, dich annoch 7. bis 8. Jahre vor Ar- muth und Kranckheit zu bewahren, denn es ſind ja nunmehro bey nahe 3. Jahre von deiner Straf-Zeit verfloſſen. Zeuch armſelige Kleidung an, und wan- dere als ein Pilgrim durch die Welt, wende die Helffte deines Schatzes an das Armuth, von der uͤbrigen Helffte nimm deine Artzeney und Nah- rung, und lobe beſtaͤndig den Hoͤchſten. Erinnere dich, daß dieſes Geheimniß nirgends anders zu fin- den ſey, als bey Jehova ſaturnine collocato in centro mundi, derowegen laͤutere deine Seele, da- mit die himmliſche Sophia aufs neue deine Freund- ſchafft ſuche, und dir die niemahls auszuſchoͤpfen- den Stroͤme ihrer Gnade und Guͤtigkeit noch reich- licher, als vorhero anbiete. Jch Elias, fand mich durch die Rede des Maͤnn- leins ſehr beruhiget und geſtaͤrckt, fragte aber alſo: Was ſoll das Zeichen ſeyn, daß deine Reden wahr- hafftig, und daß die himmliſche Sophia nach Ver- fluß der 10. Straf-Jahre wiederum vollkommene Freundſchafft mit mir machen werde? Die Zei- chen, gab es zur Antwort, ſind folgende: Vor Ab- lauff dieſes dritten Jahres wirſt du wiederum aufs neue II. Theil. s

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/287
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/287>, abgerufen am 09.05.2024.