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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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allergrößte Mühe der gäntzlichen Verzweifelung
zu widerstehen, welche mir eines Tages folgende
Worte auspressete: Herr, ist es möglich, daß
du um einer eintzigen übereilten Sünde wil-
len, mir das grosse Siegel und Zeugniß dei-
ner Gnade zurück ziehen kanst? laß entweder
dieses nicht von mir geschieden seyn, oder
scheide meinen Leib und Seele gleichfalls
von einander.
Gleich nach Aussprechung die-
ser Worte wurde mein Geist entzückt, an einen
solchen Ort, der wegen seiner Klarheit und Zierde
nicht zu beschreiben ist, auch sind die Worte nicht
nachzusagen, die ich daselbst gehöret habe, es kam
mir aber eine diamantene Tafel vor die Augen
meines Gemüths, auf welcher folgende Worte ge-
schrieben stunden: Elias Artista hat auf einmahl
10. Sünden begangen, derohalben muß er
zur Strafe 10. gantzer Jahr, der gäntzli-
chen Zubereitung des himmlischen Kleinods
beraubt seyn, ohngeacht an seiner eifrigen
Busse und völliger Bekehrung kein Zweifel
ist.
So bald ich, fuhr der verzweifelte Wind-Beu-
tel Elias fort, diese Schrifft tief in meine Seele einge-
drückt, fuhr dieselbe eiligst zurück in ihren Cörper,
welcher auf den Boden der Cammer ausgestreckt
lag. Eines theils befand sich derselbe etwas ge-
tröstet, andern theils wurde er zum öfftern wieder
mit neuer Traurigkeit überfallen, so daß ich die al-
lereinsamsten Oerter suchte, mich zur Erde nieder
warff, und ohne Unterlaß schrye: Ach HErr, wie
so lange? wende dich HErr! Jsts nicht genug
3. Jahr? ists nicht genug 4. Jahr? ists aufs

höchste

allergroͤßte Muͤhe der gaͤntzlichen Verzweifelung
zu widerſtehen, welche mir eines Tages folgende
Worte auspreſſete: Herr, iſt es moͤglich, daß
du um einer eintzigen uͤbereilten Suͤnde wil-
len, mir das groſſe Siegel und Zeugniß dei-
ner Gnade zuruͤck ziehen kanſt? laß entweder
dieſes nicht von mir geſchieden ſeyn, oder
ſcheide meinen Leib und Seele gleichfalls
von einander.
Gleich nach Ausſprechung die-
ſer Worte wurde mein Geiſt entzuͤckt, an einen
ſolchen Ort, der wegen ſeiner Klarheit und Zierde
nicht zu beſchreiben iſt, auch ſind die Worte nicht
nachzuſagen, die ich daſelbſt gehoͤret habe, es kam
mir aber eine diamantene Tafel vor die Augen
meines Gemuͤths, auf welcher folgende Worte ge-
ſchrieben ſtunden: Elias Artiſta hat auf einmahl
10. Suͤnden begangen, derohalben muß er
zur Strafe 10. gantzer Jahr, der gaͤntzli-
chen Zubereitung des himmliſchen Kleinods
beraubt ſeyn, ohngeacht an ſeiner eifrigen
Buſſe und voͤlliger Bekehrung kein Zweifel
iſt.
So bald ich, fuhr der verzweifelte Wind-Beu-
tel Elias fort, dieſe Schrifft tief in meine Seele einge-
druͤckt, fuhr dieſelbe eiligſt zuruͤck in ihren Coͤrper,
welcher auf den Boden der Cammer ausgeſtreckt
lag. Eines theils befand ſich derſelbe etwas ge-
troͤſtet, andern theils wurde er zum oͤfftern wieder
mit neuer Traurigkeit uͤberfallen, ſo daß ich die al-
lereinſamſten Oerter ſuchte, mich zur Erde nieder
warff, und ohne Unterlaß ſchrye: Ach HErr, wie
ſo lange? wende dich HErr! Jſts nicht genug
3. Jahr? iſts nicht genug 4. Jahr? iſts aufs

hoͤchſte
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[272/0286] allergroͤßte Muͤhe der gaͤntzlichen Verzweifelung zu widerſtehen, welche mir eines Tages folgende Worte auspreſſete: Herr, iſt es moͤglich, daß du um einer eintzigen uͤbereilten Suͤnde wil- len, mir das groſſe Siegel und Zeugniß dei- ner Gnade zuruͤck ziehen kanſt? laß entweder dieſes nicht von mir geſchieden ſeyn, oder ſcheide meinen Leib und Seele gleichfalls von einander. Gleich nach Ausſprechung die- ſer Worte wurde mein Geiſt entzuͤckt, an einen ſolchen Ort, der wegen ſeiner Klarheit und Zierde nicht zu beſchreiben iſt, auch ſind die Worte nicht nachzuſagen, die ich daſelbſt gehoͤret habe, es kam mir aber eine diamantene Tafel vor die Augen meines Gemuͤths, auf welcher folgende Worte ge- ſchrieben ſtunden: Elias Artiſta hat auf einmahl 10. Suͤnden begangen, derohalben muß er zur Strafe 10. gantzer Jahr, der gaͤntzli- chen Zubereitung des himmliſchen Kleinods beraubt ſeyn, ohngeacht an ſeiner eifrigen Buſſe und voͤlliger Bekehrung kein Zweifel iſt. So bald ich, fuhr der verzweifelte Wind-Beu- tel Elias fort, dieſe Schrifft tief in meine Seele einge- druͤckt, fuhr dieſelbe eiligſt zuruͤck in ihren Coͤrper, welcher auf den Boden der Cammer ausgeſtreckt lag. Eines theils befand ſich derſelbe etwas ge- troͤſtet, andern theils wurde er zum oͤfftern wieder mit neuer Traurigkeit uͤberfallen, ſo daß ich die al- lereinſamſten Oerter ſuchte, mich zur Erde nieder warff, und ohne Unterlaß ſchrye: Ach HErr, wie ſo lange? wende dich HErr! Jſts nicht genug 3. Jahr? iſts nicht genug 4. Jahr? iſts aufs hoͤchſte

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/286>, abgerufen am 23.11.2024.